Fastnacht
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Beschreibung
Zum Brauchtum der Mühlheimer Fastnacht gehört das "Dengeln" am Fastnachtsmontag. Dieser Weckbrauch entstand wahrscheinlich 1926 oder 1927, als einige junge Männer auf den Einfall kamen, die winterliche Stadtwiese zu mähen. Zuvor mussten sie allerdings noch ihre Sensen "dengeln", also auf einem Amboss scharf klopfen. Während das Mähen der Wiese eine einmalige Aktion blieb, hat sich das "Dengeln" bis heute gehalten. So ziehen am Morgen des Fastnachtsmontags immer zwei oder drei junge Männer gemeinsam los. In ihrer bäuerlichen Arbeitstracht laufen sie mit der Musik durch das Städtchen, um die Bürger zu wecken. Dabei schlagen sie kräftig mit ihrem Hammer auf den mitgeführten Dengelstock. Die Dengler sitzen währenddessen auf einem kurzen Stamm, in dem der Dengelstock steckt. Am Fastnachtsmontag läuft das "Sagt' er" ab.
Maskenfiguren:
Der "Sagt' er"-Vorsänger trägt Frack und Zylinder. Die "Sagt' er", welche dem Vorsänger folgen, stellen Müllerburschen dar. Ihre Gesichter sind mehlbestäubt. Nach jedem Vortrag des Vorsängers, der zur Unterstreichung des Gesagten seinen Taktstock schwingt, tanzen die Burschen paarweise einen Dreher und singen ihr Tiralala.
Eine der Hauptfiguren der Mühlheimer Fastnacht ist der Müllemer Narr. Er geht zurück auf das Jahr 1908, als sich Arbeiter der Uhrenfabrik als Hansele verkleideten. Sie trugen Spitzhut und Krause, Bluse und Kniebundhose. Seit 1934 gibt es die heutige Figur des Müllemer Narren. Die Holzlarve zeigt das Gesicht eines Mahlknechts oder auch eines Müllerburschen und hat kräftige Züge. Das aus starker Sackleinwand gefertigte Häs soll an Korn- oder Mehlsäcke erinnern. Figürliche Motive zieren die Larvenhaube sowie die Ärmel und Beine von Kittel und Hose. An den übrigen Stellen sind pflanzliche Ornamente wie Ähren oder Kornblumen aufgemalt. Das Wappen von Mühlheim mit einem stilisierten Mühlrad, das Wappen der Herren von Enzberg sowie der Kopf eines Geißbocks finden sich ebenfalls auf der Larvenhaube. Der Geißbock spielt auf den örtlichen Necknamen an. Die Zunft hat Wappen, Geißbock und Ornamente festgelegt, bei den weiteren Motiven hat der Häsmaler freie Hand. Auf der Haube des Narren sitzt ein hölzerner Trichter, der auf den Behälter anspielt, welcher beim Mahlgang über dem Rüttelstuhl sitzt. Gehör verschafft sich der Narr mit Hilfe seiner hölzernen Klappern in viereckiger Trichterform mit metallenen Schwengeln. Der Narr trägt am Handgelenk ein weißes Säckle, aus dem das "Gesprüer" ausgeworfen wird.
Die zweite maskierte Fastnachtsfigur ist das Keaweib, das "Kienspanweib". Diese Figur soll an die ehemals große Armut und das einfache Leben der Mühlheimer erinnern. Zu Zeiten, da es kein elektrisches Licht gab und die Menschen sich weder Kerzen noch Petroleum leisten konnten, nutzte man Kienspäne zum Anfeuern und auch als Lichtquelle. Zur Fastnachtszeit im vorigen Jahrhundert und auch noch vor und nach dem Ersten Weltkrieg zogen Männer als Marktfrauen verkleidet umher, um sich mit dem Verkauf solcher Kienspäne eine etwas aufwendigere Fasnet leisten zu können. Die heutige Figur des Keaweibes trägt neben altmodischen Frauenkleidern eine Holzlarve mit den Zügen einer älteren, abgearbeiteten Frau. Auf dem weißen Kopftuch, das die Larve umschließt, sitzt der Bausch, auf dem die Frauen früher ihre Körbe oder andere Gefäße transportierten. Das Keaweib trägt am linken Arm einen großen Henkelkorb mit Deckel, worin es die Keabüschele trägt. In ihrer Hand hält es ein aus schwarzem Samt gefertigtes Beuteltäschchen, das sogenannte "Ridikül", auf dem das Mühlheimer Mühlrad aufgestickt ist.
Geschichte:
Die Mühlheimer Fasnet kann auf eine alte Tradition zurückblicken: Aus dem Jahre 1483 weiß man, dass der damalige Bürgermeister gebot, bereits am Montag Fastnacht zu feiern. Der Stadtherr jedoch befahl, erst am "Zinstag vor dem Eschenmittwoch" närrisch zu sein. Der "Weiberdonnerstag" ist seit dem Jahre 1667 bekannt. Bis heute hat sich diese Übung gehalten, nach der die Frauen das Regiment führen und Fastnacht feiern. Die Kosten für Speisen und Getränke trägt dabei die Stadt.
Der wohl bekannteste Mühlheimer Fastnachtsbrauch ist der "Sagt' er". Während einer Berlinreise besuchte Balthasar Leibinger das Singspiel "Ein Wiener in Berlin". Das brachte ihn auf die Idee, so etwas auch in Mühlheim zu veranstalten. 1892 führte er am Fastnachtsmontag erstmals das Sing- und Rügespiel auf und besang in Frack und Zylinder örtliche Begebenheiten an mehreren Stellen in der Oberstadt. Die sogenannten "Sagt' er"-Männer in ihren weißen Hemden und mit ihren schwarzen Zipfelmützen folgten ihm, um nach jedem Reim ihre Bestätigung mit einem lauten "Sagt' er" und kräftigem Kopfnicken kundzutun. Auch dieser Brauch hat sich bis in die heutige Zeit aufrechterhalten.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahr 1937 statt.
Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.
Referenzen
Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.

