Fastnacht

Stetten am kalten Markt

Sigmaringen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 10.02.2024 (Fastnachtssamstag)

Nächstes Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 01.03.2025 (Fastnachtssamstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Stetten am kalten Markt

Kreis

Sigmaringen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Organisiert und durchgeführt wird die Fastnacht in Stetten von der Bockzunft. Sie ist Veranstalter des Narrenbaumsetzens am Schmotzigen Dunnsteg sowie der Bälle am Fastnachtssamstag (Zunftball) und am Fastnachtsmontag (Scheifele-Ball).
Der Fastnachtsdonnerstag ist heute wie damals bestimmten Personengruppen vorbehalten: zum einen den Kindern, die mit Erlaubnis oder auf Geheiß der Eltern im Fasnachtshäs und mit Gesichtsbemalung auf die Straße gehen, den jungen Burschen (seit 1900 waren dies meist die Angehörigen des Jahrgangs, der zur Musterung heranstand und mit der Einberufung zum Militärdienst rechnen musste), die sich zum Aufstellen des Narrenbaums einfanden und der Feuerwehr, die immer schon am „Schmotzigen Dunnsteg-Abend“ ihren Traditionsball, zeitweise auch mit Maskenprämierung, veranstaltete.
Das „Narrenbaumsetzen“ am Schmotzige Dunnschteg gehört zu den alten Traditionen der Fasnet. Seit jeher ist es Aufgabe der zwanzigjährigen Gemeindemitglieder, einen Narrenbaum zu schlagen und diesen auf dem Marktplatz aufzustellen. Dieser Narrenbaum ist nicht selten kirchturmhoch.
Auch Eier-, Speckessen, das Heischen und das „Maschgeregau“ sind altüberlieferte närrische Bräuche. Neben Narrenbaumsetzen und Bocktanz, gehört auch das „zum Bock schlagen“ zu den Fasnetsbräuchen. Am Schmotziga Dunnschteg, wenn alle Narren auf dem Marktplatz versammelt sind, schlagen die Narrenräte verdiente Bürger und Prominente zum Bock. Im Anschluss daran erhalten sie einen Goldorden.
Am Fastnachtsmontag ist seit vielen Jahren nachmittags um 14 Uhr ein Kinderumzug mit anschließender Familienfasnet in der Alemannenhalle. Die Familienfasnet ist ebenfalls noch relativ jung; sie fällt mit ihren Anfängen in etwa zusammen mit der Gründung der Bockzunft.
Mit dem Fällen des Narrenbaumes durch die Zwanzigjährigen endet die Fasnet in Stetten.

Maskenfiguren:
Die Zentralfigur der Stettener Fasnet ist der Bockstetter Bock, für dessen Gestaltung es wohl mehrere Gründe gab. So war der Bock früher das Wappentier der Herren von Hausen und Stetten. Auch die Tatsache, dass die Schäferei auf dem Heuberg weitverbreitet war sowie der Spitzname „Bock“, mit dem die Nachbarn die Stettener betiteln, bieten eine Erklärung. Die naturgetreue Larve ist aus Lindenholz geschnitzt und weist echte Widderhörner auf. Sowohl Larvenhaube als auch Jacke bestehen aus chromgegerbtem Lammfell. Auf den Hosen aus Drillichtuch sind Szenen aus dem Hirtenleben aufgemalt. Der Bock hat eine Glocke um den Hals hängen, mit der er seine Zustimmung oder auch Ablehnung bekundet. Die Glocken der Figuren sind jeweils anders gestimmt. Beim Umzug führt der Zunftschäfer in seiner Albschäfertracht die Bockherde an.

Die zweite wichtige Fasnetsfigur ist seit 1958 die Marktfrau. Ihr Name weist auf den Zusatz des Ortsnamens „am kalten Markt“ hin. Die unverlarvte Marktfrau trägt ein dem Gewand der früheren Bürgersfrauen nachempfundenes Häs aus weißer Bluse mit Spitzen und grauem Leinenrock, der mit Marktfrüchten bemalt ist. Kittel sowie Strümpfe sind weinrot. Den Kopf schmückt ein weiß-rot kariertes Tuch. Zur Ausstattung gehört weiter der altertümliche Henkelkorb mit Decke. Die Marktfrauen haben wichtige Aufgaben innerhalb der Fasnet. So backen sie am Schmotzige Dunnschteg die traditionellen Fasnetküchle. Ein besonderer Brauch ist der „Bocktanz“, den die Marktfrauen mit den Böcken tanzen.

Johann Jakob Scheifele und die Hudl-Ann sind weitere unverlarvte Fasnetsfiguren und fungieren als Narreneltern. Der Narrenvater Scheifele ist einem Stettener Original aus dem letzten Jahrhundert nachempfunden und lässt sich gewiss zu den Schalksnarren zählen. Die sympathische Hudl-Ann entstand nach einer Sagengestalt: als „Eulengrubenweible“ taucht sie in der Sage einmal als gute Fee und ein andermal als böse Hexe auf.

Zu den Stettener Fasnetsfiguren zählen natürlich auch die Narrenräte mit dem Zunftmeister, die markante Gestalt des Narrenpolizei und die Bockmusik. Die Mitglieder dieser Zunftkapelle tragen österreichische Grenadieruniformen, die aus der Zeit um 1800 stammen. Die weißen Hosen sind aus Leinen und haben rote Galons, der Waffenrock ist grün, als Kopfbedeckung dient ein tschakoartiger Helm.

Geschichte:
Seit eh und je, das heißt schon unter der Herrschaft des Freiherrn Joachim von Hausen(1574-1648) wurde in Stetten am kalten Markt Fastnacht gefeiert, wenn auch in etwas anderer Form als heute. Den frühesten Hinweis auf eine Fastnacht in Stetten trägt ein altes Waffeleisen mit der Jahreszahl 1592, das zum Backen von Fasnetsküchli diente. Des weiteren findet sich die Erwähnung der Fastnacht auch in einem Manuskript zur Stettener Chronik, wonach man sich 1629 im Familienkreise des Joachim von Hausen und Stetten eine fröhliche Fastnacht und eine leichte Fastenzeit wünscht. Die Fastnacht war wohl damals schon mit festem Termin vor dem Aschermittwoch im Jahreslauf angesiedelt.
Die Teilnahme und das Fastnachthäs waren, da bis 1950 eine eigentliche Fastnachts- oder Narrenzunft nicht bestanden hat, eher individuell. Mit der Gründung der „Bockzunft“ im Jahre 1950 wollte man die Fastnacht dann in organisierte Bahnen lenken. Seit diesem Zeitpunkt sorgt die noch relativ junge Bockzunft Stetten akM e.V. dafür, dass das Brauchtum der Stettener Fasnet erhalten und gepflegt wird.
Die Aufnahme der Bockzunft in die VSAN fand 1965 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch-
Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan
entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.