Fastnacht
Dieses Jahr
27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 01.03.2025 (Fastnachtssamstag), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)Nächstes Jahr
12.02.2026 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 14.02.2026 (Fastnachtssamstag), 16.02.2026 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 18.02.2026 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)Turnus
Festausübung
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Am ersten Samstag nach Dreikönig, „gohts degege“! und am „Schmutzige Dunschdig“ findet der Klepperles-Wettbewerb statt, bei dem der oder die Beste ermittelt und zum „Klepperleskönig“ beziehungsweise zur „Klepperleskönigin“ ernannt werden.
Am Fasnetssamstag ruft der Teufel auf dem Marktplatz sein „Hexe, Hexe, stelze rab vum Kandelfelse!“, es beginnt der „Hexensabbat“.
Ein besonderer Höhepunkt in Waldkirch ist die „Elfi-Meß“ am „Fasnetmentig“ (Fastnachtsmontag). Dieses Ereignis findet nur für die männlichen Waldkircher Narren statt.
Hexensabbat
Am Abend des Fasnetssamstag ruft der Teufel auf dem abgesperrten Marktplatz sein „Hexe, Hexe, stelze rab vum Kandelfelse!“, es beginnt der „Hexensabbat“.
Auf den Fensterbänken der umliegenden Häuser werden Windlichter angezündet, und am Boden ist eine Hexe mit dem Anfachen eines großen Feuers beschäftigt. In schwindelnder Höhe ist bereits von einer Hausreihe zur anderen quer über den Platz ein Drahtseil gespannt. Um sieben Uhr ertönt vom Rathaus her ein schriller Glockenklang und gleichzeitig biegt die Narrenkapelle in den Platz ein, gefolgt von einem wilden Rudel von fackelbewehrten Hexen. Angeführt werden sie von einem furchterregenden Teufel, der den nachfolgenden Hexentanz unter Heulen und Donnergrollen anzettelt. Aus dem riesigen Feuerkessel lodern helle Flammen auf, und dunkle Rauchschwaden steigen auf. Die Musik hat sich inzwischen beim Marienbrunnen aufgestellt und wirft schrille Töne in die Nacht hinaus, während der Teufel mit dumpfer Stimme den Hexen Anweisungen gibt.
Ein eindrücklicher Feuertanz wird vorgeführt, und wenn dann wieder der Narrenmarsch ertönt, kläppert es aus Hunderten von Kinderhänden dazu. Die Kläpperle sind längliche Holzbrettchen, die wie Kastagnetten in der Hand liegen und im Takt aneinandergeschlagen werden. Diese Kunst wird hier bis zur Perfektion geübt und als Anreiz dazu wird in einem Wettstreit jedes Jahr der oder die Kläpperle-KönigIn ermittelt. Der Höhepunkt des Abends kommt in jenem Augenblick, wenn eine der Hexen aus dem Fenster im obersten Stockwerk auf das Seil steigt, sich auf den Feuerbesen schwingt und unter sprühendem Funkenregen über den Köpfen der Zuschauer über den Marktplatz fegt. Ist dann der ganze Spuk beendet, so strömt man in die Lokale zum Intrigieren oder Schnurren.
Aufnahme bei den Waldkircher Kandelhexen finden lediglich Männer ab 18 Jahren. Bei der Zeremonie der Aufnahme der Hexennovizen geht es gar schaurig zu: Nur zwei Feuer erhellen den Marktplatz, wenn der Teufel vor jeden Neuling tritt und den Hexenbesen übergibt. Zur Stärkung für die kommenden Aufgaben als Hexe reicht er ihnen bei funkensprühendem Hagelwetter den Hexentrunk. Dann beginnt unter dem Spiel der Stadtmusik der Hexentanz.
Seit dem späten Mittelalter sollen sich der Überlieferung nach Hexen auf dem Kandelberg getroffen haben. So berichten alte Erzählungen, man habe oben von Katzen gezogene Hexenkutschen beobachtet.
Maskenfiguren:
Das Häs der Kandelberghexe besteht aus Rock und Mieder, hergestellt mit blau gemustertem Zeuglesstoff. Über dem Rock trägt die Hexe eine rote Schürze. Die Larve ist aus Holz gefertigt. In dem stark zerklüfteten Hexengesicht berühren sich Nase und Kinn beinahe. Die Rundungen über den Augen sind überbetont, der hämisch grinsende Mund zeigt hervorstehende Hexenzähne. Um den grusligen Ausdruck des Gesichts zu verstärken, ist das rote Kopftuch über der Stirn in drei halbrunde Wulsten drapiert. Rechts und links rahmen zwei Flachszöpfe die Larve ein.
Geschichte:
Die Kandelhexen und ihr Hexensabbat sind eine neuere Erscheinung der Waldkircher Fastnacht. Aus alten Erzählungen, die vom Kandel als Tummelplatz von Teufeln und Hexen berichten, hat sich die 1865 gegründete Narrenzunft Krakeelia inspirieren lassen.
1974 entwarf der Künstler Hans Hoch die Hexenlarve, die dann vom Elzacher Bildhauer Wernet ausgeführt wurde. Nach Überlieferung alter Waldkircher sollen hier früher als Typen vor allem der Hanswurst, auch Jokili genannt, und der Hemdglunker heimisch gewesen sein. Das Tragen von Holzmasken wird in den Gerichtsprotokollen bereits im Jahre 1705 erwähnt. Während der Hanswurst aus der Waldkircher Fasnet ganz verschwunden ist, hat die Narrenzunft den ebenfalls lange verschwundenen Bajass 1933 wieder eingeführt. Er erhielt 1952 ein neues Häs in den Stadtfarben Blau-Gelb: den Kopf bedeckt eine gehörnte Narrenkappe mit Schellen und an den Füßen trägt er echte Schnabelschuhe. Die Bajasse ziehen am Schmutzigen Donnerstag im Kläpperle-Zug mit Hunderten von Hemdglunkern durch die Stadt. Zu sehen sind sie auch am Fastnachtssonntag auf dem Narrenmarkt, wenn mit Drehorgeln, Buden und Ständen fröhlicher Fastnachtsbetrieb herrscht.
Weitere Maskenfiguren:
Das Gewand der Klepperles-Bube ist ein sogenanntes Hemdglonkerhäs, bestehend aus weißen Hosen, weißem Männerhemd, rotem Halstuch und weißer Zipfelmütze. Die Figur des Hemdglunker ist in Waldkirch die älteste Figur eines Laufnarren. Höhepunkt für die Klepperles-Buebe ist der „Klepperles-Wettbewerb“ am Nachmittag des Schmutzige Dunschdig, bei dem der oder die Beste ermittelt und zum „Klepperleskönig“ beziehungsweise zur „Klepperleskönigin“ ernannt werden. Den Klepperles-Wettbewerb gibt es bereits sei 1953.
Die Gewänder der Alten Jungfern sind sehr aufwendig und stammen aus Großmutters Kleiderschrank. Dazu gehören große herrliche Hüte und eine Halblarve.
Wie in vielen Narrenorten üblich, hat auch Waldkirch seine Narreneltern, die für die Zunft eine Art „elterliche Obhut“ darstellen und einen Narrenbüttel, der für die närrische Ordnung zu sorgen hat. Er trägt die Uniform eines Ortspolizisten, ein Bandelier mit Säbel quer über der Brust und einen Nachtwächterspieß. Zu den Aufgaben des Narrenbüttels gehört es, närrische Bekanntmachungen auszurufen.
Geschichte:
„Am erste Samstig nach Dreikönig, do gohts degege, un nit wenig!“ So ruft der Büttel die Waldkircher Fasnet aus. Die fünfte Jahreszeit hat in diesem Schwarzwaldort eine lange Tradition. Bereits im Jahr 1673 ist ein „feister Montag“ und „Zienstag“ bekannt. In einem Gerichtsprotokoll von 1705 finden sich Hinweise zu Fastnachtsaktivitäten. Dort heißt es, es habe einen Narrenlauf gegeben, und die Beteiligten hätten Holzlarven getragen.
Im Jahr 1865 gründeten die Waldkircher ihre Narrenzunft „Krakeelia“. Seit damals gehört die „Zunftorgel“, eine Drehorgel, zu jedem wichtigen Auftritt. Beim Gründungsumzug fand auch der alte Brauch des Klepperns statt. Diese Besonderheit der Waldkircher Fasnet hat sich bis heute gehalten, und jedes Waldkircher Kind ist stolz darauf, diese Kunst zu lernen: Zwei kleine Holzbrettchen klemmt man sich zwischen Zeige-, Mittel- und Ringfinger, um ihnen so durch spezielles Handschwingen den richtigen Klang zu entlocken. Beim Umzug zur Fasnetseröffnung am Schmutzige Dunschdig sieht und hört man die Klepperles-Buebe durch die Straßen ziehen.
Nach den Schilderungen alter Waldkircher sollen in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts drei Fastnachtstypen heimisch gewesen sein: Schuddig, Hanswurst und Bajaß. Letzterer, eine Schalksnarrenfigur, hat sich bis heute gehalten. Die Herkunft des Bajaß ist wahrscheinlich in südlicheren Gefilden zu suchen. Im 17. Jahrhundert wanderten Händler aus Savoyen ein und ließen sich nieder. Außer ihren Waren brachten sie auch ihre Landesbräuche mit, zu denen das Feiern der Fastnacht gehörte. Zur Fastnacht in Savoyen gehörte auch eine Harlekinfigur, der „Harleging“, mit einer Narrenkappe. Protokolle des Stadtgerichts vom 13. März 1727 berichten von einem Fall, bei dem Rosina Henneberger einen Savoyarden anklagt, er habe sie beim Fasnetstanz mit seiner Kappenspitze verletzt. Darin sei ein steinernes Messerheft verborgen gewesen. Aus dem Jahr 1897 existiert noch die Photographie eines Bajaß. Jener trug eine Kappe mit einem nach vorne und einem nach hinten stehenden Zipfel.
Das Häs des heutigen Bajaß gibt es seit 1952. Große Wollstoffrauten in den Waldkircher Stadtfarben Blau und Gelb sind auf das Häs aufgenäht. Kleine Schellen sitzen an den Säumen. Die Holzlarve zeigt das Gesicht eines fröhlich lachenden Schalksnarren. Der Kopf des Narren ist mit einer Hörnerkappe bedeckt. An den Enden der beiden nach rechts und links stehenden Zipfel hängen ebenfalls kleine Glöckchen. Schnabelschuhe gehören weiter zum Häs. In der Hand hält der Bajaß eine Pritsche als Narrenschwert. Einem alten Glauben nach weckt und beschleunigt der Pritschenschlag Wachstum und Fruchtbarkeit. Außerdem führt der Bajaß ein Paar Klepperle mit sich, die er ebenso kunstvoll gebraucht wie die Klepperles-Buebe.
Das „Schnurren“ des weiblichen Narrenvolkes hat eine lange Tradition. Das Narrenlaufen war früher reine Männersache, und die Teilnahme von Frauen an der Fastnacht allgemein war nur sehr eingeschränkt erlaubt. Es gab lediglich am Aschermittwoch ein sogenanntes „Frauenrecht“. In Waldkirch kannte man bereits lange vor 1957, als die Narrenzunft die Alten Jungfern aufnahm, Frauen, die zur Fastnachtszeit schnurrend durch die Straßen und Lokale zogen. Sie machten damit von ihrem uralten Rügerecht Gebrauch. Auch heute noch sagen sie den Männern wenig schmeichelhafte Dinge.
Die Aufnahme der Narrenzunft Krakeelia in die VSAN war im Jahre 1933.
Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter
www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch-
Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan
entnommen werden.



