Fastnacht

Wehingen

Tuttlingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag)

Nächstes Jahr

12.02.2026 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag), 16.02.2026 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Wehingen

Kreis

Tuttlingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Mit dem "Gschell-Abstauben" beginnt in Wehingen die Fastnachtszeit. Am Schmotzige Donnerstag setzen die Narren den Schultes ab und übernehmen die Amtsgewalt. Nach dem Fasnetmontag mit Wecken in der Frühe und Umzug am Nachmittag enden am Dienstagabend die närrischen Tage mit der Demaskierung aller Narren um Mitternacht.

Neben dem Wehinger Narrenkleid, dessen nachweislich ältestes Exemplar aus dem Jahre 1863 stammt, ist 1992 das Harrasweible vom kulturellen Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte als Figur der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet offiziell anerkannt worden. Das Jahr 1992 war geprägt von den Vorbereitungen für das 3. Landschaftstreffen der Fasnetslandschaft Neckar-Alb, welches aufgrund der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde auf das Jubiläumsjahr vorverlegt wurde. Bei dieser Veranstaltung ist die Narrenzunft Vorreiter einer neuen Idee: das Treffen soll durch Beschränkung der Anzahl der Zünfte eine familiäre Atmosphäre schaffen. Eine unkonventionelle Umzugsgestaltung mit Vorführungen unterstützt den Gedanken, die Narren auch bei einer großen Veranstaltung unters Volk zu bringen.
In Wehingen gibt es heute etwa 290 von der Zunft registrierte und zugelassene Narrenkleider. Dazu kommen noch 67 Harrasweible. Beim alljährlichen Umzug am Fasnetsmontag wirken rund 270 Hästräger mit. Diese Zahlen belegen, dass das Fasnetsbrauchtum in Wehingen einen hohen Stellenwert hat.

Maskenfiguren:
Ihre Hauptfasnetfigur nennen die Wehinger schlicht "Narr". Sein Weißnarrengewand ist aus grobem Leinen genäht und mit Ölfarbe bemalt. Auf der Kittelvorderseite sind ein Eichhorn und ein Zwerg zu sehen, die Kittelrückseite ziert ein Schreckgesicht. Eine Maske und ein Einhorn sind auf den Ärmeln zu finden. Auf die Hinterseite der Hosenbeine sind ein Bauer und eine Bäuerin mit einer Schlange gemalt, auf die Vorderseite ein Falkner und eine Dame mit einem glücksbringenden Schwein. Auch die Kopfhaube, an der zwei Fuchsschwänze befestigt sind, ist bemalt. Die Motive sind: Herr, Bauer, Graf und Hofnarr. Die glatte Barockmaske hat einen freundlichen Ausdruck. Runde Wollzotteln, die an den fünf Spitzen des Larventuchs angebracht sind, hängen dem Narr ins Gesicht. An einem über der Brust gekreuzten Riemen sind die Glocken befestigt, die man früher aus alten Sensen fertigte.

Die zweite Fastnachtsfigur Wehingens ist das Harrasweible. Die 1974 entworfene Figur entstand nach einer Sagengestalt. Es heißt, dass der Geist eines Weibes auf dem Weg zwischen Harras und Obernheim Fuhrleuten aufgelauert sei und mit diesen seinen Schabernack getrieben habe. Dagegen versuchten sich die Fuhrleute durch ein Kreuzzeichen oder durch das Entfernen der 13. Speiche aus dem Rad zu schützen. Die Holzmaske des Harrasweibles ist eine Wehinger Besonderheit, sie zeigt ein zwiespältiges Gesicht mit einer lachenden und einer griesgrämigen Seite. Das Häs, das jedes Weible selbst näht, setzt sich aus Rock, Schürze, Bluse und Kopftuch zusammen. Obwohl die Häser sich farblich unterscheiden, haben sie doch eine gemeinsame Stilrichtung. Ein Reisigbüschel dient dem Harrasweible als Kopfputz.

Geschichte:
Im 19. Jahrhundert zogen die Wehinger Bauernsöhne in weitem Umkreis umher, um sich im Sommer ihr Brot zu verdienen. Zur Winterszeit fanden sie sich dann wieder im Heimatort ein. Auf ihren Wanderungen durch die Baar und ihren Besuchen in den Städten an Donau und Neckar hörten sie viel von den dortigen Fastnachtsbräuchen. Somit ist nicht verwunderlich, dass es bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Glattlarven und Weißnarrenhäser gab. Neben drei bleichen Holzmasken aus jener Zeit ist auch ein Häs aus dem Jahr 1863 überliefert.
Um die bis dahin "wilde" Fastnacht zu organisieren, gründeten die Vorstände des Turnvereins mit Bürgermeister Faitsch im Januar 1939 erstmals in Wehingen eine Narrenzunft. Ziel der Gründung war es, die Wehinger Fasnet, deren Anfänge im Volksbrauchtum zwar nicht zu datieren waren, deren traditionelle Existenz aber nicht verleugnet werden konnte, mit ihrem alten Brauchtum zu festigen und zu erhalten. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde dieser gute Anfang leider unterbrochen, und auch die Fasnet 1946 stand noch unter den Nachwehen des Krieges. Eine öffentliche Veranstaltung durfte damals nicht stattfinden, aber die alten Narren ließen sich die Fasnet nicht nehmen, sondern holten die Masken und Kleider aus den Schränken und "staubten sie ab". Trotz Straßensperre und Ausgangsverbot wurde in der Schmelze (Harras) Fasnet gehalten. Den Heimweg übers Feld musste sich jeder Narr selbst suchen, um nicht der Besatzungskontrolle in die Arme zu laufen.
1947 haben die Narren zu einer Versammlung in den "Adler" eingeladen; obwohl nur wenige an dieser Versammlung teilgenommen hatten, wurde die Fasnet ein großer Erfolg, da die ganze Einwohnerschaft mitmachte. Am Fastnachtssonntag wurde die Fasnet ausgerufen. Mit einer alten Kutsche vom Sonnenwirt ging die Fahrt durch die ganze Gemeinde. An den markanten Plätzen proklamierte man den Verlauf der Fasnet und lud die ganze Bevölkerung dazu ein. Die Veranstaltungen waren abwechselnd in den Lokalen "Adler", "Sonne" und "Löwen", da diese jeweils einen Saal zur Verfügung stellen konnten. Auch in den folgenden beiden Jahren hielt man die Fasnet in dieser Form ab. Im Jahre 1949 mussten die Elferräte aus der eigenen Tasche pro Kopf 12,50 DM dazulegen, um die Kasse auszugleichen. Diese Erfahrung dürfte nicht zuletzt dazu beigetragen haben, dass von den alten Narren wieder die Gründung einer Zunft angestrebt wurde.
Im Februar 1950 lud man wieder zu einer Versammlung ein, diesmal ins Gasthaus "Rose". Initiator war Zahnarzt Max Erath. Obwohl die Versammlung nur schwach besucht war, wurde die Narrenzunft gegründet, und schon im ersten Jahr konnte bei etwa 80 Mitgliedern der Beitrag eingezogen werden. Alle Anwesenden bei der Gründungsversammlung waren sich darin einig, dass sich die Zunft mit aller Kraft dafür einzusetzen habe, die "Wehinger Fasnet" mit ihrem alten Brauchtum zu fördern und zu erhalten.
Die Gründer wurden nicht enttäuscht, denn von Jahr zu Jahr hatte die Zunft nicht nur an Mitgliedern, sondern auch an Ansehen in der Gemeinde und darüber hinaus gewonnen. Georg Keller und Karl Wernet waren die Zunftmeister in den folgenden Jahren. 1959 übernahm Franz Staller das Amt des Zunftmeisters, und am 24. Februar 1964 wurde die "Narrenzunft Wehingen Pfuhser e. V." ins Vereinsregister eingetragen. Mit der Aufnahme der Narrenzunft in die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte im Jahre 1973 ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Im selben Jahr konnte die Wehinger Narrengruppe im Narrenschopf in Bad Dürrheim ausgestellt werden. Als Fortführung der Fanfarengruppe des Zunftrats kam es 1974 zur Gründung des Fanfarenzugs der Narren Zunft Wehingen.
Erstmals in Wehingen fand 1975 das Narrentreffen der Fasnetslandschaft Neckar-Alb in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte statt.
Auch in der folgenden Zeit steuerte die Narrenzunft einen maßgeblichen Teil zum kulturellen Leben der Gemeinde bei. Die wohl schönste und markanteste Stiftung der Zunft ist der Narrenbrunnen an der Gosheimer Straße.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.