Fastnacht

Zell am Harmersbach

Ortenaukreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag) - 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag) - 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Zell am Harmersbach

Kreis

Ortenaukreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Zu den Höhepunkten der Zeller Fastnacht gehört die Erweckung der vier Fastnachtsgestalten. Am Fasendsonntag weckt die Turmglocke die Narro, die zu Hunderten über den Kanzleiplatz springen. Nach Umzügen, Preismaskenball und Kinderball nimmt die Fasend mit der Beerdigung eines ausgestopften Bändeles am Fasenddienstag ihr Ende.

Maskenfiguren:
Zur Zunft gehören vier Narrofiguren, die sich meist auf die heimische Industrie beziehen. Der Welschkorn-Narro ersetzte Anfang der 1950er Jahre den Schilfnarro. Nachdem das Vorkommen von Schilf im Laufe der Jahre immer mehr zurückgegangen war, beschloss man damals, eine neue Figur als Nachfolger zu entwerfen, den Welschkorn-Narro. Unter Welschkorn versteht man in dieser Gegend Mais, und tatsächlich sind die helle Hose und der Kittel dieser Figur mit Kolbenhüllenblättern der Maispflanze besetzt. Die Holzmaske ist eine Glattlarve und zeigt ein bartloses Männergesicht mit freundlichem Grinsen und treuherzigem Blick. Auf dem Kopf trägt der Welschkorn-Narro einen breitkrempigen Hut, der ebenfalls mit den Hüllenblättern der Maiskolben bedeckt ist. In der Hand hält er einen gedrehten und getrockneten Farrenschwanz mit einer Saubloder.

Bereits 1598 stellten die Harmersbacher handgeschöpftes Schreibpapier her. Es entstand 1875 eine Papierfabrik. In bezug zur Papierherstellung entstanden wohl die beiden Figuren Bändele-Narro und Spielkarten-Narro. Das Häs des Bändele-Narro, ein Anzug, ist mit Abfällen aus der Papierproduktion besetzt: mehrfarbige Papierstreifen, die man in Reihen mit jeweils gleichem Farbton aufnäht. Die Farben der Bändele reichen von Grau und Braun über Grün, Rot, Blau bis zu Hellgrün, Hellblau, Gelb und Rosa. Ein Häs weist zwischen sechs und sieben unterschiedliche Farbtöne auf. Die einzelnen Bändele sind rund acht Zentimeter lang und zwei Zentimeter breit. Sie bedecken auch den Hut über der schwarzen Larvenhaube. Auch die Halsrüsche ist mit Bändelereihen besetzt. Die heutige Larve des Narro ist dieselbe wie die des Welschkorn-Narro oder auch des Spielkarten-Narro. Das Gesicht zeigt gerötete Wangen und eine rötliche Nase, das Kinn ist stark betont.

Auch der Spielkarten-Narro steht in engem Bezug zur Papierherstellung. Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Idee, auf ein zweiteiliges Häs Spielkarten aufzunähen. Man benutzte anfänglich abgenutzte Spiele, die man in Wirtshäusern und Bauernhöfen einsammelte. Die Karten der heutigen Häser sind unbrauchbare Fehldrucke von Spielkarten. Dicht gedrängt sitzen 1800 bis 2000 dieser Spielkarten auf dem Häs, so dass der Untergrund nicht mehr zu sehen ist. Dabei hat jeder Narro nur die Motive eines Kartenspieles auf dem Häs sitzen, sei es Skat oder Zego. Die Larve dieser Figur gleicht der des Bändele-Narro. In der Hand hält der Spielkarten-Narro eine Streckschere.

Die vierte Narrogestalt ist der Schneckenhüsli-Narro. Das Häs besteht aus Hose, Kittel und Dreispitzhut und ist über und über mit Schneckenhäusern besetzt. Bei Gastronomen oder in der freien Natur findet man die 2000 bis 2500 Weinbergschnecken, die für ein Häs nötig sind. Die Larve des Schneckenhüsli-Narro ist aus Holz und zeigt ein schelmisches Lächeln mit roter Nase und Apfelbäckchen. Aus einem Mundwinkel schaut frech die Zunge hervor. Die Augenbrauen sind erstaunt nach oben gezogen. Wie der Spielkarten-Narro trägt auch diese Figur eine Streckschere bei sich. Früher war der Schneckenhüsli-Narro als Einzelgestalt unterwegs, und auch heute gibt es nur wenige Zeller, die in dieses Häs schlüpfen.

Geschichte:
Die Fastnacht hat in der ehemaligen Reichsstadt eine lange Tradition. Ein Ratsprotokoll aus dem 17. Jahrhundert berichtet von Verboten und Strafen, da einige Zeller Bürger um 1650 die alten Fastnachtsbräuche aufleben lassen wollten und es in ihrem närrischen Tun zu ausgelassen trieben. Es ist zum Beispiel überliefert, dass sich Hafnergesellen an der "faßnacht" im Jahr 1670 gegenseitig verprügelten. Zu den Höhepunkten der Fastnacht gehörten seit etwa 1700 die Fastnachts- und Komödienspiele. Aus dieser Tradition entwickelten sich im Laufe der Zeit die bis heute üblichen Umzüge. Nach mündlicher und schriftlicher Überlieferung sind für das 17. Jahrhundert "Schurtigfeste" und "Schwerttänze" bekannt.
1858 gab es bereits einen Vorläufer der Narrenzunft. Diese trat jedoch unter dem Namen "Commite" in Erscheinung. Es ist ungewiss, ob damals bereits eine feste Organisation der Fastnacht vorhanden war. Eine solche Organisation – damals allerdings noch mit einem Elferrat an der Spitze – besteht sicher seit 1923. Seit jenem Jahr existiert die heutige Narrenzunft.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahr 1937 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.