Fastnacht

Hechingen

Zollernalbkreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Hechingen

Kreis

Zollernalbkreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Auselige Dauschdig, wie im Albvorland der Schmotzige Donnerstag heißt, kann man die Alten durch die Straßen Hechingens ziehen sehen: Das Gegenstück dieses Tages ist der Fasnetmontag. Diesen zweiten Höhepunkt der Hechinger Fastnacht nennt man hier auch "Lumpenmontag". Die als Lumpen verkleideten Männer ziehen durch die Straßen und unterhalten das närrische Volk mit ihren Musikinstrumenten.
Die Hechinger Fastnacht wird von den Fastnachtsgruppen der Stadt organisiert, allen voran die 1877 gegründete Althistorische Narrenzunft Narrhalla Hechingen e.V. Hinzu kommen zwei Hexengruppen, die Zollerhexen e.V. (Hexen-Kostüm und "Hacho") und die Hagemannhexen e.V. sowie mehrere Fastnachtsmusikgruppen: die Original Hechinger Lumpenmusik (Lumpenkostüm), die Hudelgaibätscher e.V. (Hudelgai: ehemals bäuerlich strukturierter Bezirk der Hechinger Unterstadt; jährlich wechselnde Kostüme), die Gugguba Hch (Guggenmusik-Phantasiekostüm) und die Schnorchelhuatscher (entstanden aus dem Tauchclub e.V., jährlich wechselnde Kostüme).
In den im Rahmen der Gemeindereform nach Hechingen eingemeindeten Ortschaften haben sich innerhalb der letzten 20 Jahre ebenfalls Narrenzünfte (e.V.) mit eigenen Kostümen gebildet: Ehrenwalddister (Bechtoldsweiler), Hagaverschrecker (Stetten), Hasawedel (Boll), Sadbolla (Stein), Uhu (Schlatt). Deren Kostüme sind jeweils aus örtlichen Sagen bzw. Geschichten abgeleitet. Darüber hinaus treten die Musikvereine der Stadt teils in eigens für die Fastnacht entwickelten Kostümen auf, und es gibt mehrere freie Gruppen mit wechselnden Kostümen.
Die Haupttage der Hechinger Fastnacht sind der "Auselige Dauschtig" (Unseliger Donnerstag) und der "Lumpameedig" (Lumpenmontag) sowie der Fastnachtsdienstag, an dem der Umzug stattfindet.
Der Auseliga ist der Tag der Alten. Nach dem Narrenbaumstellen und der Absetzung des Bürgermeisters ziehen diese auf der Straße und in den Lokalen umher (mit Frauenmasken unkenntlich gemacht), um die Männer anonym zu rügen und zu hänseln etc. Das Pendant hierzu bildet der Lumpameedig, an dem die Lumpen musizierend und Späße machend durch Hechingen ziehen. Die Figur des Lumpen erlaubt deren Träger große individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, ein weiteres Merkmal des Lumpen ist, dass er meist ein kräftiges Vesper (Schwarzwurst) mit sich führt und dies auch gern verteilt.
Den Umzug am Dienstag besuchen jeweils rund 3.000 Hästräger der näheren und weiteren Umgebung, den Abschluss der Fastnacht bildet das Verbrennen des Pestmännles (Strohfeuer vor dem Rathaus), an dem sämtliche Fastnachtsgruppen der Kernstadt teilnehmen.
Hauptprogrammpunkte der Hechinger Fastnacht (Kernstadt):

Samstag nach dem 11. November des Vorjahres:
20.00 Uhr 11.11. -Ball der Althistorischen Narrenzunft Narrhalla Hechingen Auseliger Dauschtig
14.00 Uhr Kinderball
17.00 Uhr Narrenbaumstellen und Absetzung des Bürgermeisters, anschließend Hexentaufe der Zollerhexen
abends: Närrisches Treiben, insbesondere der "Alten", in den Gassen und Wirtschaften

Freitag vor Estomihi
09.00 Uhr Schülerbefreiung
14.00 Uhr Seniorennachmittag
19.00 Uhr Ball der Zollerhexen oder der Hudelgaibätscher (jährlich wechselnd)

Samstag vor Estomihi
20.00 Uhr Preisball der Althistorischen Narrenzunft Narrhalla

Sonntag Estomihi
17.00 Uhr Teenager Disco

Lumpameedig
Närrisches Treiben, insbesondere der Lumpen, in den Gassen und Wirtschaften

Fastnachtsdienstag
14.00 Uhr Großer Fasnetsumzug mit über 3.000 Hästrägern (Organisation Narrhalla und Zollerhexen)
20.00 Uhr Verbrennung des Pestmännles

Maskenfiguren:
Bestimmend für die Hechinger Fastnacht sind vor allem die Figuren der Narrhalla, die Butzen (schwarzes Butzenhäs mit Holz- oder (älter) Stoffmaske und die Einzelfigur Roter Butz), das Pestmännle (Einzelfigur, gebärdet sich wild, fratzenhafte Holzmaske), das von mehreren Butzen an der Kette geführt wird und der Schalksnarr (traditionelles mi-parti-Narrenkostüm mit Holzmaske, Glöckchen, Narrenkappe und Marotte). Die Kostüme der "Alten" und "Lumpen" sind nicht standardisiert. Die Alte ist eine Frauengestalt im Biedermeier-Kostüm, die Lumpen tragen abgetragene, geflickte Kleidung (Hose, Hemd, Weste, Jacke und Hut, Rucksack). In ihren schönen selbstgeschneiderten Kostümen aus Großmutterszeit, gut verborgen hinter ihren Stoffmasken, treiben die Alten allerlei Schabernack mit der Männerwelt.
Wie auf vielen Burgen war auch auf der Burg Hohenzollern der Hofnarr mit seinem lustigen Äußeren und seinen Darbietungen Mittelpunkt des geselligen Hoflebens. Diese Figur diente als Vorbild für die heutigen Schalksnarren, die seit 1958 zum Bild der Hechinger Fastnacht gehören. Wenn die Gruppe der Schalksnarren in ihren gezaddelten Kitteln durch die Straßen hüpft, erklingt ein Konzert von vielen kleinen Schellen, die an den Zipfeln der Kittel sowie an den Hörnern der Kappen befestigt sind. Die stets zu Scherzen aufgelegten Schalksnarren, verbergen ihre Gesichter hinter Holz- oder Stofflarven.
Ein dunkles Kapitel aus der Zeit des Mittelalters veranschaulichen die Pestbutzen und das Pestmännle. Die Sage erzählt, dass ein kleines Männchen die Pest in die Stadt gebracht habe. Die Einwohner, die sich vor ihm ängstigten, nannten es "Pestmännle". Einige Männer kleideten sich schließlich in kuttenartige schwarze Röcke und setzten sich einen Spitzhut auf, um das Pestmännle zu fangen und vor Gericht zum Tode zu verurteilen. Das Narrengericht am Auselige Dauschtig, bei dem das Pestmännle zum Tode verurteilt und symbolisch vom roten Butz hingerichtet wird, ist die fastnächtliche Umsetzung dieser Sage.
Das Gewand des Pestmännles ist mit kleinen Rossschweifen behängt, die Zeichen seines dämonischen Wesens darstellen. Die rötliche Holzlarve umrahmen halblange grellrote Haare. Die 40 Pestbutzen tragen ein dunkles Gewand und einen schwarzen spitzen Hut, der mit magischen Zeichen bedeckt ist. An der Hutspitze hängen bunte Seidenbänder. Das Gesicht dieser Gestalt ist mit Stoff bedeckt, aus dem Augen und Mund herausgeschnitten und rot eingefaßt sind. Das Kinn ziert ein spitzwinkliger Bart aus weißem Fell. Seit einigen Jahren werden auch Holzmasken getragen.

Geschichte:
Erste Belege für Fastnachtstreiben in Hechingen finden sich in den gräflichen Landesordnungen des 16. Jahrhunderts. Dort finden sich Paragraphen, die die "Holung deß Fastnacht-Küchlins" und das Tragen von "Mummen oder Butzen-Kleidung" einschränken sollen. Die Geschichtsschreibung der Hechinger Fastnacht, insbesondere in Festschriften der Narrhalla und in den lokalen Zeitungen, erfasst jedoch nur die Zeit ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Aus einem lose zusammengeschlossenen Fastnachtskomitee, das seit ca. 1850 Umzüge und Redouten veranstaltete, entwickelte sich die 1877 gegründete Narrhalla.
Deren Umzüge und Saalveranstaltungen zeigen, wie in jener Zeit verbreitet, Anklänge an den rheinischen Karneval. Ein von Karl Widmaier geschriebenes Narrenspiel wurde 1927 erst- und letztmals aufgeführt. Wichtig ist dies, weil in dem Narrenspiel Butzen und das Pestmännle agieren, Figuren die ab da das traditionelle Häs der Narrhalla bildeten.
Das Pestmännlein dürfte aus einer lokalen Pestsage entwickelt worden sein, für die Butzen bestanden möglicherweise alte Vorbilder, liegt Hechingen doch mit Grosselfingen, Hirrlingen und Kiebingen, häsgeographisch betrachtet, in einer Butzenlandschaft.
Die Figur des Schalksnarren wurde anfangs der 1960er Jahre entwickelt, die freieren Kostümierungen der Lumpen und Alten greifen auf das 19. Jahrhundert zurück. Einige der kompetentesten Musiker taten sich vor einiger Zeit zur Lumpenmusik zusammen, ein Prachtstück der heutigen Narrenzunft, deren Gründung auf das Jahr 1877 zurückgeht. Damals bildete sich aus den an der Fasnet tätigen Vereinen eine Dachorganisation, die im Verlauf der Zeit zur Narrenzunft Narrhalla wurde.
Die Aufnahme der Althistorischen Narrenzunft in die VSAN fand 1928 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.