Fastnacht

Bad Saulgau

Sigmaringen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

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Ort

Bad Saulgau

Kreis

Sigmaringen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Neben dem Dorausschreien am Fasnetsonntag zählen das "Hexensetzen" am Gompigen Donnschtig und das "Hexenverbrennen" am Fasnetdienstag nach dem "Narrensprung" zur traditionellen Saulgauer Fasnet.

Dorausschreien
Die Dorauszunft, Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, beginnt alljährlich am 11. November das närrische Jahr. Der Zunftrat kommt unter Beteiligung der Honoratioren und Prominenz (Landrat, Geistlichem Behördenvertreter) um 11.11 Uhr bei einer Schlachtplatte mit Saukopf im Hotel "Kleber-Post" zusammen und eröffnet die närrische Saison. Ab Dreikönig findet dann das sogenannte "Häsabstauben" statt. Jetzt werden die Narrenhäser offiziell ausgeteilt. Der "Gompige Donnschtig" beginnt am späten Vormittag mit der Schülerbefreiung: In den verschiedenen Schulen der Stadt beenden die Narren den Unterricht. Am Abend übergibt dann das Stadtoberhaupt auf dem Marktplatz für die närrischen Tage die Regierungsgewalt in Form eines Schlüssels an den Oberbüttel der Dorauszunft. Anschließend wird die "Riedhutzel", die Saulgauer Hexe, über dem Brunnen gesetzt. Danach findet in den Lokalen - seit den sechziger Jahren - das traditionelle Sauschwanz-Essen statt. Am Freitag und Fasnetsamstag finden der Zunft- und Bürgerball statt. Hier präsentieren die Narrenzunft und die Vereine der Stadt ein buntes Unterhaltungsprogramm, das das lokale Geschehen des vergangenen Jahres beleuchtet. Am Fasnetssonntag ist am Vormittag das sogenannte "Ausschellen" des Dorausschreien durch die Büttel der Zunft. Sie weisen damit auf den Kern der Saulgauer Fasnet hin, das "Dorausschreien", das am Nachmittag stattfindet. Angeführt vom "Büttel" zieht hier eine große Kinderschar mit den Dorausschreiern und Hexen durch die Saulgauer Straßen. Auf den Ruf "Doraus, detnaus, bei der Alte Linde naus" werfen die Bürger durch die bodenlosen Körbe der Dorausschreier Süßigkeiten auf die Straße. Auf dem Marktplatz findet das Dorausschreien seinen Abschluß, wo den Kindern Wurst und Wecken vom Haus am Markt zugeworfen werden. Am Fasnetdienstag findet am Vormittag der Narrensprung unter Beteiligung vieler auswärtiger Zünfte statt. Etwa 2000 Hästräger nehmen am Umzug teil. Um 19 Uhr führt dann unter "Wehklagen" ein Fackelzug vom Bahnhof zum Markplatz, wo das Ende der Fasnet bekundet wird. Das Narrenrecht wird zurückgegeben und auf dem Marktplatz die Riedhutzel verbrannt.

Fleischklau
Am "Schmotzigen Donnerstag" schleichen sich in der Gegend von Saulgau die ledigen Männer vormittags in die Häuser und versuchen, vom Herd die Töpfe mit Fleisch "wegzupraktizieren". Der Raub wird dann gemeinsam verzehrt, die Töpfe werden unbemerkt zurückgebracht. Den Eigentümern fällt es nicht ein, sich zu beklagen.

Maskenfiguren:
Das Häs der Hexen besteht aus einer grünen Leinenbluse, knielangem rotem Leinenrock und weißgetupfter Schürze. Unter dem Rock schauen lange weiße Spitzenunterhosen hervor, Beine und Füße stecken in rot-gelb-grünen Ringelsocken und Strohschuhen. Als Übergang zwischen Bluse und Larve trägt die Hexe ein blaues Halstuch. Die Hexenlarve mit ihrem grinsenden runzligen Altweibergesicht samt großer Nase und spitzem Kinn wirkt böse und hintergründig. Durch die aus verschiedenen Brauntönen bestehende Gesichtsfarbe ähnelt sie einem alten Weidenstock aus dem Saulgauer Kronried. Das zinnoberrote Kopftuch, das als Larvenhaube dient, hängt über einem waagrecht nach hinten ragenden Karton, so dass der Kopf der Figur insgesamt noch wuchtiger erscheint. Schwarze Handschuhe mit aufgesetzten roten Fingernägeln verstecken die Hände, in denen die Riedhutzel einen knorrigen Besenstiel hält.
Als männliches Pendant und als Beherrscher der Hexen tritt die jüngere Figur des Pelzteufels auf. Elegant und verführerisch kommt er in seinem mit sieben bis neun Fuchspelzen besetzten Umhang daher. Dieser Umhang, der mit roten Filzflammen verziert ist, gibt dem Pelzteufel seinen Namen. Als Häs trägt er weiter eine schwarze Hose, ein weißes Hemd mit schwarzer Samtschlaufe und eine auf Taille geschnittene rote Weste aus Filz. Die Holzlarve mit dem teuflischen Grinsen schließt eine rote schulterdeckende Filzhaube ab, die mit Brokatbändern verziert ist. Als Hörner dienen dem Pelzteufel zwei Fuchsschwänze, die das Holzgesicht umrahmen. Auf dem Kopf sitzt zudem ein Filzhütchen mit Federn. Als Teufelsutensil trägt er eine schwarze Gabel mit zwei roten Zinken.
Aus dem Jahr 1349, als auch in Saulgau die schwarze Pest wütete, ist überliefert, dass angesehene Saulgauer für ihre kranken Mitbürger im Siechenhaus bei der Linde Nahrungsmittel sammelten. Vor diesem Hintergrund entstand die älteste und traditionsreichste Figur der Saulgauer Fasnet: der Dorausschreier. Die Figur trägt eine weite rohleinene, mit Karos besetzte Hose, die an den Hosenbeinen ausgefranst ist. Dazu gehören alte derbe Schuhe. Auch der kurze Kittel mit den langen Ärmeln ist aus Rohleinen gefertigt. Darüber trägt der Dorausschreier ein fast knielanges ärmelloses Leinenhemd. Der weiße Stoff ist mit Saulgauer Motiven und den Worten "Doraus - Detnaus" bemalt. Um den Hals trägt die Figur ein buntes Halstuch. Ihre Holzmaske ist 1935 entstanden und zeigt ein derbes Männergesicht mit kräftiger Nase und angeschnitztem Schnurrbart. Aus dem breitgezogenen Mund hängen eine Wurst, ein Fisch oder ein Sauschwanz heraus. Die Larvenhaube besteht aus einem roten Kopftuch mit Blumenmuster, auf dem ein Hut ohne Deckel mit Federn im Hutband sitzt. Der dunkle Filz des Hutes ist mit verschiedenfarbigen Flecken besetzt und mit "Doraus" beschriftet.
Den herannahenden Frühling verkörpert die Figur des Blumennärrle. Diese fröhliche und unbeschwerte Erscheinung trägt eine Holzlarve mit freundlich lachendem pausbäckigem Gesicht. Ein Seidenblumenkränzchen und zwei Fuchsschwänze umrahmen es. Die weiße Larvenhaube und das weiße Häs stellen den Schnee des Winters dar. 250 bis 300 bunte Filzblumenrosetten sitzen auf diesem Weißnarrenhäs. Kleine Messingglöckchen befinden sich in der Mitte dieser "Blümchen". Der Kittel läuft nach unten in großen Zacken aus, die mit grünen, schmalen Filzblättern besetzt sind. Dieselben Blätter finden sich auch auf der weißen Halskrause wieder. Ein Staubwedel dient der meist von Frauen und Kindern dargestellten Figur als Attribut.
Eine nur für Frauen gedachte Fastnachtsfigur ist das Spitzmäule. Die glatte Holzlarve zeigt zwei zum Kuss gespitzte Lippen. Die Larvenhaube sowie Jacke und Hose sind aus Filz und Nesselstoff in den Farben Rot, Gelb und Braun. Bei der Jacke bestimmen Längsstreifen und bei der Hose Querstreifen das Muster. Im Taillenbereich und an den Ärmelenden sitzen kleine Glöckchen. In der Hand hält das Spitzmäule einen "Bätscher", wie man in Schwaben die Narrenpritsche nennt.
Wie Blumennärrle und Spitzmäule ist auch der Zennamacher in der Nachkriegszeit entstanden. Der Name Zennamacher bedeutet im Schwäbischen "Grimassenschneider". Dementsprechend ist die Holzlarve der Figur gestaltet. Das Gesicht weist eine verschmitzte Augenpartie und eine große kräftige Knollennase auf. Jede Maske hat ihren individuellen Mund- und Kinnbereich: herausgestreckte Zunge oder auffallend verzogener Mund. Der Gesichtsausdruck ist jedoch immer freundlich. Ein buntes Kopftuch und ein breitkrempiger Strohhut mit langen Federn in der Krempe sitzen auf dem Kopf. Die Leinenhose ist wadenlang und endet mit Bändern aus Filz. Diese Bänder passen farblich zum Umhang, der bis zu den Knien reicht und auf der Vorderseite mit verschiedenen Motiven aus dem Geschehen der Saulgauer Stadtgeschichte bemalt ist. Die Rückseite ziert ein Märchenmotiv. Einfarbige Kniestrümpfe und dunkle Halbschuhe vervollständigen das Bild des Zennamachers, der die Verbindung zum Saulgauer Bächtlefest, einem Kinderspiel, herstellt.
Wie in vielen Narrenorten gehören auch in Saulgau Zunftrat und Büttel zu den Figuren der örtlichen Fastnacht.

Geschichte:
Der Steindruck "Maskenzug zu Saulgau" aus dem Jahr 1859 zeigt unter den Teilnehmern eine interessante Hexengruppe. Die Hexen sind anders gekleidet als die heutigen Fastnachtshexen und tragen auch keine Larven. Zu sehen ist ein junger Bursche an der Spitze der Gruppe. Er zieht einen Ziegenbock hinter sich her. Ihm folgen die sehr unterschiedlich gestalteten Hexentypen: Eine reitet auf einem hölzernen Steckenpferd, andere tragen eine bärtige Teufelsmaske oder eine oberschwäbische Radhaube. Zu sehen sind auch Hexenutensilien wie zweizinkige Gabeln. Das ist die Wurzel der Hexen oder Riedhutzeln aus Saulgau, die zahlenmäßig die größte Fastnachtsgruppe am Ort darstellen. Die Aufnahme der Doraus-Zunft in die VSAN fand 1937 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Württemberg. Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat 8/1936, Heft 86, S. 100.