Fastnacht

Bad Waldsee

Ravensburg

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 09.02.2024 (Freitag vor der Fastnacht), 10.02.2024 (Fastnachtssamstag), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 28.02.2025 (Freitag vor der Fastnacht), 01.03.2025 (Fastnachtssamstag), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

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Ort

Bad Waldsee

Kreis

Ravensburg

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Fastnachtsbelustigungen finden in Bad Waldsee vom „gumpigen Dunschtig“ (schmutziger Donenrstag) bis Fastnachtsdienstag statt.
Am Mittwochabend vor der Fasnet geht an die Narren die Schlüsselgewalt über, Bürgermeister und Magistrat übergeben ihnen das Hausrecht. Tage zuvor haben die Narren bereits mit ihrem „Sammlervölkle“ in den umliegenden Orten die Fasnet verkündet, Geld und Naturalien gesammelt, um während der närrischen Tage Kinder aller Altersstufen zu beschenken.
Das Rügerecht des Narren nimmt der Hofmeister des „närrischen Prinzen“ wahr. In der Nacht zum „Gumpigen Dunschtig“ tanzen Schrättele, Narro und Faselhannes um das lodernde Feuer vor dem Rathaus, und zur Morgenstunde verkündet der Büttel mit Nachtwächter und Trommler in der ganzen Stadt Moritaten. Höhepunkt ist der Narrensprung am frühen Nachmittag. Am „pfromigen“ Freitag versuchen junge Leute sich gegenseitig das Gesicht zu schwärzen. Am „schmalzigen“ Samstag sollen „böse Weiber“ Kuchen backen müssen. An den folgenden drei eigentlichen Fastnachtstagen führt die ledige männliche Jugend am Tage öfters Maskenzüge auf, an einzelnen Charaktermasken fehlt es nicht. Nachts beim Tanzvergnügen wiederholen sich die Vermummungen oft in schönen Anzügen.
Am Fastnachtsmontag sind die traditionellen Fasnetgestalten auf den Straßen anzutreffen. In Trauerkleidung mit weißer Schürze wird am „Fasnetzaischdig“  die Narretei begraben, ein Brauch, der sich seit 1775 urkundlich nachweisen lässt. Der „Maschker“, auf der Bahre liegend, wird nach langen Litaneien in den Fluten des Schlossbachs „vergraben“.

Maskenfiguren:

Das Schrättele trägt Strohschuhe, rot-weiß geringelte Socken, grüner Rock und senffarbene Bluse. Der bis zu den Ellbogen reichende Umhang ist außen schwarz, innen rot. Die Holzlarve zeigt ein zugleich hämisch grinsendes und furchterregendes Gesicht: gespaltenes Kinn, verkniffener Mund, gewaltige Hakennase, geschlitzte Augen und mächtige Augenbrauen, darüber die gerunzelte Stirn. Die Wirkung dieses Hexengesichts wird durch die rote Maskenhaube verstärkt, die über einen Drahtbogen gelegt ist. In den Händen hält das Schrättele einen Reisigbesen mit einem kräftigen Haselnussstiel. Schrättele ist die Verkleinerungsform zu Schratt, eine Bezeichnung für Hexe und im übertragenen Sinn für eine unordentlich aussehende Frau.
Der männliche Gegenspiele zum Schrättle, der Schratt, heißt hier Federle und ist in rund 150 Exemplaren vertreten. Für die Zeit von 1518 bis 1589 sind im Waldseer Archiv die Urgichten, die Schuldbekenntnisse vor Gericht erhalten. Der Chronist Eggmann hat sie durchgesehen und resümiert. „Das Böse von Waldsee hieß nämlich bald Hans Fäderle, dann auch Fäderle; sofort wieder Federle und endlich Hans Federle, was alles auf Eines hinauslauft. Fast in allen Urgichten von beinahe einem Jahrhundert kommt derselbe unter diesem Namen vor.“ Der Böse oder der Teufel, der im Volksglauben früherer Zeiten als Leibhaftiger Menschengestalt annehmen konnte, ist in Waldsee, um seinem Namen Federle alle Ehre zu machen, mit Federn aller Art und in allen Farben ausstaffiert. Sie heben sich vom grünen, bis in die Kniekehlen reichenden Umhang ab, der innen rot gefüttert ist und sich beim Springen mit dem zwei Meter langen Gabelstock gebauscht öffnet. Der Waldsee Federle ist als Springnarr mit dem Rottweiler Federhannes und mit dem Saulgauer Pelzteufel verwandt. Er trägt Schnabelschuhe, rote Strumpfhosen, ein schwarzes Samtwams mit braunem Ledergürtel. Die hölzerne Larve zeigt dämonische Züge mit einer starken Hakennase, buschigen Augenbrauen, verzerrten Falten und bleckenden Zähnen. Darüber sitzt ein dunkler Samthut, ein keckes Jägerhütchen mit drei bis vier wippenden Fasanenfedern. Als Larvenhaube dient ein orangefarbenes Tuch, das bis auf die Schultern reicht.
Ein gutmütiges, pflanzenkundiges „Waldweib“ ist das Schnorrenweible, das am Arm einen Korb mit Heilkräutern und Heiltränklein sowie einen Stockschirm mit sich führt. Die Maske ist als rundliches gesundes Gesicht geformt und wird nach hinten mit einem meist karierten Kopftuch abgedeckt. Als Kopfschmuck dienen Tannenzweige; rechts und links der Maske sind Tannenzapfen befestigt. Die Kleidung besteht aus Wollbluse und dunklem Lodenumhang, einem knöchellangen Rock in gedeckten Farben, unter dem geflochtene Stoffpantoffeln hervorlugen, und einer passenden Schürze.
Gelten in Bad Waldsee Schrättele und Federle als Sinnbilder des Bösen und des Winters, so Narro und Faselhannes als Symbole des Sommers. Diese beiden Figuren gehören zu den Weißnarren, die an der oberen Donau, am oberen Neckar und auf der Baar beheimatet sind. Beim Narro sind Kittel und Hose mit Frühlingsmotiven bemalt oder bestickt; um die Hüfte liegt ein Gurt mit einer mittelgroßen Schelle. Die Glattlarve, die ein Rosshaarkranz umgibt, und die weiße Haube sind kammartig mit gefärbten Straußenfedern geschmückt. Die weißbehandschuhten Hände halten einen Korb, der mit Süßigkeiten gefüllt ist, und eine Narrenwurst. Die Schar der Faselhannes ist mit 500 fast genauso groß wie die der Schrättele. Dieser Narr hat im besonderen das Rügerecht wahrzunehmen. Er trägt ein Aufsagebuch oder einen Narrenspiegel mit sich, in dem die Schwächen und Torheiten der lieben Mitmenschen verzeichnet sind. Die am Arm baumelnde Narrenwurst wird beim Aufsagen wie ein verlängerter eingesetzt. Das weiße Leinengewand besteht aus Hose und hüftlangem Kittel und ist mit sommerlichen Motiven bemalt oder bestickt. Zwei schwere Schellenriemen kreuzen sich auf Brust und Rücken. Die Larve mit den nach oben gebogenen Augenbrauen und der gerunzelten Stirn vermittelt einen schlauen, einen spitzbübischen Ausdruck. Bei diesem Gesicht kann man beim Aufsagen, beim Faseln, nicht unbedingt Schmeicheleien erwarten. Eine Rosshaarborte setzt die Larve von der spitzen Kapuze ab; in Ohrenhöhe pendelt auf beiden Seiten ein buschiger Fuchsschwanz.
Schließlich ist noch die Einzelgruppe Werners Esel zu nennen, zwei Eseltreiber und deren störrischer Esel (erstmals 1615 erwähnt), die gleichfalls die Fastnacht von Bad Waldsee bereichert.

Geschichte:

Den ersten Narrenverein gab es in Bad Waldsee 1862. Schließlich gründete man 1893 einen Narrenverein, dessen Tätigkeit weit bis ins 20. Jahrhundert hineinreicht. Auf dem Narrenverein von 1908 fußt letztlich die heutige Narrenzunft. Die Aufnahme der Narrenzunft Waldsee in die VSAN war 1936.

 

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter
www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Martin Blümke: Gestalten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Konstanz. S. 221ff.Stadtverwaltung, Hauptstraße 29, 88339 Bad Waldsee.