Fastnacht / Andelfinger Hausfasnet
Dieses Jahr
08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)Nächstes Jahr
27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)Turnus
Festausübung
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Ablauf:
Die Andelfinger Hausfasnet beginnt am „schmotziga Donnschtig“ wenn zusammen mit dem Narrenverein der Hauptgemeinde das Rathaus und die Obrigkeit im Ort übernommen werden. Anschließend geht es geradewegs zur Schule, um die Kinder der Gemeinde zu „befreien“. Dies wird auch in den Gemeindekindergärten so durchgeführt. Als Belohnung für ihr fleißiges und närrisches Mittun erhalten die Kinder vom Narrenverein dann Wurst und Wecken. Am Abend treffen sich die Narren, mit Nachthemden und Schlafanzügen ausgerüstet, zum Hemedglonkerumzug durch die Gemeinde. Vor der alten Schule wird dann der Narrenbaum aufgestellt und anschließend die Fasnet im Ort bei einem Hemedglonkerball begonnen.
Am Sonntag treffen sich alle Narren des Ortes wieder, um einen kleinen Umzug durchs Dorf zu veranstalten. Meist hat man dazu noch andere Zünfte eingeladen um gemeinsam zu feiern. Anschließend ist dann ein buntes Narrentreiben angesagt, bei dem das Ortsgeschehen kund getan wird. Dies ist ein alter Brauch und bringt meist das ganze Dorf auf die Beine.
Der Fasnethöhepunkt im Ort ist der Fasnetsdienstag. Der Tag beginnt sehr früh, wenn sich die Musiker der Tagwachtkapelle bereits um 5 Uhr treffen, um zur Tagwacht aufzuspielen. Der Brauch ist bereits sehr alt, so wird in der Chronik des örtlichen Musikvereines berichtet, dass der Brauch am 26.10.1914 wieder aufgenommen wurde. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass das Tagwachtspielen bereits weit früher seine Ursprünge hatte. Um 10 Uhr treffen sich dann alle Narren zum traditionellen gemeinsamen Biberschwanzessen. Dieses Essen ist nichts anderes als eine gut gemachtes Gröscht’s (Kutteln und Leber) . Am Mittag findet zum Abschluss ein Kinderumzug durch den Ort statt. Anschließend gibt es den Kinderball, bei dem sich die Eltern des Narrensamens immer etwas einfallen lassen. Für die Großen gibt es dann am Abend den Abschluss der Fasnetsaison mit einem Kehraus.
Masken und Häser
Die Biber
Von den Bächen, die Andelfingen einsäumen, ist der Biberbach der größte. Vor vielen Jahren haben hier noch hunderte von Bibern gelebt. Die Andelfinger Biber halten das Gedenken an die Biber damit aufrecht. Mit ihren tänzelnden Schritten und frohen, quicklebendigen Sprüngen kann man sie während der närrischen Tage sehen. Die Biber tragen eine Holzmaske in verschiedenen Farbschattierungen, von tiefem Grüngrau bis dunklem Braun. Das Häs besteht aus einem dunkelbraunen etwas florigen Fellstoff. Seit 1966 tragen die Biber ein „Gschell“, welches für sie zwar schon lange vorgesehen war, jedoch immer an den finanziellen Möglichkeiten des Vereins scheiterte. Die ersten angeschafften Masken stammen aus der Hand des Biberacher Maskenschnitzers Hasenmaile, zwischenzeitlich werden jedoch die Maskenhersteller aus der eigenen Region wie Max Hofmann aus Heiligkreuztal und Egon Heinzelmann aus Steinhilben berücksichtigt.
Der Hofnarr
Historisch belegt ist die Tatsache, dass sich im heutigen Ortskern ein Burgstall befand. Der Burgstall und das Schloss Enslingen beherbergte vor mehreren hundert Jahren Adel und Ritter, die sich zur Unterhaltung auch Hofnarren hielten. Ein Hofnarr ziert auch heute noch das Gemeindewappen. Seit drei Jahren wurde die zwischendurch nicht mehr in der Fasnet gesehene Figur wieder erweckt und man ließ ihr ein völlig neues Häs von der Firma Nägele Bekleidung nach historischem Vorbild schneidern. Die Farben seines Häses sind der Andelfinger Wappenfigur entnommen und Rot und Blau gehalten. Er trägt eine Schellenkappe und eine, seinem Naturell entsprechend, freundlich verschmitzt blickende Holzmaske, die als Einzelstück den Händen von Max Hofmann aus Heiligkreuztal entstammt.
Die sieben Hofgeister
Bekanntlich gab es auf jedem Schloss oder auf jeder Burg Geister. Sie sollen besonders gerne in der Fastnachtszeit aufgetreten sein. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass Geister immer dann aufgetreten sein sollen, wenn die aufgehende Sonne gegen die Nacht oder der scheidende Winter gegen das heranbrechende Frühjahr im Kampf lagen. Sieben Geister deshalb, weil die Zahl Sieben etwas dämonisches und mystisches an sich hat. Es dürfen deshalb an der Andelfinger Fasnet nicht mehr als sieben Geister auftreten. Sie haben ein weißes Gewand und eine Holzmaske nach einem Entwurf und Herstellung von Maskenschnitzer Egon Heinzelmann aus Steinhilben. Sie haben außerdem Seile und Folterbalken dabei.
Der Butzameckeler
Die Einzelmaske verkörpert die Dunkelheit. Maske und Häs sind überwiegend schwarzbraun. Er ist eine uralte Andelfinger Figur und nach nachweisbaren Unterlagen und Überlieferungen bereits weit über 100 Jahre alt. Als es noch kein elektrisches Licht gab, waren die meisten Räume dunkel. Nur wenige hatten die Möglichkeit, Kerzenlicht zu verwenden. Über viele Jahrhunderte hat man in Andelfingen den Kindern von der Gestalt des Butzemeckelers erzählt, besonders in den langen Wintermonaten. Erst mit dem anbrechenden Frühling vergaß man den Butzemeckeler wieder für einen Teil des Jahres. So gehört er zur Tradition der Andelfinger Fasnet. Durch den Narrenverein wurde er nun für alle sichtbar. Er trägt eine dunkle und nicht gerade sehr freundlich wirkende Holzmaske, die , wie auch die anderen Einzelmasken, von dem Biberacher Schnitzer Hasenmaile gefertigt wurde.
Der Hokama
Sein Ursprung ist zurückzuführen auf den Umstand, dass an und durch die Gemeinde mehrere Bäche fließen, wo die Kinder viel gespielt haben. Es kam dabei immer wieder zu großen Unglücken mit Kindern. Die Eltern versuchten mit der Geschichte des Hokamas noch mehr Unglück zu verhindern. Man sagte den Kindern, dass sie nicht in die Nähe der Bäche zum Spielen gehen sollten, weil sonst der Hokama aus dem Bach kommen und die Kinder mit seinem Haken hineinziehen würde. Die Geschichte ist auch heute noch gebräuchlich. An der Fasnet kommt er dann aus den Bächen heraus und zeigt sich den Kindern und der Einwohnerschaft. Seine Holzmaske ist ein Einzelstück. Maske und Häs sind wasserblau. In der Hand hält er einen Haken, mit dem er Füße, Hände und Hälse einhaken kann.
Das Schrättele
Früher stellte man sich vor, wenn man einen Alptraum hatte, dass das Schrättele kommt und einen drückte und würgte, so dass auch noch am nächsten Morgen eine Art Angst und Beklemmung zurückblieb. So zeigt sich das Schrättele auch in der Andelfinger Fasnet. Seine gelbliche Maske ist ein Einzelstück. Es trägt ein gelbliches Häs und lange Handschuhe.
Die Büttel
Die Büttel hatten damals die Aufgabe, für den inneren Frieden der Gemeinde zu sorgen. Sie hatten immer die gleiche Uniform, trugen Spitzhauben und hatten eine Glocke, um sich Gehör zu verschaffen wenn amtliche Belange der Bevölkerung kund zu tun waren. Heute sind sie im Narrenverein wieder in ihrer Funktion tätig, solange die Herrschaft im Ort von den Narren übernommen worden ist. Sie sind dem Zunftmeister unterstellt und sollen bei Umzügen für die Aufstellung und den reibungslosen Ablauf sorgen.
Geschichte:
Der Narrenverein Biberzunft Andelfingen e.V. besteht als eingetragener Verein seit dem Jahre 1961. Es waren jedoch bereits weit vorher starke Aktivitäten in der Fasnetszeit in Andelfingen bekannt. So wird, nach einer Recherche von Redakteur Karl-Werner Steim von der Schwäbischen Zeitung Riedlingen, berichtet, dass ein Einwohner Namens Anton Kofler im Jahre 1829 arrestiert werden musste, nachdem er in der Fasnet allzusehr über die Obrigkeit herzog. Einige Jahre später wurde im Kloster Heiligkreuztal sogar eine Ordensschwester ausgeschlossen, als man sie in Andelfingen auf einer fasnetlichen Tanzveranstaltung erwischte.
Im Jahre 1901 kehrte der damals noch junge Josef Mahlenbrei, Zimmermann aus Andelfingen, von seinen Wanderjahren zurück in die Heimat. Da er mehrere Jahre seiner Wanderschaft im Rheinland verbrachte und dort wohl zu einem zu einem echten Jäkken wurde, nahm die Andelfinger Fasnet zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwas rheinländische Züge an. Josef Mahlenbrei ist es aber zu verdanken, dass fortan die Geschichte der Andelfinger Fasnet nach deren Ende meist schriftlich festgehalten wurde. Die Fasnet in dieser Zeit gestaltete sich in Andelfingen so, dass reihum in den Schenken der Gemeinde Fasnetveranstaltungen abgehalten wurden und an den drei Haupttagen immer eine schöne Straßenfasnet mit tollen Umzügen stattfand.
Nach den Kriegsjahren war es zuerst etwas ruhig im Andelfinger Fasnetsgeschehen. Richtig organisiert sollte die Andelfinger Fasnet erst wieder im Jahre 1960 werden, Marie Mahlenbrei einige Andelfinger Bürger dazu bewegen konnte, der Fasnet wieder neues Leben zu geben. Daraufhin hatten sich diese Bürger dann für die Gründung eines Narrenvereins getroffen und beschlossen die Fasnet wieder ordentlich und neu in einem Verein zu organisieren. Zu den wichtigsten Personen muss man hier die Gründungsmitglieder Erich Vogel, Bauunternehmer Albert Bauseler, Josef Sigg und vor allem Josef Selig zählen.