Fastnachtssonntag

Weingarten

Ravensburg

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Nächstes Jahr

15.02.2026 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Weingarten

Kreis

Ravensburg

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Fasnetssonntag findet zuerst die Narrenmesse statt. Danach treffen sich die Oberen der eingeladenen Zünfte zum Zunftmeisterempfang im Zunftheim zum "Vorderen Ochsen".
Mittags bewegt sich dann ein großer, bunter "Narrenwurm" mit vielen auswärtigen Zünften und buntkostümierten Gruppen durch die Stadt. Ein abendlicher Narrenball rundet den Tag ab.

Maskenfiguren:
Das Häs des Plätzler ist in der Zeit nach der Zunftgründung 1928 entstanden. Man unterscheidet den Roten Plätzler, den Rot-weißen Plätzler und den Weißen Plätzler. Alle drei Typen tragen einen durchgehenden Überanzug aus weißem Nessel- oder Drillichstoff. Gemeinsam sind ihnen auch das schwarze Schuhwerk und die weißen Handschuhe. Das Häs ist mit Filzplätzle besetzt, doch unterscheiden sich die einzelnen Figuren in der Farbe dieser etwa zwei Zentimeter breiten, unten dreieckig geschnittenen Stofflecken: Der Weiße Plätzler besitzt nur weiße, der Rote Plätzler nur rote Plätzle.

Beim Rot-weißen Plätzler, den nur Männer darstellen, wechseln sich immer je drei Filzplätzle in Weiß und Rot ab, die Hosen und Ärmelenden sind rot eingefasst. Um die Hüften hat diese Figur einen breiten Gürtel gespannt, der in Smyrnatechnik geknüpft ist. Ornamente in Rot und Weiß, übrigens den Stadtfarben Weingartens, sowie in Schwarz zieren den Gürtel. Auf der linken Brustseite ist das Weingarter Stadtwappen angebracht, und zwei farbige Taschentücher hängen vorne herab.
Der Rot-weiße Plätzler trägt eine Holzmaske. Sein Männergesicht ist kräftig gestaltet und hat rote Backen. Auch die Larvenhaube ist mit Plätzle besetzt und mit einem niedrigen roten Kamm versehen. Als weitere Attribute besitzt dieser Plätzler eine mit Plätzle besetzte Tasche, in der er die Brezeln für die Kinder aufbewahrt, sowie eine Karbatsche. Der Plätzlersamen dieses Typs verkleidet sich mit einer maschinell gefertigten Maske aus Leinen und Pappe.

Der Rote Plätzler führt nach altem Vorbild wieder einen Schirm mit sich. Bei diesem Häs lockern weiße Streifen an Beinen, Armen, am Hals und längs dem Hahnenkamm die durchgehend rote Farbe der Plätzle auf. Der Gürtel ist mit Figuren verziert. Schmale mit Schellen behängte Stoffgurte gehören ebenfalls zum Häs. Auch die erwachsenen Plätzler besitzen eine Larve aus Holz. Statt der Karbatsche hält die Figur jedoch Auswerfkörbe und Narrenwürste in der Hand.

In das Häs des Weißen Plätzlers kann schlüpfen wer will, es ist für alle Narren entworfen. Der Gürtel des Weißen Plätzlers ist sehr bunt und ebenfalls aus Wolle. An schmalen Lederbändern, die mit rotem Stoff überzogen sind, hängen Nickelschellen. Neben der Narrenwurst in der Linken hält dieser Plätzler einen weißen Sonnenschirm in der Rechten.

Aus dem Jahr 1836 weiß man, dass der Weingarter Zimmermann Stark an Fastnacht als Pferd verkleidet durch die Straßen sprang. Der Brauch, sich Pferdeattrappen umzuhängen, ist schon seit dem Mittelalter bekannt. Heute kennt man drei unterschiedliche Rösslegruppen: Generalrössle, Rotes Rössle und Rot-weißes Rössle.
Die Pferdeattrappen aller Gruppen, die die "Reiter" in Hüfthöhe tragen, sind gleich gestaltet. Vorne sitzt ein hölzerner Pferdekopf, hinten hängt ein Rossschwanz herunter. Rechts und links baumelt je ein Unterschenkel mit schwarzen Reitstiefeln. Eine aufgerollte Kavalleristendecke ist hinter dem Reiter auf der Attrappe befestigt. Zu jeder Rösslegruppe gehören Treiber, die die Rössle an einem Riemen halten und versuchen, die sich "wild aufbäumenden Tiere" zu bändigen. Jeder Treiber trägt eine Holzlarve mit der charakteristischen Knollennase.
Das Generalrössle tritt als Dreiergruppe auf. Die Reiter tragen französische Generaluniformen und hölzerne Halblarven. Das Gewand der Treiber stammt aus napoleonischer Zeit. Der Reiter des Roten Rössle oder "Schimmels" trägt ein rotes Flecklehäs. Die Maske ist zum Teil noch aus Draht- oder Gaze gefertigt, meist jedoch aus Holz. Zwei Treiber begleiten diese Gruppe. Ebenfalls zwei Treiber versuchen das Rot-weiße Rössle in Schach zu halten. Der Reiter dieses auch "Rapp" genannten Rössles trägt ein rot-weißes Fleckleshäs. Auch hier ist die Maske aus Holz, manchmal auch aus Draht- oder Gaze. Alle Reiter tragen zudem schwarze Schuhe und weiße Handschuhe.

Bereits seit Gründung der Narrenzunft gehören die Altdorfer Bürgerinnen zum Fastnachtsbild. Sie tragen die altoberschwäbische Tracht der Bürgerinnen aus der Zeit des Biedermeiers, ein blau-violett schimmerndes Taftkleid, Wiener Schal und goldene Radhaube. Zur Figur gehören außerdem Spangenschuhe und weiße Strümpfe sowie eine Lederhandtasche und ein zierliches Schirmchen.

Die Weingarter Fastnacht kann auch Gestalten vorweisen, die aus der Sagenwelt stammen. Frau Laura und die Lauratalgeister gehen auf eine Sage zurück, die berichtet, dass man um Mitternacht den Lauratalgeist herumspuken sieht. Der närrische Lauratalgeist trägt ein weißes, mit Fledermäusen besticktes oder bemaltes Häs. Seine Maske ist aus Holz geschnitzt, ebenso die Glocken am Geschell. Als Kopfbedeckung dient eine gotische Spitzhaube. Zum Häs gehört neben schwarzen Schuhen und weißen Handschuhen auch ein Schlüsselbund.
Die Einzelfigur der Laura ist ebenfalls in ein weißes Gewand gekleidet. Auch sie trägt eine gotische Spitzhaube, schwarze Schuhe und weiße Handschuhe. Die Holzlarve zeigt ein tränenloses Gesicht. Neben dem Schlüsselbund gehört ein Krug zu ihren Utensilien.

Einer anderen Sage nach soll sich im Wald eine Frauengestalt herumtreiben, die zwischen dem abendlichen Betzeitläuten und dem nächsten Morgen alle Leute ärgert, die ihr über den Weg laufen: Jäger, Waldarbeiter, Wild- und Holzdiebe. Seit 1956 gibt es deshalb in der Weingarter Fastnacht das "Waldweible". Der beige Leinenrock des Waldweibles ist mit Tier- und Waldmotiven bemalt. Darüber trägt die Figur eine dunkelgrüne Bluse und ein braunes Schultertuch. An den Füßen sitzen buntgestrickte Socken und Strohschuhe, an den Händen rote Wollhandschuhe. Die Holzlarve zeigt einen verdutzten Gesichtsausdruck, ein betontes Kinn und rote Backen und ist von einem Fuchsschwanz umschlossen. Zwei Tannenzapfen dienen als Ohrringe. Zu den Attributen des Waldweibles gehört außer allerlei Beirat aus dem Wald ein Waldkauz und ein Deckelkorb.

Der Wurzelsepp ist das männliche Gegenstück zum Waldweible. Sein Häs ist ein bemaltes Wams mit Kniebundhose und Strohschuhen. Die Holzlarve dieser pfeiferauchenden Einzelfigur zeigt ein bärtiges Gesicht.

Um 1975 entstand der Schlösslenarr. Der Weißnarr steckt in einem lindgrünen Kittel mit ausgestellten Rockschößen und bauschigen Ärmeln. Die ebenfalls lindgrüne gebauschte Hose geht bis zu den Knöcheln. Sowohl Kittel wie Hose sind mit Blattranken und Blumensträußen bestickt. Der Umhang und die Larvenhaube sind dunkelgrün. Auf der Larvenhaube, die durch einen Rosshaarkranz mit der Larve verbunden ist, sitzt ein Zweispitzhütchen. Die Larve selbst zeigt ein junges Männergesicht mit Schnurr- und Kinnbart. Als Ohrschmuck dienen Empirespiegelchen und Blumenbüschel. Auf seinem Holzsäbel sind die Brezeln aufgereiht, die der Schlösslenarr an die Kinder verteilt, die ihn mit Narrenversen locken wie: "Plätz am Fiedle, Plätz am Loch, Hungerleider sind wir doch."
Eine weitere Einzelfigur der Weingarter Fastnacht ist der Büttel. Diese Figur, die den Umzug anführt, hat während der Fastnachtstage für "Ordnung" zu sorgen.

Geschichte:
"Item soll auch keiner noch keine sich in die Mummerei verweben weder Tag noch Nacht, pein 10 Pfund", so verfügte 1525 der Rat der Stadt Weingarten. Einen Hinweis, wie sich die Narren damals vermummten, gibt ein Pfeifenkopf aus dem Jahr 1850. Darauf ist die Abbildung einer "Bletzler"-Figur mit einer Flecken besetzten Drahtmaske zu sehen. Der Schneidermeister Moritz Dangel gibt durch eine Annonce von 1868 Zeugnis der damals beliebten und verwendeten Kostümierungen. Neben der Schneiderei betrieb er auch einen Kostümverleih, darüber ist zu lesen: "Dominos für Herren und Damen in verschiedenen Farben, Bajazzos, Harlekins, Gnomen, Chinesen, Kaminfeger und die so beliebten Bletzler, sowie vieles Andere".
Bis 1928 war die Fastnacht in Weingarten unorganisiert und die Narretei eher Privatsache der Weingarter. Lediglich Bälle oder Fastnachtsspiele waren in gewissem Maße organisiert. Im Jahr 1928 entstand die heutige Plätzlezunft Altdorf-Weingarten. Der Zunftname verweist auf die Geschichte der Stadt Weingarten, die ehemals den Namen Altdorf trug. Altdorf erhielt erst 1865 ein Stadtrecht und gleichzeitig bekam die Gemeinde den Klosternamen Weingarten.

Nach Anton Birlinger wurde früher an den Tagen Fastnachtssonntag bis Fastnachtsdienstag nachmittags um das Rathaus getanzt. Einige Platzmeister mit Fähnlein und großen Sträußen im Arm seien vor Beginn des Tanzes in den Wirtshäusern umher gegangen, haben getanzt und daraufhin eine Gabe erhalten. Anschließend seien sie zum Rathaus zurückgekehrt, wo schon die Musikanten, mehrere Masken und viele Zuschauer warteten. Es seien drei Tänze aufgespielt worden, wozu die Masken und Platzmeister getanzt hätten. Ihre Tänzerinnen hätten sie sich aus der Zuschauermenge geholt. Nach Birlinger rühre der Brauch daher, dass früher in Weingarten infolge einer ansteckenden Krankheit alles bis auf einige Paare ausstarb. Aus lauter Freude darüber, dass die Seuche aufgehört hat, tanzten die wenigen Übriggebliebenen auf dem Rathausplatz.
Die Aufnahme der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348 in die VSAN fand im Jahre 1933 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.