Gargantua und Docteur Piccolissimo

Bailleul

Nord

Hauts-de-France

France - France

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Nächstes Jahr

04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Bailleul

Kreis

Nord

Region

Hauts-de-France

Staat

France - France

Beschreibung

In der Stadt Bailleul im Departement Nord (Region Nord-Pas-de-Callais) werden die Fastnachtstage mit dem Riesen „Gargantua“ und dem „Docteur Piccolissimo“ gefeiert. Der Karneval wird jedes Jahr von einer speziellen Gesellschaft von Bailleul (Societé philantropique de Bailleul) organisiert.

Ablauf

Am Nachmittag des Fasnachtssonntag bewegt sich ein Umzug mit geschmückten Wägen durch die Stadt. Am Fastnachtsdienstag werden sie zum Abschluss des Karnevals nochmals herausgeholt. Auf den Wägen werden Besonderheiten der Stadt wie etwa die Textil- und Spitzeherstellung gezeigt, außerdem gibt es einen Wagen der Bonbonerie für die Kinder. Musiker, die als Bäckergesellen verkleidet und mit Metallpfannen ausgestattet sind begleiten die Wägen und unterstreichen so die kulinarischen Bräuche während der Karnevalszeit. Sie schlagen auf ihre Pfannen und intonieren dabei das Lied von Gargantua, das vom Ende des 19. Jahrhunderts stammt.

Am Montagabend finden die Maskenprämierungen statt. Veranstaltet werden sie von der renommierten Karnevalsgesellschaft der Stadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Emile Colpaert gegründet wurde. In sechs Cafés findet der Maskenwettbewerb statt. Am Ende wird der besten Einzelmaske und der besten Gruppe ein Preis der Gesellschaft übergeben.

Am Fastnachtsdienstag stehen dann die zwei Hauptfiguren des Karnevals von Bailleul, Gargantua und Doktor Piccolissimo, im Mittelpunkt. Doktor Piccolissimo wird am Morgen des Fastnachtsdienstags am Bahnhof von Bailleul von Gargantua und von den Einheimischen willkommen geheißen. Er reist, so die örtliche Vorstellung, extra aus Pamplona in Spanien an, um seine Freunde im Departement Nord von ihren Krankheiten zu kurieren. Er trägt ein Kostüm aus dem 17. Jahrhundert, einen falschen Bart und einen großen Hut. Der Ursprung dieser karnevalistischen Figur ist ungewiss, liegt aber wahrscheinlich wie bei vielen anderen Karnevalsgestalten in der italienischen Commedia dell’arte. Nach seiner Ankunft wird der Doktor im Rathaus vom Bürgermeister empfangen, wo dann ein humorvolles Rededuell zwischen den beiden stattfindet. Der Nachmittag ist dem Kurieren „der Kranken“ gewidmet, wobei die Heilungsmethoden sehr burlesk sind. Mit einer Axt, einer Säge und einer Schere versuchen Doktor Piccolissimo und seine Helfer die erkrankten Personen zu operieren, wobei seine Instrumente eher denen eines Henkers als denen eines Chirurgen gleichen. Symbolisch werden von den karnevalesken Quacksalbern die Eingeweide der Erkrankten entfernt und in die Menge geworfen, und diese zögert nicht, sie wieder zurückzuwerfen.

Die zweite Zentralgestalt des Karnevals von Bailleul, Gargantua, wurde 1855 vom Gründer der örtlichen Karnevalsgesellschaft, von Emile Colpaert, in Anlehnung an den Romanzyklus „Gargantua und Pantagruel“ von Francois Rabelais (1494 – 1553) geschaffen und ist seitdem fester Bestandteil des Umzugs am Fastnachtsdienstag. Anders als die meisten Riesen des Nordens hat Gargantua kein kriegerisches Aussehen. Er wirkt eher, entsprechend der flämischen Lebensart, fröhlich und lustig – ein Charakter, mit dem sich die Einwohner von Bailleul gerne identifizieren. In seinen Händen schwenkt Gargantua sein Essbesteck als Zeichen, dass er gerne gut speist. Da er sich nur einmal im Jahr zeigt, wird sein Abschied unter Tränen und mit einem Tanz im Schein von Fackeln gefeiert.

Referenzen

Beatrice de Villaines/Guillaume d'Andlau: Les fêtes retrouvées. Tournai 1997.