Glückshämpfele
Beschreibung
Man glaubte, beim Schnitt der letzten Ähren dem Korndämon zu Leibe zu rücken. Deshalb geschieht dies in feierlicher Weise. Vor dem Schnitt der letzten Ähren knien alle mit der Ernte beschäftigten Personen, Vater, Mutter, Kinder, Gesinde, nieder und beten mit lauter Stimme fünf Vaterunser und fünf Ave Maria. Ein jugendliches Mädchen schneidet dann die letzten Ähren in drei Sichelstreichen ab, die der Vater mit den Worten begleitet: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Die in ein Büschel zusammengebundenen Ähren erhalten ihren Platz hinter dem Kruzifix in der Herrgottsecke der Bauernstube. Damit die in den Ähren verborgene Kraft des Vegetationsgeistes auf den nächsten Ernteertrag einwirke, mischt man die Körner in das nächste Saatgut. Im Sinne des erhofften Glücks nennt man das Ährenbüschel "Glückshämpfele". Vor dem Schnitt der zum Glückshämpfele vereinigten Ähren hatte der Vater darin einige Geldmünzen versteckt, die die Kinder unter lautem Jubel suchen. Manchmal hatten sie die allen sichtbaren Gaben in einem Wettlauf zu gewinnen.
Der Ernteschlussbrauch mit dem Glückshämpfele war bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhunderts in den meisten Sundgaudörfern noch wohlbekannt. Er lebte 1934 nur noch vereinzelt, z. B. in Werentzhouse weiter.
Referenzen
L. Ehret: Der Vegetationsgeist im elsässischen Brauchtum. In: Elsaß-Land - Lothringer Heimat, August 1934, S. 233-236.

