Erntedank
Das Erntedankfest ist ein kirchlich nicht festgelegter Feiertag mit christlichen und vorchristlichen Bezügen. Es fällt nicht auf einen bestimmten Termin und findet darüber hinaus konfessionsabhängig an zwei unterschiedlichen Tagen statt: Während die Deutsche Bischofskonferenz 1972 den Zeitpunkt des Erntedankfestes auf den ersten Sonntag im Oktober legte, es den Gemeinden allerdings freistellt diesen Tag als Erntedankgottesdienst zu begehen, ist in der evangelischen Kirche der dem >Michaelstag (29. September) benachbarte Sonntag gemäß eines königlich preußischen Erlasses seit 1773 Erntedank. Doch auch innerhalb Deutschlands sind regional unterschiedliche Termine denkbar: So wird in der Moselregion das Erntedankfest, der örtlichen Weinlese geschuldet, am zweiten Sonntag im November begangen.
Im vorchristlichen Judentum gab es bereits zwei Erntedankfeste: das Pfingstfest als Getreide und Erntefest und das Laubhüttenfest als Wein- und Gesamterntedankfest. In der katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Offizieller Bestandteil des Kirchenjahres ist es aber bis heute nicht. Dennoch ist der Brauch des Dankes für eine gute Ernte seit vielen Jahren auch in vielen katholischen Gemeinden üblich geworden, so dass neben Kräuterweihen am 15. August, Quatember, Erstlingsfrüchtesegnung in der katholischen Kirche die Eucharistie am ersten Oktobersonntag vielfach als „Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ auf dem von Erntedank-Gaben umgebenen Altar gefeiert wird.
Das Erntedankfest ist heute also vielfach in die christlichen Gottesdienste integriert. In vielen Gemeinden wird dafür der Altar mit Feldfrüchten und anderen Erntegaben geschmückt, begeleitet von unterschiedlichen Brauchformen und Erntefesten außerhalb der Kirche: Hierbei dominieren Festessen und Tanzveranstaltungen. Besondere Speisen und „Erntebier“ folgen etwa der Übergabe einer „Erntekrone“, die bis in das 19. Jahrhundert noch vielfach von den Gutsherren an die Mägde, Knechte und Erntehelfer verliehen wurde. Regionenabhängig ist der Brauch aus den letzten Garben eine Erntepuppe anzufertigen, die entweder in die weitern Brauchausübungen integriert wird, oder als „Dankesopfer“ auf dem Feld verbleibt.
Besondere Bedeutung hat das Erntefest auch in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Bereits 1933 verfügte Adolf Hitler die jährliche Durchführung eines „Reichserntedankfestes“ am ersten Oktobersonntag. Hierbei sollte, gemäß der NS- Bodenideologie, die Bedeutung der Bauernschaft für das Reich hervorgehoben werden.
In den USA genießt das Erntedankfest als „Thanksgiving“ den Status eines nationalen Feiertages. Er findet am vierten Donnerstag im November statt und hat den Charakter eines Familienfestes, zu dem traditionell ein Truthahn gegessen wird.
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