Mailaufen

Antdorf

Weilheim-Schongau

Bayern

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

01.05.2024 (1. 5. Maifeiertag/Walpurgis (Walburga)) - 01.05.2024 (1. 5. Maifeiertag/Walpurgis (Walburga))

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01.05.2025 (1. 5. Maifeiertag/Walpurgis (Walburga)) - 01.05.2025 (1. 5. Maifeiertag/Walpurgis (Walburga))

Turnus

alle 3 Jahre

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Antdorf

Kreis

Weilheim-Schongau

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In Antdorf hat sich, verbunden mit dem Aufstellen eines Maibaums, ein besonderer Brauch erhalten. Alle drei Jahre wird ein Maibaum aufgestellt, und alle drei Jahre am Sonntag nach dem 1. Mai findet hier das sogenannte Mailaufen statt, an dem junge Burschen und Mädchen teilnehmen. Die Zahl der teilnehmenden Mädchen ist nicht beschränkt, dagegen müssen es drei Jungen mehr sein als Mädchen.
Nach dem 12 Uhr-Läuten sieht man die Jungen schon die Mädchen "zusammentreiben": Die Fuhrleute, die den Maibaum gefahren haben, mit Fuhrmannspeitschen, in die oben Papierblumen eingeflochten sind; zwei mit einer langen Stange, die sie über die Schulter tragen und auf der Brezen aufgereiht sind; andere tragen Bierhumpen. So ziehen sie von Haus zu Haus und bringen die Mädchen immer in kleinen Gruppen von fünf oder sieben zum Orterer, dem Gasthof am Südrand des Dorfes. Gut drei Stunden brauchen sie, bis sie alle Mädchen beisammen haben, und in jedem Haus werden sie bewirtet mit Plätzchen, Kuchen oder belegten Broten, aber auch mit Wein und Schnaps.
Im Anschluss ziehen die Jungen die Straße hinunter zur Wiese, die dem Schusterwirt gegenüber liegt. An der einen Seite steht eine lange Bank, an deren Enden ein Reiserbesen im Boden steckt, an dem einen hängt eine Stalllaterne. Die Burschen ziehen die Joppen (Filzjacken) aus, hängen sie an den Zaun und zwängen sich dichtgedrängt auf die Bank, mit dem Rücken zur Wiese. Alle tragen sie weiße Hemden, die reichbestickten grünen Werdenfelser Hosenträger, damit sie sich möglichst gleichsehen.
Die Mädchen waren zusammen mit der Musik beim Orterer geblieben. Aber nun marschieren auch sie los - voraus die Musikanten, die Mädchen hinterdrein. Die Musikanten schwenken am oberen Ende der Wiese ein, die Mädchen bilden eine lange Kette, drei Mädchen, den Kellnerinnen, gibt man einen Vorsprung von ungefähr fünf Metern. Früher hatten dieses Recht jene Mädchen, die den Kranz und die Girlanden für den Maibaum gebunden haben.
Der Trompeter schmettert ein Signal, die Mädchen rennen, was das Zeug hält. Der Anprall ist stürmisch, die Bank kracht, und schon kugeln ein paar Jungen und Mädchen am Boden herum. Doch langsam kommt Ordnung in den wirren Knäuel, Paar hinter Paar geht über die Wiese, jedes Mädchen mit dem, den ihr der Zufall, vielleicht auch der gelenkte Zufall, vielleicht auch gar der Irrtum beschert hat, mit dem es den Tag über aber beisammen bleiben muss. Hinter den Paaren ziehen zum Spaß des Publikums die drei übriggebliebenen Jungen, zwei davon mit den Besen, der dritte mit der rostigen Stalllaterne. Die zwei mit dem Besen kehren im Takt hinterdrein. Vor dem Schusterwirt schwenkt die Musik aus, und die Paare tanzen einen Walzer, einen Schuhplattler und noch einen Walzer. Die Zuschauer bilden eine dichte Mauer rundum. Zwischen den Tanzenden kehren die zwei mit ihrem Besen; der dritte mit der Laterne hat sich unter die Zuschauer verkrochen. Die letzten Takte sind verklungen, die Paare und Musikanten verschwinden im Hausgang. Der Saal oben ist mit frischen Fichtengirlanden, mit kleinen weißblauen Fahnen geschmückt, und die Musikanten finden auf dem Podium im Eck ihren Platz. An diesem Tag müssen die Mädchen die Jungen freihalten und die Musik zahlen; jedenfalls bis abends um 8 Uhr, denn solange sind sie auch unter sich. Erst dann dürfen die anderen Dorfbewohner zum Maitanz kommen.

Über die Entstehung des Mailaufens ist nichts bekannt. Es kann jedoch angenommen werden, dass der Brauch seit 1793 besteht, denn seit dieser Zeit wird in Antdorf regelmäßig ein Maibaum aufgestellt. Der Brauch des Mailaufens existiert, soweit bekannt ist, nur in Antdorf, wo er von Generation zu Generation bis in die heutige Zeit fortgeführt wurde.