Metzgersprung

München

München

Bayern

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag)

Nächstes Jahr

05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

München

Kreis

München

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Der Metzgersprung war ein fastnächtlicher Zunftbrauch. Er hatte den wirtschaftlichen Hintergrund, dass das Metzgerhandwerk aufgrund der nach der Fastnacht anbrechenden Fastenzeit bis Ostern keine Geschäfte mehr machen konnte. In vielen Fastnachtsbräuchen hatten daher Metzger eine exponierte Rolle, um noch einmal auf sich aufmerksam machen zu können.

Ablauf:
In München erstreckten sich die Festivitäten der Metzger über mehrere Tage. Wurde von den Behörden auf Antrag der Zunftältesten die Erlaubnis erteilt, begannen die Vorbereitungen für das Fest vierzehn Tage vor dem Faschingssonntag mit einer Sitzung der Zunftgenossen. Sie bestimmten die beiden Lehrlinge, denen die Ehre zustand, die Rolle der "Hochzeitbitter" zu übernehmen. Diese, gewöhnlich Meistersöhne, die ihre Lehrzeit vollendet hatten, durften dann am Abend, nach dem "Büscheltanz" - benannt nach den Blumensträußen oder Büscheln, die die Metzgergesellen aus diesem Anlass von ihren Mädchen geschenkt bekamen - einen silbernen Becher, den "Willkommbecher" oder "Willkomm" und die dazugehörige Kanne mit nach Hause nehmen, um beide mit Blumen, Bändern und silbernen und goldenen Schnüren aufwändig zu verzieren.

Am Faschingsmontag (= Rosenmontag) begann das eigentliche Fest mit einem Gottesdienst für alle Zunftgenossen in der Peterskirche. Den anschließenden Zug durch die Innenstadt führte eine Musikkapelle an, ihr folgten zwei "Metzgerbüberln", fünf- bis sechsjährige Meistersöhne zu Pferd, hinter diesen ritten die Lehrlinge, die freigesprochen werden sollten, alle in schwarzen Hosen, roten Westen unter Jankern (Trachtenjacken aus Filz, d.h. gewalkter Wolle), die Hüte mit Blumen und Bändern verziert, um die Hüfte eine weiße Schürze, den "Schäber", darauf den blanken Wetzstahl gebunden. Zu Fuß kamen nach ihnen die Metzgerknechte (Gesellen) in sonntäglicher Kleidung, mit blumengeschmückten Hüten und, wie die Lehrlinge, mit einem Blumenstrauß in der Hand. Hinter den Knechten erschien der Altgeselle, der die Lehrbuben lossprechen sollte. Er trug einen langen roten, mit Silberborten besetzten Rock und dazu passender Weste, über der rechten Schulter ein breites Bandelier mit einem Degen, auf dem Kopf einen Dreispitz. Ihm folgten die von den Zunftmitgliedern ausgewählten Träger des verzierten silbernen Willkommen-Bechers und der dazu gehörigen Kanne: für gewöhnlich Meistersöhne, die ihre Lehrzeit abgeschlossen hatten. Die Bei(sitz)meister beschlossen den Zug.

Erster Halt war die Residenz, wo der Altgeselle den "Willkomm" auf das Wohl des bayerischen Landesherren und seiner Familie leerte. War dann das eigentliche Ziel, der Fischbrunnen auf dem Marienplatz, erreicht, so vertauschten die freizusprechenden Lehrlinge ihre Oberbekleidung mit eng anliegenden Schaffellen, die von oben bis unten mit Lämmer- und Kalbsschwänzen verziert waren. Nach dreimaligem Umrunden des Fischbrunnens sprangen die Lehrlinge auf den Brunnenrand und der Altgeselle, ebenfalls im Schaffell, nahm den eigentlichen Taufakt, die Freisprechung der Lehrlinge, vor: Zwischen ihm und dem Täufling fand ein gereimter Dialog statt, in dessen Verlauf der Lehrling seinen Namen nennen musste, wobei dieser vom Altgesellen in verschiedenen Varianten verballhornt wurde. Dabei schlug er dem Täufling in Nachahmung eines Ritterschlages kräftig auf die Schulter, um ihn an die Beschwerlichkeiten des Lebens zu erinnern.
Waren alle Lehrlinge losgesprochen, so sprangen sie plötzlich alle gemeinsam in das Brunnenbecken hinein und warfen Nüsse unter das Volk. Hier erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt, da nun auch die Zuschauer einbezogen wurden: Beim Aufsammeln der Nüsse kamen sie dem Brunnen so nahe, dass sie sich gleichzeitig mit ihrer Beute einen Schwall eiskaltes Wasser einholten, das die Frischgetauften unter allgemeinem Gelächter aus ihren "Schaffeln" (Holzbottichen) über sie ausgossen. Schon ein kräftiges Schütteln der vielen an den Fellen befestigten Lämmer- und Kälberschwänze dürfte genügt haben, um die Zuschauer zu durchnässen.

In dem Zeremoniell, das nichts anderes als die Parodie einer christlichen Taufe war, spielten auch die Paten eine Rolle. Nach dem Brunnensprung wurde jedem der Frischgetauften von einem Verwandten oder von seinem wirklichen Taufpaten eine weiße Serviette um den Hals gebunden, auf der Schaumünzen, Tauf- und Firmgeschenke befestigt waren. Obgleich noch nicht offiziell zum Gesellen, sondern erst zum Junggesellen ernannt, war der ehemalige Lehrling nun "rein und frei": Am Tag der Lossprechung und des Brunnensprungs durfte er den Willkommbecher leeren und am abendlichen Faschingstanz teilnehmen - vor allem aber brauchte er von nun an seinem Meister kein Lehrgeld mehr zu bezahlen.

Geschichte:
Beim Metzgersprung oder "Brunnenstürzen" handelt es sich um ein Handwerker-Ritual anlässlich der Lossprechung der Lehrlinge, das sich in München seit 1517 zu einem öffentlich begangenen Fest entwickelt hatte.

Obwohl der Brauch noch um 1850 in München lebendig war (Berlepsch), erfuhr er im Laufe der Zeit eine Transformation:
Ebenfalls im 19. Jahrhundert wurden im Fischbrunnen am Aschermittwoch auch Geldbeutel gewaschen. Dieser Brauch wurde hauptsächlich von Münchner Dienstboten ausgeübt, die auf diese Weise zeigen wollten, wie radikal die Faschingvergnügungen ihrer Geldbörse zugesetzt hatten. Neu belebt wurde die Tradition des Geldbeutelwaschens in München Anfang der 1970er-Jahre durch eine Münchner Großbrauerei, die bis heute mit ihrem Freibierausschank zur Popularität dieses Brauches beiträgt (Siehe: München, Geldbeutelwaschen).

Nach Berichten lokaler Zeitungen in München wurde am Faschingsmontag 1934 ein durch das NS-Regime neu belebter Metzgersprung abgehalten, der jedoch am Odeonsplatz stattfand. Eine Fortsetzung scheint der Erneuerungsversuch der Tradition jedoch nicht gefunden zu haben.

Der Metzgersprung ist (Isenberg) auch für andere Orte des süddeutschen Sprachgebiets belegt: Hallein (Salzburg/ Österreich), dort 1791 verboten; Aibling, Rosenheim (Oberbayern) und Eggenfelden (Niederbayern), wo er 1792 und 1793 noch stattfand. In Bad Tölz, das 1846, nach der Entdeckung einer Jodquelle, zum Heilbad ernannt wurde, fand das "Brunnenstürzen" der Metzgerlehrlinge noch um 1870 statt. Der Ablauf glich in seinen Grundzügen dem in München, war aber nicht auf den Rosenmontag, sondern acht Tage nach Lichtmess (2. Februar) terminiert. (Siehe: Bad Tölz, Metzgersprung) . Auch für Bozen, Innsbruck und Salzburg sind seit dem 17. Jahrhundert, meist an Fastnacht, Metzgersprünge belegt.

Ebenso war in Ungarn ein Lehrjungenbad der Fleischer bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein üblich (Berlepsch). Der freizusprechende Lehrling musste sich dort zuerst in einen Bottich mit schmutzigem, darauf in einen mit klarem Wasser stürzen. Verwandt mit dem Brunnenspringen ist auch das Schnellen oder Prellen der Metzgerlehrlinge, das bis 1525 am Aschermittwoch in Kempten üblich war.