Neujahrsbrauch / Kästräger

Hagnau

Friedrichshafen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

01.01.2024 (1.1 Neujahr)

Nächstes Jahr

01.01.2025 (1.1 Neujahr)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Hagnau

Kreis

Friedrichshafen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Die Bruderschaft bestand aus 24 ledigen Burschen. In der Neujahrsnacht gegen Morgen wurde dem Pfarrer der Maien (Tannenbaum) gesetzt.
In Ober- und Untergewehr, an der Spitze den Obristen mit der Hellebarde, rückte man aus zur Kirche. Nach dieser ging's ins Pfarrhaus, wo der pflichtige Käslaib sie erwartete, der, auf eine lange Stange gebunden, herumgetragen wurde. Vor dem Haus des Pfarrers, des Ortsvorstehers und der Gemeinderäte hielten die Burschen an und sangen das Neujahrslied.
Birlingers Quelle (Haager, in den Bodensee Public. IV. S. 86 ff.) will es vom letzten Kästräger gehört haben:

"Eia, eia, voll der Freuden, / Cunctis, cunctis laudibus, / Laetamendo wir uns zeigen, / Initio anni honoribus, / Hoch denselben anzusingen. / Ein fröhlich Jahr sine termino / Alle Gaben von dem Himmel / Gratulamur saeculo."

Während des Gesangs, der (nach Birlinger) wohl unecht war, hob der Träger den Laib - so gut es ging - in die Höhe unter die Fenster. Wer etwas geben wollte, legte es in den Apfel, der auf einer Spindel am Ende des Käslaibs angebracht war. Die Gaben waren reichlich. Später kamen Mehl, Fleisch, Butter und Brot dazu.
Beim Verpfeifen waren dann die Mädchen wesentlich, aber auch die Armen und die Schuljugend bekamen ihren Teil. Die vier Zechtage im Jahr waren Neujahr, Fastnacht mit Spiel und Tanz, 1. Mai und Sommerjohanni. Gefallene waren ausgestoßen. Nach dem Tanz legte der Obrist die Uhr auf den Tisch und bestimmte, wie lange die Heimführung dauerte, wann der Bursche wieder kommen mußte. Wenn er es in der angesetzten Zeit nicht schaffte, wurde er fürs nächste Mal ausgeschlossen.
Wenn ein Genosse heiratete, wurden die Brautleute von den Kästrägern mit Flinte und Degen in die Kirche begleitet. Vor der Kirche wurde eine Salve abgefeuert, nachdem der Obrist zuvor kommandiert hatte: "State et cursum inhibite!" Die Mannschaft antwortete darauf: "Soviel Körnlein wir abschießen, soviel Jahre sollen den Hochzeitsleuten zufließen.

1798 war nach Birlinger das letzte Kästräger-Neujahrsfest.

Referenzen

Anton Birlinger: Aus Schwaben. Sitten und Rechtsbräuche. Wiesbaden 1874.