01.01. Neujahr
Der 1. Januar gilt heute in ganz Europa und in den meisten Regionen der Welt als Beginn des bürgerlichen Jahres. Bereits die Römer rechneten so, nachdem der altrömische Kalender, in dem der Jahresbeginn auf dem 1. März gelegen hatte, reformiert worden war. Im Lauf des Mittelalters verwirrte sich das Bild allerdings wieder: In den verschiedenen Ländern und Territorien, ja sogar von Stadt zu Stadt gab es unterschiedliche Regelungen des Jahresanfangs (= Jahresstile). Verbreitet war, das Jahr am >Erscheinungs- bzw. >Dreikönigsfest beginnen zu lassen (= Epiphaniestil), als weitere Neujahrstermine dienten trotz der Beweglichkeit des Datums >Ostern (= Paschalstil) und >Weihnachten (= Natalstil). Manche Nonnenklöster zählten das Jahr ab >Mariä Verkündigung, also ab dem 25. März (= Annuntiationsstil). Venedig beharrte nach altrömischer Praxis auf dem 1. März; Florenz, Pavia und ganz England rechneten jeweils ab dem 16. März.
Erst Papst Innozenz XII. vereinheitlichte 1691 den Jahresanfang endgültig für alle Länder nach römischem Vorbild auf den 1. Januar, wogegen es in nicht katholischen Gebieten zunächst starke Widerstände gab. So schloss sich etwa England der päpstlichen Regelung erst 1752 an.
Im Kirchenjahr, das mit dem >Advent beginnt, bildet der 1. Januar einen eher anorganischen Einschnitt, weil er den in sich geschlossenen Zeitraum der zwölf Lostage bzw. der >zwölf heiligen Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig in der Mitte zertrennt. Als der 8. Tag nach Christi Geburt war der 1. Januar im christlichen Festkalender seit dem 9. Jahrhundert mit dem Fest der Beschneidung Christi (Circumcisio) belegt (vgl. Lk. 2, 21) weshalb man die Neujahrsregelung von Innozenz XII. auch als Circumcisionsstil bezeichnete. Das Gedächtnisfest der Beschneidung wurde nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils 1969 aufgegeben und durch ein bereits in frühchristlicher Zeit auf den 1. Januar terminiertes Marienfest ersetzt. Heute gilt der Termin als „Hochfest der Gottesmutter Maria“.
In seiner Funktion als Neujahrstag ist der 1. Januar mit einer ganzen Reihe von
Bräuchen belegt. Großer Beliebtheit erfreut sich in vielen Regionen das Anschießen des neuen Jahres mit Böllern und Feuerwerkskörpern, das den Übergang des >Silvesterabends ins neue Jahr begleitet. Verbreitet sind auch musikalische Neujahrsbegrüßungen, teils instrumental, teils vokal mit speziellen Ansingeliedern. Ein weltweit beachtetes Musikereignis ist seit einigen Jahrzehnten am 1. Januar das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
© Prof. Dr. Werner Mezger
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