Neujahrssingen
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Festausübung
erloschen
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Beschreibung
In Ottenhöfen tragen jüngere Burschen und ärmere Leute das sogenannte "Schnitzlied" in der Neujahrsnacht vor, das von der gewöhnlichen Gabe der Apfel- oder Birnenschnitze seinen Namen hat:
1. "Hinischt [diese Nacht] ist es die kälteste Nacht /
Das Kinlein Jesu geboren war, /
Es ist geboren und das ist wahr, /
Ein kleines Kindlein, ein großer Gott, /
Der Himmel und Erde geschaffen hat.
Refrain: Wir wünschen euch allen ein neues gut's Jahr, /
Ein neues gut's Jahr und auch viel Glück; /
So beten wir an Herrn Jesum Christ.
2. Jetzt stehen wir um den achten Tag, /
Das Kindlein Jesu beschnitten war, /
Jetzt ist es beschnitten, das ist wahr, usw. wie oben.
3. Jetzt stehen wir um den zwölften Tag, /
Die heilig Dreikönig reisen allda. /
Sie sind dem Kindlein von Herzen so hold, /
Sie bringen ihm Silber und rotes Gold, usw.
4. Jetzt stehen wir um den zwanzigsten Tag, /
Das Kindlein Jesu geflohen war. /
Ein kleines Kindlein, ein großer Gott, /
Der Himmel und Erde erschaffen hat, usw."
Und dazwischen wird abwechselnd hineingesungen:
"Hausvater, steig ins Dach /
Hol herunter e Rippach (Speckseite), /
Nimm eins von den langen /
Und laß die kurzen hangen, /
Gen ihr is e brenti Supp [Brantwein] /
So gen m'r zur i in d'Schtub. /
Gen ihr is e Maß Wi, /
So gen m'r zur i ni. / Gen ihr is e Blatt voll Schnitz und Speck, /
So gen m'r vor de Thüre weg, /
Oder gen ihr is a Sester Nuß, /
So bliwe wir is ganz Johr dus. /
Hausvater, laß dich den Gang nicht verdrießen /
Und laß die rostige Thaler aus dem Beutel rausschießen, /
Nit z'klein und nit z'groß, /
Daß's und den Beutel nit verstoßt!"
Ähnliche Bitten werden an die Hausmutter gerichtet, und nach Empfang der Gabe wird das Danklied gesungen:
"Man hat uns redlich und ehrlich gegeben, /
Gott laß euch das Jahr in Freuden erleben, /
In Freuden erleben das ist wahr, /
Wir wünschen...usw. /
Wir wünschen dem Bauern ein' goldenen Wagen, /
Darauf soll er ins Himmelreich fahren, /
Da sind wir alle den Engeln so gleich, /
Den Engeln so gleich das ist wahr, usw."
Ebenso wünschen sie der Bäuerin eine goldene Krone. Hat man aber den Schnitzsängern nichts gegeben, so singen sie beim Abgehen:
"Man hat uns ehrlich und redlich nix gebe, /
Der Teufel soll euch der Hals ra säge."
Referenzen
Elard Hugo Meyer: Badisches Volksleben im 19. Jh. Reprint d. Ausg. 1900, Stuttgart 1984, S. 70 f.