Pfingstritt

Wurmlingen (Rottenburg)

Tübingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

19.05.2024 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern), 20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

08.06.2025 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern), 09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

alle 2 Jahre

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Wurmlingen (Rottenburg)

Kreis

Tübingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In zweijährigem Turnus, und zwar jeweils in den ungeraden Jahren, findet in Wurmlingen bei Rottenburg der Pfingstritt statt:
Am Morgen des Pfingstmontags schmücken die beteiligten jungen Leute zunächst den Maien, ein Birkenbäumchen, mit bunten Bändern. Dann wird der Reiter, der den Pfingstbutz verkörpert, in einer Scheune in grünes Laub eingebunden. Am Mittag versammeln sich alle teilnehmenden Reiter, mindestens zwölf, um zum Festauftakt unter Musikbegleitung vor die Gasthäuser zu ziehen, wo sie mit Bier verköstigt werden.

Danach führen die berittenen Akteure ein Pfingstspiel mit genau festgelegten Rollen auf, an dessen Ende die Enthauptung der Pfingstbutz steht. Zu Wort kommen hierbei der Maienführer, der Fähnrich, der Korporal, der Mohrenkönig, der Koch, der Kellermeister, der weiße Mann, der Doktor Eisenbart und der Henker.
Jeder hält eine kurze gereimte Rede, wobei der Maienführer mit den Worten schließt: "Schlägt er mich, dass der Maien fällt, so reit ich, dass der Bod' aufschnellt. Schlägt er mich, dass der Maien wieder aufsteht, so reit ich, bis mein Pferde kein' Schritt mehr geht."
Schließlich spricht der Henker sein Todesurteil über den Pfingstbutz, haut ihm den falschen Kopf ab und entkleidet ihn seines Laubgewands. Am Ende der Spielhandlung steht die "Pfingstpredigt", die keine starren Texte, sondern von mal zu mal wechselnde Inhalte hat und komische Vorfälle aus dem Gemeindegeschehen der letzten Monate glossiert.

Auf den theatralischen Teil folgt schließlich der agonale Part, das Wettreiten, von dem der Brauch auch seinen Namen hat. Reiter und Zuschauer ziehen vors Dorf zum Festplatz unterhalb der Wurmlinger Kapelle, wo auf einer Wiese eine Rennbahn abgesteckt ist, an deren Ziel der ins Gras eingerammte, geschmückte Maien steht. Die Aufgabe der Reiter besteht darin, das Bäumchen im Galopp anzureiten, es dem Boden zu reißen und es aus dem mit Sägespänen markierten Kreis, in dem es steht, herauszuzerren. Dies ist schwieriger als es auf den ersten Blick scheint, weil die Pferde die Tendenz haben, unmittelbar vor dem Hindernis nach rechts oder links auszuweichen. Gelingt es keinem der Reiter, des Bäumchens habhaft zu werden, gehört es dem Pfingstbutz, der seinen Jahrgangskameraden dann ein Fass Bier stiften muss. Mit Musik und Tanz klingt das Spektakel im Festzelt aus.

Der Wurmlinger Pfingstritt, der bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts in seiner heutigen Form beschrieben wird, gehört in den großen Kontext der an Pfingsten weit verbreiteten Reiterspiele, deren Träger ursprünglich wohl vor allem die Rossjungen waren. Auch die Spielrollen und überlieferten Texte sind nicht singulär, sondern haben Parallelen in einer ganzen Reihe anderer Spiele aus der Region, von denen allerdings die meisten erloschen sind. Heute wird der Wurmlinger Pfingstritt aus touristischen Gründen im Zweijahres-Turnus alternierend mit dem österlichen Eierlesen im benachbarten Kiebingen durchgeführt: Die geraden Jahre gehören dem Kiebinger Osterwettspiel, die ungeraden dem Wurmlinger Pfingstbrauch.