Pfingstritt

Kötzting

Cham

Bayern

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Kötzting

Kreis

Cham

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Am Pfingstmontag kommen aus der weiten Umgebung in aller Frühe die Reiter zusammen. Die Mähnen der Pferde sind reich eingeflochten, zum Teil mit einem Netz überworfen, auf dicht an dicht bunte Papierblumen befestigt sind. Um 7.30 Uhr bis 8 Uhr geht es hinaus auf den Markt. Voraus der Kreuzträger, der das Kreuz wie eine Standarte am Schaft hält. Ihm folgen zwei Reiter, die an langen Stangen alte Prozessionslaternen mitführen, dahinter zwei Fanfarenbläser, und alle tragen den schwarzen Hut, die schwarze Samtweste mit den silbernen Knöpfen und den dunkelblauen, langen Rock, ebenfalls mit silbernen Knöpfen. Hinter diesen fünf Reitern folgen die Ministranten und die Geistlichkeit, in der Mitte der Kooperator, angetan mit Chorrock und Stola, das Birrett auf dem Haupt, das silberne Wallfahrtskreuz auf der Brust, zierlich umfasst mit dem golden funkelnden Tugendkranzl von der sogenannten Pfingstbraut. Dann folgt der lange Zug der Pfingstreiter, immer paarweise. Viermal hält der Zug unterwegs an, um die vier Anfänge der Evangelien zu singen. Es wird fast 11 Uhr, bis die Messe in der Kirche des hl. Nikolaus in Steinbühl gelesen werden kann - ein Votivamt mit feierlichem Orgelklang, mit Gesang, mit dem Gebet zu dem heiligen Nikolaus, zum heiligen Wendelin und zum heiligen Leonhard, die an diesem Tag besonders angerufen werden. Unterdessen war am Vormittag in Kötzing für die Einheimischen und für all die Zuschauer, die nach Kötzing gekommen waren, draußen vor der St. Veitskirche ein Feldgottesdienst. Nachdem die Reiterprozession wieder in Kötzing eingezogen ist, sammeln sich die Reiter in dem großen, abgesperrten Rechteck auf dem Platz vor dem Rathaus. Der Geistliche predigt vom Pferd aus und übergibt einem jungen, unbescholtenen Burschen das goldfunkelnde Tugendkranzl mit der weißen Schleife, das am rechten Oberarm getragen wird. Damit hat Kötzing für dieses Jahr wieder einen Pfingstbräutigam. Der Bräutigam, der inzwischen einen schwarzen Gehrock angezogen hat, darf sich unter den Bürgerstöchtern eine Pfingstbraut wählen. Der Hochzeiter hat Beiständer, auch sie tragen schwarze Gehröcke, führen Degen mit sich und eine Zitrone mit grünem Asparagus. Der Weg führt sie ins Pfarrhaus, ins Rathaus und zu den Standespersonen des Ortes, um sich für die Ehrung zu bedanken und um sie gleichzeitig einzuladen zur Pfingsthochzeit. Sie beginnt nachmittags um 5 Uhr. Unter Musik wird die Kötzinger Pfingstbraut, deren Brautkleid streng geheim gehalten wird, vom Elternhaus abgeholt. Der Zug geht durch die Straßen zum feierlichen Hochzeitsessen in den Postsaal.

Geschichte: Nach der Überlieferung soll 1412 ein Sterbender von Steinbühel nach den heiligen Sterbesakramenten verlangt haben. Als der Messmer zum Pfarrer nach Kötzing gekommen ist, ist es bereits stockdunkle Nacht. Der geistliche Herr scheut sich, den gefahrvollen Weg allein zu gehen. So wendet er sich an gottesfürchtige Burschen von Kötzing, dass sie ihn begleiten. Dies sei der Ursprung des Kötzinger Pfingstrittes gewesen. Zunächst soll es eine Pfingstwallfahrt zu Fuß gewesen sein. Später dann, als eine Viehseuche ausgebrochen war, hat man sich zum heiligen Nikolaus, dem Patron der Kirche von Steinbühel verlobt. So sei aus der Fußwallfahrt eine Wallfahrt zu Pferd geworden. Wann dies allerdings geschehen sein soll, darüber gibt es keine Aufzeichnungen, da Kötzing wiederholt von Bränden heimgesucht worden ist. Der erste schriftliche Bericht datiert ins Jahr 1754 und stammt von dem damaligen Kötzinger Pfarrer: "Seit unvordenklichen Zeiten sey es sittlich und herkommens, dass alle Jahre am Pfingstmontag eine Prozession mit dem hochwürdigen Gute von Kötzing aus nach Steinbühel zu Pferd gehalten wird. Während des Hinausrückens pflegt man jederzeit die vier Evangelien abzusingen. Wie alte Männer berichten, so hätte ein Pfarrer von hier diese Prozession aus der Ursache verlobt, weil er nach vollendetem Gottesdienste in Steinbühel auf seinem Heimzuge nach Kötzing im langen und düsteren Walde, mit welchem der Weg dahin bedeckt war, glücklich den auf ihn lauernden Straßenräubern entgangen sei, die Ursache jedoch warum im Rückreiten der Sohn eines Bürgers mit dem Kränzlein, das zuvor an dem hochwürdigen Gute gehangen, geziert wird, wisse er nicht zu ergründen. Vielleicht geschieht es nur darum, damit die Jugend desto lieber das hochwürdige Gut begleiten möge. Abends geht dieser glückliche Jüngling mit anderen seinesgleichen mit dem Kränzlein prangend im Markt herum, sammelt Geld und hierauf geht es dem Wirtshause zu, wo er und sie mit Trinken und Tanzen oftmals bis in die späte Nacht hinein sich verlustigen."

Referenzen

Paul Ernst Rattelmüller: Bairisches Brauchtum im Jahreslauf. Von Nicolo bis Kathrein. München 1985. S. 194f.