Sommereinholen / Umzug mit „líto“
Beschreibung
Ablauf:
Die Mädchen zogen von Haus zu Haus durch das Dorf, in der Hand trugen sie eine kleine, mit farbigen Lumpenstückchen, ausgeblasenen Eiern und kleinen Bildern geschmückte Fichte, den sog. "Sommer"/"líto". Sie rezitierten ein Gedicht.
Geschichte:
Der Brauch wurde am vierten, fünften oder sechsten Fastensonntag durchgeführt. Am Brauch nahmen vorwiegend Mädchen teil, die mit ausgeblasenen Eiern und Bändern geschmückten Zweigen oder kleinen Bäumchen durch das Dorf zogen.
Der Brauch fand oft zusammen mit dem Todaustragen statt. Im 16. Jahrhundert wurde zum ersten Mal diese Verbindung mit dem Todaustragen erwähnt. Im 19. Jahrhundert handelte es sich bereits um einen Kinderbrauch, er wandelte sich auch zum Heischebrauch. Zum allmählichen Erlöschen des Brauches kam es ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Fragen über den Ursprung des Brauches können – wegen des gegenwärtigen noch unzureichenden Standes historischer Informationen – nicht beantwortet werden. An vielen Orten war das Sommereinholen mit einem anderen Brauch – mit dem des Todaustragens – verbunden. Beide Bräuche wandelten sich von einer von allen Mitgliedern der Gemeinde getragenen Aktivität in eine Aktivität der Kinder, seit dem 18. Jahrhundert vorwiegend der Mädchen. Die tschechischen Volkskundler Vladimír Scheufler und Jaroslava Scheuflerová meinen, das Todaustragen und das Sommereinholen stellen allgemeine menschliche Aktivitäten dar, denen das westslawische Ethnikum die charakteristische Form verlieh und sie in eine für den Inhalt beider Bräuche geeigneten Zeitraum, d.h. in die Mitte der Fastenzeit, verlegte, wobei christliche Impulse unbestreitbar sind.
Referenzen
Léto. In: Lidová kultura. Národopisná encyklopedie Čech, Moravy a Slezska. Praha 2007, S. 475-476.