Todaustragen

Ohnisov

Rychnov nad Kneznou

Královéhradecký kraj

Ceská republika - Czech Republic

Dieses Jahr

17.03.2024 (5. Fastensonntag = Judica = Passionssonntag) - 17.03.2024 (5. Fastensonntag = Judica = Passionssonntag)

Nächstes Jahr

06.04.2025 (5. Fastensonntag = Judica = Passionssonntag) - 06.04.2025 (5. Fastensonntag = Judica = Passionssonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Ohnisov

Kreis

Rychnov nad Kneznou

Region

Královéhradecký kraj

Staat

Ceská republika - Czech Republic

Beschreibung


Ablauf:
Am Samstag bereiteten die Jungen eine Puppe, die sog. "kolednice" oder "baba" (altes Weib) vor. Sie wurde aus einem Garbenbündel/einer Strohschaube angefertigt, als Arme diente ein Stab, sie wurde als Frau gekleidet (mit Bluse und Rock), der Kopf wurde mit weißem Leinen bezogen, das Gesicht schwarz gemalt und auf dem Kopf trug die Puppe einen Kopftuch. In den Händen hatte sie ein Bündel und einen "Sommer"/"líto" genannten Zweig. Die Puppe wurde von den Jungen auf einem Baum aufgehängt. Dann lachten die Jungen die Mädchen aus und sagten: Sie hätten keine "koleda", sie sei aufgehängt. Die Mädchen versuchten die Puppe vom Baum abzunehmen.
Am Sonntag zogen die Mädchen durch das Dorf. Sie trugen den "Sommer"/ "líto" in den Händen – eine kleine, mit Bildern und Bändern geschmückte Tanne. Sie besuchten einzelne Häuser, für das Rezitieren von Gedichten bekamen sie Süßigkeiten (Lebkuchen, Marzipan, Gebäck).
Die Jungen zogen dann am Montag nach dem Palmsonntag durch das Dorf. Diesmal bereiteten die Mädchen für sie eine Puppe – einen "koledník" (Mann) vor. Er wurde aus einem Garbenbündel/einer Strohschaube angefertigt, mit Männerkleidung und einem Hut versehen. In den Händen hatte er ein Bündel und eine Osterrute. Er wurde auch auf einem Baum aufgehängt, und diesmal versuchten die Jungen ihn vom Baum abzunehmen.
Am Ostermontag gingen die Jungen durch das Dorf, besuchten einzelne Häuser, wünschten Glück und bekamen dafür Eier.

Geschichte:
Das Todaustragen wurde mehrmals von kirchlichen Synoden verboten, das älteste schriftlich erhaltene Verbot in den Böhmischen Ländern stammt aus dem Jahre 1366 (Prager Erzdiözese), weitere stammen aus den Jahren 1371 und 1384. Der Brauch fand am vierten Fastensonntag statt, es nahmen viele Leute (auch Kleriker) teil. Der Tod (Figurine) wurde aus der Stadt heraus getragen, er wurde ausgelacht, im Umzug wurde getanzt und gesungen, dann wurde der Tod ins Wasser geworfen, damit er den Lebenden nicht schaden konnte.
Es gibt mehrere schriftliche Quellen, die den Brauch in allen Teilen Böhmens, Mährens und Schlesiens bis zum 18. Jahrhundert belegen. Im 16. Jahrhundert wurde zum ersten Mal die Verbindung mit dem Sommereinholen erwähnt, am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde zum letzten Mal die Teilnahme Erwachsener am Brauch erwähnt. Im 19. Jahrhundert handelte es sich bereits um einen Kinderbrauch, er wandelte sich auch zum Heischebrauch. Zum Erlöschen des Brauches kam es ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich. Ende des 19. Jahrhunderts kam es zur künstlichen Erneuerung des Brauches, heute wird er meistens von Folklore-Ensembles oder als Spiel in der Schule durchgeführt.
Der Tod (Symbol des Todes ist meistens eine Puppe weiblichen Geschlechts) wurde rituell aus dem Dorf/der Stadt getragen und dann verbrannt, ins Wasser geworfen, auf einem Baum aufgehängt, begraben oder an einem unzugänglichen Ort aufgestellt.
Fragen über den Ursprung des Brauches können – wegen des gegenwärtigen Standes historischer Informationen – nicht beantwortet werden. An vielen Orten war das Todaustragen mit einem anderen Brauch – mit dem Sommereinholen – verbunden. Beide Bräuche wandelten sich von einer von allen Mitgliedern der Gemeinde getragenen Aktivität in einer Aktivität der Kinder, seit dem 18. Jahrhundert vorwiegend der Mädchen. Die tschechischen Volkskundler Vladimír Scheufler und Jaroslava Scheuflerová verwerfen die Hypothese über die pandemiale (als Reaktion auf die Pest-Pandemie im 14. Jahrhundert), die fränkisch-nürnbergische und die Wormser Herkunft des Brauches, sie bezweifeln auch, dass es sich um einen germanischen Brauch gehandelt habe. Germanische Elemente, die sich im Laufe der Jahrhunderte in den Brauch eingeschlichen haben mochten, wollen sie aber nicht ganz in Abrede stellen. Sie können auch die vorchristliche Herkunft des Brauches sowie allfällige Zusammenhänge mit den betreffenden Gliedern des Indikulums nicht ausschließen. Nach ihrer Meinung stellen das Todaustragen und das Sommereinholen allgemeine menschliche Aktivitäten dar, denen das westslawische Ethnikum die charakteristische Form verlieh und in eine für den Inhalt beider Bräuche geeigneten Zeitraum, d.h. in der Mitte der Fastenzeit, verlegte, wobei christliche Impulse unbestreitbar sind.

Referenzen

Vynášení smrti. In: Lidová kultura. Národopisná encyklopedie Čech, Moravy a Slezska. Praha 2007, S. 1166-1167.