Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN)

Bad Dürrheim

Schwarzwald-Baar

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
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Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Bad Dürrheim

Kreis

Schwarzwald-Baar

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Der 1924 in Villingen gegründete Verband, mit Sitz in Bad Dürrheim, ist Deutschlands älteste Narrenvereinigung. Sie ist ein Zusammenschluss von 69 Zünften, die in den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen, in Bayerisch-Schwaben sowie in 5 Kantonen der deutschsprachigen Schweiz beheimatet sind.
Das dem Verband verbundene Museum Narrenschopf in Bad Dürrheim ist sowohl Fastnachtsmuseum als auch Veranstaltungsort. In ihm sind das Zentralarchiv und die Geschäftsstelle der VSAN untergebracht. Zusammen mit der Vereinigung kümmert sich die Kulturstiftung der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht, durch die Vergabe eines Forschungspreises für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Fastnacht, um die Erhaltung, Pflege und Fortentwicklung der im schwäbisch-alemannischen Sprachraum vorhandenen Fastnachtsbräuche.

Geschichte:
Der rheinische Karneval hatte nach seiner Reform in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überall im Südwesten das eigene, bodenständige Fastnachtsbrauchtum in den Hintergrund gedrängt. Das Fastnachtsgeschehen war vielerorts eine Melange aus schwäbisch-alemannischen und karnevalistischen Elementen. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht, heute Massenbewegung, drohte zudem nach dem I. Weltkrieg und der Inflationszeit als Kulturgut verloren zu gehen. Kurz vor der Fastnacht 1919 erließ in Baden das „Ministerium des Innern“ ein Fasnetverbot, das ähnlich auch in Württemberg erlassen wurde. Berichte über Verstöße gegen die Fastnachtsverbote findet man jedoch zuhauf. Das Fastnachtsverbot für Erwachsene hatte auch im Jahr 1921 Gültigkeit, obwohl die Zünfte in den Narrenhochburgen, allen voran die Rottweiler und Villinger, mehrfach ohne Erfolg dagegen protestierten. Über die verbotene Fastnacht wurde kontrovers diskutiert. Zusammenfassend lässt sich für die Zeit zwischen 1919 und 1922 feststellen, dass die Fastnacht trotz Verbots nirgends gänzlich ausgefallen ist.
Das Verbot der Fastnacht veranlasste die Narren trotzdem dazu, über eine Organisation nachzudenken. Bereits 1923 fiel die Fastnacht erneut aus, diesmal begehrte aber niemand auf: Es herrschten Inflation und bittere Armut. Erst1924 begannen sich die Verhältnisse zu normalisieren. Historisch belegte Fastnachten wurden wieder akzeptiert. Nun stellte sich aber vielerorts die Frage, was sind übliche historische Bräuche?
Als Konsequenz wurde am 16. November 1924 in Villingen die „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“ unter dem Namen „Gauverband badischer und württembergischer Narrenzünfte“ gegründet.

Bei der „Karlsruher Herbstwoche“ am 21. September veranstalteten 127 Trachtengruppen des Landes einen Festumzug durch die badische Hauptstadt. Die 100.000 Zuschauer staunten, als sie inmitten dieses Défilés historischer Kostüme auch Fastnachtsnarren in Häs und Maske zu Gesicht bekamen. Nach den Jahren ausgefallener Fastnacht war es für die Hästräger natürlich eine große Genugtuung, sich unter den Trachten auf der Straße zeigen zu können. Am Vorabend hatten sich die teilnehmenden Zünfte zu einem „Begrüßungsabend mit hochnärrischem Einschlag“ zusammengefunden. Von der Villinger Delegation war hierbei der Gedanke einer überörtlichen Gemeinschaft propagiert worden. Die Fastnachtszünfte aus Bräunlingen, Donaueschingen, Elzach, Haslach im Kinzigtal, Hüfingen, Laufenburg, Oberndorf am Neckar, Offenburg, Rottweil, Schramberg, Stockach, Villingen und Waldshut nahmen an der Gründungsversammlung in Villingen teil. Im Protokoll wurde zusammenfassend festgestellt, „daß der Zusammenschluß zu einem Gauverband in der heutigen Zeit dringend notwendig sei, um namentlich gegenüber der Regierung einen größeren Rückhalt zu haben“. Zum 1. Präsidenten des Verbands wählten die Delegierten den Villinger Zunftmeister, Glockengießereibesitzer Benjamin Grüninger. Als Sitz der Vereinigung wurde Villingen festgeschrieben. Dass die Notjahre tiefe Spuren hinterlassen hatten, dokumentieren auch die einleitenden Worte dieser Satzung: „Sintemal die heurige Zeit eine dreckige genannt werden kann und der friedfertige deutsche Reichsbürger vor lauter Wahlen und Zahlen an keine erfreuliche Beschäftigung mehr denkt und in seinem Trübsinn zu versauern droht, und alldieweil derartiges Elend nur durch den eingeborenen gut schwäbisch-alemannischen Frohsinn ertragbar wird, haben sich die badischen und württembergischen althistorischen Narrenzünfte zusammengetan, um ihren Landsleuten das Drähtlein des Humors durch die Genickknochen zu ziehen, damit diese den Kopf wieder aufrecht tragen lernen.“ In der gleichen Versammlung fiel auch der Beschluss zum Aufbau eines Archivs.
Bereits im folgenden Jahr konnte sich die neue Vereinigung ihren Mitgliedern als nützlich erweisen. Es hatte sich nämlich bald gezeigt, dass innerhalb der Regierung unterschiedliche Auffassungen darüber auftraten, wer zum Kreis historischer Narrenstädte zu zählen sei und somit Fastnacht machen dürfe.
Schon 1927 verstarb Gründungspräsident Benjamin Grüninger. Nachfolger wurde der Villinger Albert Fischer, er sollte ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke des Verbandes lenken und seine Entwicklung entscheidend prägen. Das wichtigste Ziel bestand für Fischer darin, „die Fastnachten im oberbadischen und oberschwäbischen Länderraum, die in ihren derzeitigen Darbietungen immer mehr von dem Charakter solider Fastnachtsfreuden abrücken, immer mehr verflachen, um schließlich im seichten Gewässer ungezügelter Lustbarkeiten sich zu entladen drohen, wieder in geordnete Bahnen“ zu lenken. Dem „weiteren moralischen Absinken der Fastnacht“ müsse Einhalt geboten werden, nur so könne die Fastnacht wieder zu dem werden, was sie einst gewesen war: „ein Volksfest im besten Sinne des Wortes, ein wertvolles Kulturbild des oberschwäbischen Weltenraumes in Baden und Württemberg“. Gedacht war dabei an eine Reform der südwestdeutschen Fastnacht. Vielerorts war ihr Erscheinungsbild ärmlich und verkommen. Sie konnte sich mit den Maskeraden des Karnevals, seinen Umzügen und -spielen oder den Maskenbällen nicht messen. Es ging jetzt darum, den überlieferten traditionellen Häsern und Masken höhere Qualität zu geben. Die Vereinigung war Vermittlerin dieser Reformidee.

Narrentreffen

Vor diesem Hintergrund sind die Narrentreffen zu sehen, deren Geburtsstunde Ende der 1920er Jahre schlug. Das „Oberbadische Narrentreffen“ 1928 in Freiburg, das der Volkskundler Hermann Eris Busse initiiert hatte, war die erste Veranstaltung dieser Art, die sich jedoch von den späteren, von der Vereinigung organisierten Veranstaltungen, unterschied: sie fand im Saal statt. Die meisten Mitgliedszünfte der Vereinigung beteiligten sich daran. Man empfand die Begegnung untereinander als anregend und fruchtbar. Die Villinger Zunft stellte den Antrag, dass die Vereinigung künftig alljährlich ein Narrentreffen für die Mitgliedszünfte veranstalten möge und zwar jeweils abwechselnd in einer badischen oder einer württembergischen Stadt.
Im Januar 1929 konnte so in Villingen das erste Narrentreffen der Vereinigung ausgerichtet werden.

Mit diesem Narrentreffen war jedoch der Schritt von der ortsbezogenen Pflege traditioneller Fastnachtsbräuche zur überörtlichen, folkloristischen Darbietung vollzogen worden und eine Entwicklung in Gang gekommen, die auf die schwäbisch-alemannische Fastnacht einen anhaltenden und problematischen Einfluss ausübt. Doch bei allen Vorbehalten, darf nicht außer acht bleiben, dass Narrentreffen offensichtlich Bedürfnisse und Erwartungen von Narren und Publikum erfüllen. Bestandteil der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, sind sie schlechterdings nicht mehr wegzudenken.

Ein vom „Evangelischen Volksdienst“ eingebrachter Antrag verlangte 1927 vom Badischen Landtag in Karlsruhe, „bei der sittlichen und wirtschaftlichen Notlage des Volkes das Fastnachtsunwesen gänzlich zu verbieten“. Selbstbewusst trat die Vereinigung dieser Provokation entgegen und brachte die Eingabe zu Fall. Allen Mitgliedern des Landtags wurde eine Druckschrift auf den Tisch gelegt, in der eindringlich die Aufgabe der Vereinigung, jahrhundertealte Bräuche zu schützen und zu pflegen, dargestellt war. Nicht vergessen wurde dabei auch der Hinweis, dass ein Fastnachtsverbot finanzielle Schädigungen für viele Zweige der Geschäftswelt mit sich brächte. Dieses Argument findet sich auch fernerhin häufig.
Das zweite Narrentreffen fand 1930 in Rottweil statt. Im gleichen Jahr erhielt der Verband bei der Hauptversammlung in Oberndorf / Neckar seinen endgültigen Namen: „Vereinigung der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte“. 32 Zünfte gehörten dem Verband inzwischen an.

Die 1930er Jahre begannen wieder unter schwierigen Verhältnissen. Die wirtschaftliche Not machte die Abhaltung weiterer Narrentreffen in den Jahren 1931 und 1932 unmöglich. Es wurde aber beschlossen, 1933 ein Narrentreffen in Stockach abzuhalten.
Wenige Tage nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fand dieses dritte Narrentreffen der Vereinigung tatsächlich statt. Eine Problematik aber, die massenmedialer Vereinnahmung und der Drang der Fastnacht, sich darzustellen, zeigte sich schon damals, als der Reichssender Stuttgart das Narrentreffen im Rundfunk übertrug. Auf der Hauptversammlung in Möhringen ging Präsident Fischer auf die veränderte politische Situation in Deutschland ein. Auch die Narrenzünfte, so erklärte er, seien bereit, am Wiederaufbau des Vaterlandes mit aller Kraft mitzuarbeiten.

Indessen zeigte sich die wachsende Uneinigkeit der Zünfte. Vor allem Elzach fühlte sich nicht hinreichend ernst genommen mit dem Vorschlag, Narrentreffen auch in kleinen Narrenorten auszurichten, anstatt sie zu Massenveranstaltungen ausufern zu lassen. Außerdem beklagte man, dass in den vorangegangenen Jahren zu viele neue Zünfte zur Vereinigung hinzugestoßen seien, die schon bei ihrem Eintritt nur „die geschäftliche Ausnützung“ im Auge gehabt hätten. Auch seien diese neuen Zünfte „in völliger Verkennung der uralten alemannischen Männerfastnachten“ dazu übergegangen, regelwidrig Frauen ins Narrengewand schlüpfen zu lassen. Und der ursprüngliche Zweck der Vereinigung, Front gegen die Regierung zu machen, sei ohnehin hinfällig geworden in einer Zeit, „in der sich Volk und Regierung zur Erhaltung von altem Volkstum die Hand reichten“.
Elzach zog die Konsequenz und trat 1934 aus der Vereinigung aus. Bereits drei Monate zuvor war ihr die Narrenzunft Rottweil aus ähnlichen Gründen vorangegangen. War es für einen Dachverband, der den Anspruch erhob, schwäbisch-alemannische Fastnacht zu repräsentieren, überhaupt möglich, sich allein auf die Bewahrung und Pflege traditionellen Brauchtums bzw. auf die Wiedererweckung von bereits abgegangenen alten Bräuche zu beschränken? Erschöpfte sich denn das Brauchphänomen Fastnacht wirklich in traditionellen Ritualen, die es aus lediglich volkskundlichem Interesse und in schematisierter Form zu zelebrieren galt, oder war Fastnacht nicht vielmehr ein überaus lebendiger und stets neue Formen gebärender Brauchkomplex, der – eben gerade auch im Interesse der Bewahrung seiner landschaftstypischen Eigenart – gelenkt und gestaltet werden musste? Letzteres aber bedeutete nichts anderes als ein Sich-Öffnen gegenüber allem Neuen sowie dessen Angleichung an das Traditionelle.

Diese grundsätzliche Weichenstellung in der Politik der Vereinigung enthielt aber auch eine Gefahr. Denn angesichts der in den 1930er Jahren sprunghaft gestiegenen Zahl von Zunftneugründungen, musste unter den alten Zünften zwangsläufig ein Bewusstsein für Qualitätsunterschiede entstehen. Es war deshalb keineswegs „Klassenpolitik“, sondern vielmehr der Versuch, auch langfristig die innere Einheit der Vereinigung zu bewahren, wenn Fischer eine Unterteilung der Zünfte in Gruppen gefordert hatte. Als Hauptzweck der Vereinigung wurde der Schutz historischen Fastnachtsbrauchtums herausgestellt, das man politisch korrekt als „uraltes, wurzelechtes, artgemäßes … Ahnenerbe“ und als „Volksgut bester und schönster Art“ aufgefasst wissen wollte. Der Vorschlag zur Unterteilung der Mitgliedszünfte in Gruppen wurde diesmal einstimmig angenommen.

Rolle im Nationalsozialismus

Die Gleichschaltung der Vereinigung im nationalsozialistischen Sinne ließ dann nicht lange auf sich warten. Bereits 1934 teilte Präsident Fischer den Zünften per Rundschreiben mit, dass er nach dem ab sofort geltenden Führerprinzip den bisherigen 2. Präsidenten, „zum stellvertretenden Führer bestimmt habe“. Nachträglich im Sinne des Führerprinzips „bestimmt“ wurden auch die übrigen Mitglieder des Präsidiums, die nun jeweils eigene Stellvertreter erhielten. Darüber hinaus bestellte Fischer, von seinem „Führerrecht Gebrauch machend“, einen fünfköpfigen Beirat zu seiner Unterstützung. Noch im gleichen Jahr trat die Vereinigung der Reichskulturkammer bei.

Eine ernsthafte Kraftprobe hatte die Vereinigung 1936/37 mit der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) der „Deutschen Arbeitsfront“ zu bestehen, die versuchte auf die Gestaltung der Fastnacht Einfluss zu nehmen. Das Ansinnen stieß auf den Widerstand der Zünfte, die befürchteten, die Organisation der örtlichen Fastnacht werde ihnen aus den Händen genommen. Auch argwöhnte man, KdF wolle den rheinischen Karneval in den alten Narrenorten einführen. Diese Organisation sah als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, „den Karneval zu einer wirklichen Volksangelegenheit zu machen und die immer noch bestehenden klassenmässig geschiedenen Karnevalveranstaltungen zu einem grossen allgemeinen Karneval zu machen“. Ein Ansinnen, das auf wenig Gegenliebe stieß. 1936 kam es zu einer Protestnote des Präsidenten an das Kultusministerium in Karlsruhe. Als Folge wurde zugestanden, dass man sich „stets der vorhandenen Narrenzünfte bedienen“. Die Zusammenarbeit müsste aber „auf ernsthaften guten Willen gegründet“ sein. Die Narren schienen nun die Vorzüge einer Zusammenarbeit mit dem Amt „KdF“ zu entdecken, ja man bat sogar um Unterstützung.

Eine Debatte löste Präsident Fischer aus, als er die Einladung zur Teilnahme
am „I. Internationalen Karnevals-Kongreß“ in München bekannt gab. Zustimmend äußerte sich die Breisacher Zunft, scharfer Widerstand hingegen kam von Villingen und Elzach.
Entgegen dem Beschluss der Rottenburger Versammlung fuhr Fischer 1937 doch nach München zum Karnevals-Kongress, nachdem zu hören war, dass dort auch die Gründung eines“„Bundes Deutscher Karneval“ betrieben werden solle. Die Münchner Versammlung ließ erkennen, dass es die nationalsozialistische Reichsregierung war, die eine „Umbildung der bestehenden Fastnachten, Faschinge und Karnevale auf die breite Basis der Volksgemeinschaft, d.h. zu Volksfastnachten“ forderte, „wie dies im heutigen Staat der Volksgemeinschaft Pflicht sein muß“. Die Vertreter von Reichsleiter Robert Ley (KdF) und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels beharrten darauf, dass man sich „in die Bestimmungen über die Gestaltung der Freizeit“ einzugliedern habe, wobei die „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“ als vorbildlich gelobt wurde.
Die Gründung des „Bundes Deutscher Karneval“ (BDK) schien daher schon im vorhinein beschlossene Sache. Der BDK müsse als Dachorganisation „die Betreuung von Staats wegen erhalten, um das gute, echte deutsche Volksgut wieder zu reinigen von allen Schlacken und es neu aufblühen zu lassen“; vor allem der fortschreitenden Kommerzialisierung des Karnevals müsse Einhalt geboten werden. Am Ende wurde dann nicht nur die Vereinigung als korporatives Mitglied in den BDK aufgenommen, sondern die einzelnen Mitgliedszünfte wurden überdies zur Einzelmitgliedschaft verpflichtet.

Erregte Gemüter gab es bei der Hauptversammlung 1937 in Waldshut wegen der im Frühjahr zu einem Abschluss gelangten Erhebung über die geschichtlichen Grundlagen der Mitgliedszünfte. Anhand der eingegangenen Nachweise wurde nämlich nur einem Teil der Zünfte zugestanden, eine alte und gesicherte Tradition zu besitzen. Die restlichen wurden in die zweite Klasse verwiesen. Scharf kritisiert wurde von einigen, dass die Breisacher Narrenzunft beim Münchner Karnevalskongress unter dem Motto „Nüet on Ursach“ in Zaddelrock und Schellenkappe akrobatische Vorstellungen gegeben habe, wie es ihrer alten Tradition entsprach, die in der Presse dann als „Ausschnitt südwestdeutschen Narrentums“ gewertet worden seien.
Der Breisacher Zunftmeister Harry Schäfer erklärte darauf hin den Austritt seiner Zunft aus der Vereinigung, nachdem er Monate zuvor die Gründung eines zweiten Narrendachverbands, der „Vereinigung Oberrheinischer Narrenzünfte“, initiiert hatte. Besonders erboste es Präsident Fischer, dass sein Konkurrent, welcher am Oberrhein bedenkenlos „neue historische Narrenzünfte“ gründete, im Jahr darauf sogar zum Mitglied in den Brauchtumsausschuss des BDK berufen wurde, während ihm selbst der anfangs versprochene Sitz im Großen Rat des BDK vorenthalten blieb.
Das 1938 in Überlingen abgehaltene Narrentreffen erhitzte erneut die Gemüter. Die Rottweiler Zunft beschloss damals, künftig keine Narrentreffen mehr besuchen zu wollen, da die Vereinigung immer mehr von ihrer eigentlichen Aufgabe, den Zusammenschluss der historischen Zünfte zu pflegen und zu fördern, abweiche und stattdessen ihre Pforten karnevalistischen Gesellschaften öffne. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beendete 1939 schließlich Fastnachtsaktivitäten und Streitereien.

1946 erfolgte mit Genehmigung der französischen Militärregierung die Wiedergründung einzelner Narrenzünfte und 1947 gründete sich die VSAN in Villingen endgültig neu. Kaum war die Brauchtumspflege an Fastnacht wieder zugelassen, ging der Vorkriegs-Disput weiter: Im September versammelten sich die Zunftmeister des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte zu einer Tagung, der sich ein Umzug rein fastnächtlichen Charakters anschloss. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte erhob postwendend Einspruch „gegen diesen Modus, Fastnachtsveranstaltungen statt in der eigentlichen Fastnachtszeit im Sommer oder Herbst abzuhalten“. Und sie verlangte weiter: „durch behördliche Massnahmen ist die Genehmigung für solches Tun zu untersagen“. Man forderte in einem Brief an die Ministerien des Innern in Freiburg und Tübingen sowie an das Ministerium des Kultus und Unterrichts in Freiburg vom 20. November 1949 sogar ein Gesetz zum „Schutz der althergebrachten Fastnachtssitten und –gebräuche“. Ein Ansinnen, das mit dürren Worten abgelehnt wurde.

1950 lief das erste Große Narrentreffen nach dem Krieg in Radolfzell ab. Im selben Jahr verfasste der Volkskundler Prof. Dr. Johannes Künzig aus Freiburg ein Buch mit dem Titel „Die alemannisch-schwäbische Fasnet“. Er wollte damit über die Wurzeln der Fastnacht aufklären. Ihn beschäftigte die inflationsartige Vermehrung von Narrenvereinen und damit von Bräuchen und Narrengestalten. Künzig warnte vor den Folgen eines „sinnlosen und endlosen, mehr oder weniger aus Geschäftsgründen inszenierten Rummels“, einer Fastnacht ohne Tradition. Er glaubte aber nicht an ein Gesetz zum Schutz des Brauchtums „vergleichbar dem Naturschutzgesetz“, das es verbieten sollte, die für die Region typische Fastnachtstradition zu verfälschen oder zu verwässern. Er war vielmehr der Ansicht, der „wirksamste Schutz sei durch die gewissenhafte Herausarbeitung alter Fasnetsüberlieferungen und ihre intensive, saubere Pflege“ gewährleistet.
Jedoch die explosionsartige Vermehrung von Narrenzünften und Verbänden war nicht mehr zu stoppen. In der Folge wurden (und werden) zahlreiche neue Zünfte gegründet, die ortsspezifische Maskengestalten ausbilden und sich mit oftmals fragwürdiger Geschichtlichkeit umgeben.

1952 legte der langjährige Präsident Fischer aus Altersgründen sein Amt nieder. Nachfolger wurde Weibert Zehnder aus Villingen. Die aus der Vorkriegszeit überkommenen Brauchtumsdispute gelangten 1953 mit dem Austritt der Narrenzünfte Rottweil, Elzach und Überlingen aus der Vereinigung zur Klärung und 1955 folgte ihnen die Gründungszunft Villingen, wohl mehr aufgrund persönlicher Animositäten zwischen Vereinigungs- und Zunftführung, nach.
Im Jahr 1957 wurde als Konsequenz der jahrelangen Diskussionen eine Aufnahmekommission (später „Kultureller Beirat“) zur Begutachtung beitrittswilliger Zünfte installiert und 1958 musste noch der Austritt der Narrenzunft Oberndorf/ Neckar zur Kenntnis genommen werden, wobei eine nachvollziehbare Begründung für diesen Schritt nicht zu erkennen war. Der Rundfunkjournalist Wilhelm Kutter aus Stuttgart wurde im selben Jahr zum ersten Kulturreferenten der Vereinigung bestellt. Während all dieser Jahre blieben die Themen des Beitritts zum BDK und der Einstufung der Zünfte nach ihrem geschichtlichen Wert im Hintergrund virulent.
1961 gab Präsident Zehnder sein Amt an Hans Ströhle, Markdorf, weiter. 1963 teilte W. Kutter das Verbandsgebiet in 8 Fastnachtslandschaften auf. Diese Einteilung diente einmal der Verwaltungsoptimierung aber auch der Zusammenfassung übereinstimmender Merkmale von Narrenfiguren und –bräuchen. Die erste Herbstarbeitstagung der VSAN fand 1966 in Bonndorf statt. Der Sinn dieser Einrichtung ist die Stärkung des Dialoges zwischen Verbandsvorstand und Zünften. Erstmals wurde 1969 Schweizer Narrenzünften die ordentliche Mitgliedschaft im Verband zugestanden. Der Bad Dürrheimer Bürgermeister Weißenberger bot 1970 der Vereinigung die von der Stadt erworbenen, abgebauten Solebehälter der Rottweiler Saline für ein Narrenmuseum an, was gerne angenommen und von da an konkret geplant worden ist. 1973 war feierliche Eröffnung des Fastnachtsmuseums „Narrenschopf“ in Bad Dürrheim.
Im 50. Jahr ihres Bestehens, 1974, umfasste die Vereinigung 62 Mitgliedszünfte. 1977 stellte sich Präsident Ströhle nicht mehr zur Wahl, sein Nachfolger wurde nach heftigem Wahlkampf Karl Dilger aus Donaueschingen. Die erste Nummer der Verbandszeitschrift „Narrenbote“ (Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht) wurde im selben Jahr herausgebracht. Der Gedanke, ein Verbandsarchiv einzurichten wurde damals wieder aufgegriffen und in diesem Jahr der Verband ins Vereinsregister eingetragen mit Sitz Bad Dürrheim. Ferner wurde zur Unterstützung des Narrenschopfs ein Förderverein gegründet und die Errichtung einer zweiten Museumskuppel mit Verbindungsgang zur ersten sowie Archivräumen im Untergeschoss geplant. Im Jahr1980 gab Wilhelm Kutter das Amt des Verbandsarchivars, das er neben seinem Amt als Kulturreferent versah, an Rudi Schlatter aus Donaueschingen weiter. 1981 erfolgte die Errichtung des zweiten Kuppelbaues des Narrenmuseums in Bad Dürrheim. Arbeitsleistung und Sachspenden der Zünfte trugen wesentlich zum Baufortschritt bei.
Die Vereinigung feiert ihr 60-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung in Stockach. Im Jahr 1985 gründen neun Narrenverbände, darunter die VSAN, die „Gemeinschaft der Mitglieder der schwäbisch-alemannischen Narrenvereinigungen und –verbände in Südwestdeutschland“ als gemeinsames Organ für Verhandlungen mit der GEMA. Als Folge wird 1986 ein Rahmenvertrag zwischen der Gemeinschaft und der GEMA abgeschlossen.

Die große Anzahl von Narrentreffen wird erneut kritisiert, hingegen aber die Stärkung der Ortsfastnachten gefordert. Neuer Präsident wird 1989 Horst Bäckert, Lindau. Wegen der Golfkrise fällt 1991 unter dem Druck von Medien und interessierter Öffentlichkeit die gesamte Fastnacht aus. Dennoch kam es örtlich zu spontanen Fastnachtskundgebungen. Im November des Jahres 1992 konnte das Richtfest des neuen Narrenschopferweiterungsbaues gefeiert werden und 1994 wurden die neuen Bauten eingeweiht. Im Narrenschopf Bad Dürrheim findet die Ausstellung „70 Jahre Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte“ statt.
1995 verstarb Präsident Horst Bäckert, sein Nachfolger wurde Vizepräsident Roland Wehrle, Furtwangen. Heinz-Peter Lauinger aus Radolfzell übernimmt das Amt des Archivars. Ab 1997 nutzt die Vereinigung die neuen Medien, besonders das Internet mit all seinen Möglichkeiten.
Der Narrenschopf in Bad Dürrheim entwickelt sich ab 1998 als Geschäftsstelle von Vereinigung und Museum, als Sitz des Zentralarchivs des Verbandes immer mehr zu einem Zentrum der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Sonderausstellungen und der von der Vereinigung vergebene Forschungspreis für herausragende Arbeiten zum Thema Fastnacht, unterstreichen dies deutlich. In diesem Jahr findet auch die 1. Internationale Narrenbörse im Narrenschopf statt. Das 75-jährige Verbandsjubiläum wird in Stockach feierlich begangen. 2001 wird der Betrieb des Verbandsarchivs mit der Einstellung des Freiburger Volkskundlers und Volkswirts Günther Camill Jerg als hauptamtlichem Archivar auf eine dauerhafte Basis gestellt. Ab 2002 untersucht eine Strukturkommission die Aufgaben der Vereinigung, um Lösungen für eine professionelle Verbandsarbeit zu erarbeiten. In Haigerloch wir damals die Gründung der Kulturstiftung der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht vollzogen. Die Vereinigung umfasst nun 69 Zünfte. 2005 wird Präsident Roland Wehrle im Amt bestätigt.

Der Expansionsprozess der Fastnacht dauert bis in die Gegenwart hinein an. Hier zeigt wohl auch die starke Präsenz der Fastnacht in den Medien ihre Auswirkung. Parallel zur Zunahme der Zünfte erfolgte ein Anstieg der Verbände. Eine Ursache hierfür war, dass bei der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte immer mehr Aufnahmeanträge abgelehnt werden mussten, da die Bewerber die Anforderungen an Geschichte und Qualität ihrer Fastnacht nur noch selten erfüllen konnten. So mussten sich die vielen jungen Zünfte in eigenständigen Verbänden organisieren. Fastnacht hat Hochkonjunktur, sie ist unbestritten zu einem Markenartikel geworden.