05.02. Agatha
Die Heilige Agatha [*in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Catania] war nach der Legende die Tochter vornehmer Eltern. Als der Statthalter von Catania, Quintianus, um sie warb, wies sie ihn mit dem Hinweis zurück, dass sie Christin sei. Daraufhin übergab dieser sie einer Kupplerin, um sie gefügig zu machen. Als Agatha sich auch dadurch nicht erschüttern ließ, wurde sie eingekerkert und grausam gefoltert. Im Verlauf ihres Martyriums, das in die Zeit um 250 fällt, schnitt man ihr die Brüste ab und brannte sie mit glühenden Eisen. Dabei sei ihr, so die Legende, der Apostel Petrus erschienen und habe ihre Wunden geheilt. Am nächsten Tag jedoch legte man sie auf glühende Kohlen und Scherben, bis sie ihren Verletzungen erlag.
Der Kult um Agatha setzte bald nach ihrem gewaltsamen Ende ein. Als am Jahrtag ihres Todes der Ätna ausbrach und ein Lavastrom die Stadt Catania bedrohte, soll dieser durch die himmlische Fürsprache der Märtyrerin auf wunderbare Weise zum Stillstand gekommen sein. Seither ist Agatha die Schutzpatronin von Catania, wo man ihr zu Ehren bis heute alljährlich um ihren Gedenktag herum ein mehrtägiges Fest feiert (Festa di Sant“ Agata). Ihre Reliquien, die im Dom von Catania aufbewahrt werden, gelten in der Ätna-Region traditionell als wirkmächtiges Abwehrmittel gegen Ausbrüche des Vulkans. Außerdem wird Agatha, deren Kult sich rasch bis nach Rom und weiter nach Norden ausbreitete, als Patronin gegen Brände und andere Elementargewalten wie Unwetter und Erdbeben angerufen. Außerdem hat sie die populäre Frömmigkeit, anknüpfend an ihr Martyrium, zur Fürsprecherin der Ammen und zur Helferin bei Brustkrankheiten gemacht.
In der bildenden Kunst wird die heilige Agatha häufig mit einem Brett oder Tablett dargestellt, auf dem sie ihre abgeschnittenen Brüste trägt. Aus diesem befremdlichen ikonographischen Topos entstand, weil die so dargebotenen Brüste an runde Brote erinnern, der weit verbreitete Brauch, am Tag der Heiligen spezielle Agathenbrote zu weihen. Derartige Brotbenediktionen sind bereits im Mittelalter bezeugt.
© Prof. Dr. Werner Mezger