Brunnenspringen
Dieses Jahr
02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)Nächstes Jahr
15.02.2026 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 16.02.2026 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag)Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Allg. Festbeschreibung
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Beschreibung
Der alte Fastnachtsbrauch des Brunnenspringens fand früher mehrere Wochen vor Fastnacht statt, aber mittlerweile findet dieses Schauspiel am Fasnetsonntag nach dem Umzug statt.
Die so genannten Trommgesellen sind diejenigen, die auf dem Fell einer Trommel die Brunnenspringer auswürfeln. Ihre Führer sind ein gewählter Ober- und Untergeselle. Zur Ausstattung eines jeden gehört ein alter, breiter Schleppsäbel und ihre Musik besteht aus einer Trommel und einer Pfeife. In nächtlichen Umzügen machen sie mit Säbelschleppen viel Lärm, auch werden die blanken Säbel gegeneinandergehauen, dass es klirrt und die Funken stoben.
Jeder Trommelgeselle muss ein "Trommenmädle" haben. Das kann eine Schwester oder eine Verwandte sein, ist aber meist der Schatz.
Am Fastnachtssonntag, -Montag und -Dienstag ist großer Dienst. Mittagsmahl und Abendessen wird in Gesellschaft der Trommenmädelein im Wirtshaus eingenommen, es gibt Gesang und Tanz, vor allem aber einen Zug durch die Stadt, wobei jeder Trommelgeselle sein Mädchen am kleinen Finger führen muss. Jedes Paar ist anders gekleidet oder verkleidet. Trommler und Pfeifer sind in Gala wie bei Hof, tragen goldbortierten Frack, kurze Hosen, Schnallenschuhe, entsprechenden Hut.
Am Aschermittwoch werden aus den Trommelgesellen zwei ausgewählt, mit weißen Hosen und Spenzern, Schärpe und roter Kappe bekleidet und nacheinander in feierlichem Zug und unter Trommelschlag zum Marktbrunnen geführt. Da gibt es nun genaue Zeremonien, das Besteigen des Brunnengeschäls, das Umrühren des Wassers durch Bräuknechte, die Ansprachen an die Stadthäupter, ein Vivat auf König, Kaiser und den eigenen Schatz, dazu zu jeder Nummer ein Glas Wein. Auf diese Weise innerlich erwärmt, springt der Kerl in das kalte Wasser, von wo er aber schnell wieder herausgezogen wird! Er springt dann unter die Zuschauer, macht die Leute nass, umarmt und küsst die Mädchen, die er erwischen kann und rennt dann zum Wirtshaus, wo er sich umzieht und wo schließlich alles mit einem fröhlichen Schmaus abgeschlossen wird.
Begleitet wird das Spektakel von den Trommlern und Pfeifern. Die Trommler- und Pfeifermärsche gehören zu den ältesten Fasnetmusiken überhaupt. Die Trommgesellen, die heute von den Tromm-Maiden begleitet werden, lassen sich bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Ratsprotokoll der Stadt Munderkingen erwähnt 1795 erstmals diese ehemalige Vereinigung lediger Bürgersöhne.
Zu den Bräuchen der Munderkinger Fasnet zählt auch der "Krempelmarkt". Die närrische Versteigerung von Trödel oder auch neuen Waren findet alljährlich am Fasnetmontag und -dienstag statt.
Maskenfiguren:
Das Gewand der Trommgesellen ähnelt dem der Brunnenspringer, mit dem Unterschied, dass diese eine Pagenperücke tragen, worauf ein weinrotes Barett mit einem Paar kleiner Trommelschlegel an der linken Seite sitzt. Die Tromm-Maiden tragen ebenfalls altdeutsche Gewänder: ein einteiliges Samtkleid mit gefälteltem Rock, ein rüschebesetztes Hemd und eine Trachtenhaube mit zwei langen weißen Bändern. Zur Tradition gehört es, dass die Tromm-Maiden ihren Trommgesellen am Funkensonntag nach Aschermittwoch noch vor dem Fasnetsverbrennen zum "Schöntrinken" einladen. Bei einem oder mehreren Viertele beenden sie so gemeinsam die Fasnet.
Eine weitere Gruppe ist gleichfalls am Brunnenspringen beteiligt: die Maischer. Sie sorgen mit ihren hölzernen Schaufeln dafür, dass das Brunnenwasser ordentlich in Wallung kommt, bevor die Brunnenspringer hineintauchen. Auch die Maischer sind unverlarvt und nach altdeutscher Art gekleidet.
Seit 1958 gehört die Figur des Wusele zur Munderkinger Fasnet. Wusele nennt man hier eigentlich kleine längliche Brötchen aus Weißmehl. Diese in früheren Belagerungszeiten als Notbrot verwendeten Backwaren kennt man nur in Munderkingen. Die Fasnetsfigur des Wusele tritt in zwei Formen in Erscheinung: als unverlarvtes Rockwusele und als verlarvtes Hosenwusele. Das Hosenwusele trägt ein halb gelb, halb braun gefärbtes Gewand, wobei die Hälften von Kittel und Hose je entgegengesetzte Farben aufweisen. Auf der schwarzen Stofflarve ist ein rotes Gesicht aufgenäht; weiße Stoffflecken umranden die Augen, schwarze die Mundöffnung. Aus Holz geschnitzte Wusele-Brötchen sitzen auf dem gezipfelten Schulterkragen. Auf dem Kopf balanciert ein geflochtener Korb, gefüllt mit richtigen, also gebackenen Wusele. Der Wusele-Schäpper, mit dem das Wusele Lärm macht, gehört ebenfalls zur Figur.
Geschichte:
In der ehemals vorderösterreichischen Donaustadt Munderkingen feiert man einige Fasnetsbräuche nach sehr alter Tradition. Die Munderkinger Fasnet beginnt bereits vor den eigentlichen Fasnettagen mit dem "Glompige Donnschtig". Das Wort "glompig" müsste genau genommen "gompig" heißen, leitet es sich doch von "gumpen", also umherspringen ab. Die Narren versammeln sich an diesem Tag, um die Fasnet "rei zu zünden" und "auszugraba". Ebenfalls zur Tradition an diesem Tag gehört das "Maschkera-gau" der Frauen und Mädchen. Am Glompige Donnschtig, aber auch am Fasnetssonntag und -dienstag, ziehen sie maskiert durch die Munderkinger Lokale, geben närrische Sprüche zum Besten und überreichen den Mitbürgern "Gromet", womit kleine originelle Gaben zur Versöhnung gemeint sind.
Große Bekanntheit besitzt der Munderkinger Brunnensprung (siehe auch Kapitel Wasserbräuche). Den genaueren Ablauf des Brunnenspringens kann man bei Carl Borromäus Weitzmann nachlesen. Der Munderkinger Jurist und Mundartdichter veröffentlichte 1803 in einem Gedichtband folgende Verse: "Zu Faschingszeiten, da trägt er als Trommelgesell bei Trommel und Pfeife den Degen zur Seiten, tanzt hoch auf dem Brunnengestell, trinkt Vivat dem Kaiser mit Neckarwein, trinkt Vivat dem Liebchen und springt hinein." Bis heute hat sich der Ablauf dieser in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht einmaligen Tradition erhalten, obwohl von den 30er Jahren des letzten bis zum Anfang dieses Jahrhunderts das Brunnenspringen nicht stattfand. Das Brunnenspringen wurde in dieser Zeit mit Gewalt unterdrücktund zwar - so Birlinger - durch den damaligen Stadtpfarrer. Baur begründet das Verbot durch die durch das Bad im kalten Wasser zu befürchtenden gesundheitlichen Schäden.
Bei Baur wird der Brunnenspringer auch nicht wie bei den anderen Autoren aus den ledigen Burschen rekrutiert, statt dessen wird der jüngste (frischgebackenste) Ehemann des Jahres zum Brunnenspringer erkoren da es verboten war.
Die Aufnahme der Trommgesellenzunft in die VSAN fand im Jahr 1958 statt.
Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

