Aschermittwoch
Aschermittwoch
Der Aschermittwoch (lat. dies cinerum) ist der erste Tag der → Fastenzeit. Er hat seinen Namen von dem an diesem Tag in der katholischen Kirche üblichen Ritus der Aschenbestreuung. Hierbei wird jedem Kirchenbesucher ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet oder auf den Kopf gestreut, verbunden mit den Worten des Priesters: „Mensch bedenke, Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.“
Diese sinnfällige Erinnerung an die Endlichkeit menschlichen Daseins und an die eigene Vergänglichkeit kontrastiert zum einen scharf mit dem vorausgegangenen Überschwang und der Lebensfreude der → Fastnacht und führt zum anderen über einen Weg der Besinnung und Buße auf die Auferstehungsbotschaft von → Ostern hin, die nach christlichem Glauben den Tod überwindet. Die gesamte Fastenzeit wird dadurch zu einer Auseinandersetzung mit Tod und Leben, also mit den zentralen Mysterien menschlichen Daseins.
Der Aschermittwoch kennt neben seiner liturgischen Gestaltung auch viele populäre Brauchformen. Bevor er um Mitternacht anbricht, werden am späten Fastnachtsdienstagabend vielerorts noch aufwändige Abschiedsrituale von der Fastnacht gefeiert, bei denen es häufig zur Verbrennung der Symbolfigur der Fastnacht oder des Karnevals kommt. Es gibt aber auch allerlei groteske bis leicht blasphemische Beerdigungsrituale der Fastnacht – so etwa beim weit verbreiteten Begräbnis der Sardine auf der iberischen Halbinsel oder auch bei der symbolischen Bestattung eines Musikinstrumentes, nämlich des Kontrabasses, im slawischen Raum. Der ursprüngliche Sinn dieser Bräuche schimmert aber auch in solchen Formen immer noch durch: Die Menschen sollten nach der Idealvorstellung der Kirche in einem sichtbaren Akt der Umkehr (griech. „metanoia“) von der Fastnacht Abschied nehmen und umso bewusster in die Fastenzeit eintreten.
In der Brauchpraxis führte dies mit der Zeit freilich dazu, dass heute viele Abschiedsrituale von der Fastnacht oder gar tatsächliche Fastnachtsvollzüge überhaupt erst am Aschermittwoch stattfinden – so etwa die Geldbeutelwäsche im schwäbisch-alemannischen Raum oder das spektakuläre Spiel des Shrovetide Football im englischen Ashbourne.
Der Abschied vom Fleisch in der Fastenzeit, der einst eine empfindliche Zäsur in den Speisegewohnheiten der Bevölkerung bedeutete, wird heute am Aschermittwoch vielfach in ein kulinarisches Erlebnis pervertiert: Man trifft sich am Abend des ersten Fasttages in den Lokalen, um gemeinsam die klassische Fastenspeise Fisch in allen nur denkbaren Zubereitungsformen zu genießen, wobei das Spektrum vom relativ einfachen Heringsessen bis hin zum Verzehr von Delikatessen wie Schnecken, Meeresfrüchten etc. reicht.
In der Politik hat sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten der Aschermittwoch mehr und mehr zu einem Besinnungs- und Diskurstag einzelner Parteien entwickelt. So ist der „politische Aschermittwoch“ inzwischen zu einem feststehenden Begriff geworden. Eine weitere bräuchliche Nutzung des Aschermittwochs ist durch Vertreter der bildenden Kunst entstanden, die den sog. Aschermittwoch der Künstler veranstalten, der sich an verschiedenen Orten wachsender Beliebtheit erfreut.
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