Fastnacht

Schömberg

Zollernalbkreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag), 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn), 18.02.2024 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima), 09.05.2024 (Christi Himmelfahrt = 2. Donnerstag vor Pfingsten), 30.05.2024 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten), 20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn), 09.03.2025 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima), 29.05.2025 (Christi Himmelfahrt = 2. Donnerstag vor Pfingsten), 19.06.2025 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten), 09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

jährlich

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N
aktuell

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Geografie

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Ort

Schömberg

Kreis

Zollernalbkreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Ablauf:
Die Schömberger Fastnacht, mundartlich "Fasnet", beginnt am Dreikönigstag mit dem Abstauben der Narrenkleider. Dabei ziehen die "Zwanziger", die Angehörigen des Jahrgangs der Zwanzigjährigen, von Haus zu Haus, um die in Schränken und Truhen lagernden Narrenkleider symbolisch vom Staub des vergangenen Jahres zu befreien.

Ebenfalls Sache der "Zwanziger" ist in den verbleibenden Wochen bis zur Fasnet jeweils an den Samstagen das "Maschgere". Darunter versteht man in Schömberg das maskierte Aufsuchen von Wirtshäusern, wo den Gästen im Schutz der Unkenntlichkeit ihre kleinen Fehler und Missgeschicke auf lustige Weise vorgehalten werden. Dieses Zwiegespräch zwischen Maskierten und Unmaskierten, für das es im schwäbisch-alemannischen Raum eine Fülle von Bezeichnungen gibt (etwa: aufsagen, schnurren, strählen, intrigieren), heißt in Schömberg "welschen". In den Wochen vor der Fasnet verfassen die "Zwanziger" auch das "Narrenblättle", eine Fastnachtszeitung, die lustige Begebenheiten des Jahres glossiert.

Am "Schmotzigen Donnerstag", dem Donnerstag vor Fastnacht, gibt es um 14 Uhr einen Kinderumzug, bei dem die Kleinen frei kostümiert sind. Angeführt werden sie von der Jugendkapelle und wiederum von den "Zwanzigern", die zu diesem Anlass als Verkleidung das "Kopfstück", also Haube und Larve der historischen Narrenkleider tragen. Der Kinderumzug endet mit einer Polonaise.

Am Fastnachtssonntag wird nach dem Gottesdienst die Fasnet ausgerufen. Akteure sind hier einmal mehr die Zwanziger. Zwei von ihnen fahren als Ausrufer mit einer Kutsche durch die Straßen, während die anderen, die nunmehr Frack und Zylinder mit der Aufschrift "20er" tragen, das inzwischen gedruckt vorliegende "Narrenblättle" verkaufen. Um 14.01 Uhr folgt dann der erste Höhepunkt der Schömberger Fasnet: Zu den Klängen des viele Male intonierten Narrenmarsches bewegen sich die traditionellen Maskengestalten, deren Haupttypen die "Narren" (auch "Fransenkleidle") und die "Fuchswädel" sind, zunächst in einem Umzug durch die Stadt. Dann formieren sich die bis zu 800 Mitwirkenden zur Polonaise, einem mehr als eine Stunde dauernden Tanz in komplizierten Kreisfiguren und Schlangenlinien, dessen Choreographie von zwei "Husaren" dirigiert wird und der in dieser Dimension und Perfektion in der schwäbisch-alemannischen Fasnet einmalig ist. Erst wenn der von der Stadtkapelle und anderen Musikkapellen unablässig wiederholte Narrenmarsch durch einen Walzer (das "Judenlied") abgelöst wird, endet der Tanz. Die Polonaise, mundartlich von den Schömbergern "dr Bolanes" genannt, wurde um 1900 durch den Schmiedgesellen Johann Wuhrer von der Walz aus Frankreich mitgebracht und in die Schömberger Fasnet eingeführt.

Am Montag um 8.11 Uhr ist der "Narrensprung", bei dem die Narren und Fuchswädel zunächst ohne Musik, sondern nur mit dem rhythmischen Klang ihrer Schellen in Viererreihen "jucken" (= hüpfen). Erst am Marktplatz empfängt sie die Stadtkapelle mit dem Narrenmarsch. Emotionales Kernstück zum Abschluss des Narrensprungs ist das gemeinsame Singen des Schömberger Narrenliedes, das für die Einheimischen Hymnencharakter hat: "Jetzt kommt die längst gewünschte Stunde, / sie kommt und kehret bei uns ein./ Die Narren all vom ganzen Städtchen, / die stellen sich zum Feste ein."
Um 10.30 Uhr wird auf dem Marktplatz ein weiteres Mal die Polonaise getanzt. Am Mittag gibt es noch einen großen Umzug, an dem sich neben den traditionellen Narren und den Zwanzigern auch viele Kinder und Erwachsene in freier Maskierung beteiligen.

Am Dienstag wird um 10 Uhr erneut gemeinsam das Narrenlied gesungen und um 11 Uhr zum dritten und letzten Mal die traditionelle Polonaise getanzt. Am Nachmittag geht ein freier Umzug mit den klassischen Narrenfiguren und spontanen "Maschgern" von Gasthaus zu Gasthaus. Das Ende der Fasnet kündigt sich an, wenn zwischen 16 und 18 Uhr Scharen von Kindern hinter dem "Harzer", einer mit einem Besen ausgestatteten Einzelfigur der Schömberger Fasnet, herlaufen und singen: "D' Fasnet isch bald aus, / dr Harzer hät an Rausch."
Mit dem Betzeitläuten um 18 Uhr werden die traditionellen Narrenkleider abgelegt. Ohne Zutun der Narrenzunft ist seit 1977 aus einer spontanen Idee der damaligen Zwanziger noch die "Mitternachtspolonaise" entstanden, an der sich kurz vor Anbruch des Aschermittwochs sowohl die Zwanziger als auch viele Narren in Zivil mit Fackeln beteiligen.

Am Aschermittwoch feiern die Zwanziger eine Art Nachfastnacht, indem sie noch einmal in Frack und Zylinder umherziehen, bei den Geschäftsleuten um eine Geldspende bitten und dafür Heringe und Brot verteilen. Den Kleinkram, den sie zusätzlich erhalten, hängen sie an einem Holzkreuz auf. Am Aschermittwochmorgen ist auch der Narrenrat unterwegs, um die Straßendekoration zu entfernen. Nach Erledigung dieser Arbeit trifft man sich in den Lokalen zum Schneckenessen.

Den endgültigen Schlusspunkt unter die Fasnet setzt in Schömberg der Sonntag nach Aschermittwoch (= 1. Fastensonntag bzw. Sonntag "Invocavit"), der im Schömberger Sprachgebrauch "Facklesonntig" (sonst im Schwäbischen meist "Funkensonntag") heißt. An diesem Tag errichten die Zwanziger morgens einen großen Holzstoß aus vielen Festmetern Holz für das abendliche "Facklefiir" (= Fackelfeuer). Vor dem Betzeitläuten treffen sich die verschiedenen Jahrgänge von den "Fünfzehnern", den Schulabgängern, bis eben zu den Zwanzigern. Alle tragen kreisrunde Strohhüte mit weißen oder roten Wollrosen, allein die Zwanziger haben schwarze Hüte mit Wollrosen. Jeder Jahrgang hat für sich eine Strohpuppe angefertigt, die später im Feuer verbrannt wird. Wenn das Betzeitläuten ertönt, nehmen die um das Fackelfeuer versammelten Zwanziger ihre Hüte ab und beten gemeinsam den "Englischen Gruß". Dann setzen sie den Holzstoß in Brand. Die übrigen Jahrgänge warten an der Kirche, bis der erste Rauch des Fackelfeuers sichtbar wird. Dann setzen auch sie sich in Bewegung und ziehen zum Feuer. Dieses wird von jedem Jahrgang unter gemeinsamem Singen des Rekrutenliedes "Oh Straßburg, oh Straßburg" umrundet. Zu den Klängen weiterer Lieder ("Nun ade, es geht zu Ende", "Ein Wächterlein auf dem Türmlein saß" oder "Nun fängt das schöne Frühjahr an") wandern die Strohhexen der einzelnen Jahrgänge nach und nach ins Feuer. Den Schluss bilden die Zwanziger, die neben ihrer Hexe nun auch das Holzkreuz mit den gesammelten Gaben vom Aschermittwoch verbrennen. Mit dem Facklesonntig ist in Schömberg nicht nur die Fasnet endgültig vorbei, sondern auch die Zwanziger haben ihre seit dem Dreikönigstag währende exponierte Rolle ausgespielt. Am Pfingstmontag treten die männlichen Zwanziger noch einmal beim sogenannten "Allebär", dem Umgang mit einer Grüngestalt, in Erscheinung (siehe dort). Ein letztes Privileg der Schömberger Zwanzigjährigen ist schließlich das Tragen der Kirchenfahnen bei den Prozessionen an Christi Himmelfahrt und am Fronleichnamstag (in Schömberg "Herrgottstag").

Maskenfiguren:
Die beiden Figuren, die das Bild der Schömberger Fastnacht bestimmen, sind zum einen die "Fransenkleider", auch einfach "Narren" genannt, und zum anderen die "Fuchswädel". Beide tragen barock wirkende Glattlarven mit femininen Zügen. Die Fransenkleider sind aus Cordsamt gefertigt und mit bunten, in Schlangenlinien aufgenähten Wollfransen besetzt. Besonders eindruckvoll ist ihre Kopfbedeckung: ein vorn mit bunten "Wollbobbeln" (= Wollknäueln) besetzter und hinten von drei Büscheln Hahnenfedern überragter Hut. Früher waren die Hüte mit Papierrosen besetzt, was heute nur noch vereinzelt vorkommt. Die Schellen des Fransenkleides, die an gekreuzt über der Brust getragenen Lederriemen befestigt sind, gleichen den Glöckchen eines Schlittengeschirrs und haben einen hellen Klang. Bei den Fuchswädeln handelt es sich um so genannte Weißnarren mit bemalten Leinengewändern. Ihre Schellen bestehen nicht wie die der Fransenkleider aus Gussmaterial, sondern aus großen eisernen oder verkupferten Glocken in Rollenform, die einen tiefen Klang entwickeln und zusammen bis zu 15 Kilogramm wiegen. Namensgebend für die Fuchswädel sind drei hinten an der Kopfhaube befestigte Fuchsschwänze (dialektal "Wadel" = Schwanz). Ein Attribut, das Fransenkleid und Fuchswadel gemeinsam haben, ist die in der Hand mitgeführte lederne Narrenwurst.

Eine wichtige Ordnungsfunktion als Anführer des Umzugs und als choreographische Leiter der Narrenpolonaise haben die beiden Husaren. Sie tragen eine Larve mit Schnurrbart, einen mit Litzen verzierten Kittel, einen Husarenhelm und in der Hand ein Holzgewehr.

Als Einzelfigur agiert der "Halbschwarze", dessen mit applizierten runden Kokarden besetztes Gewand auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß ist. Auch seine Larve besteht aus einer hellen und einer schwarzen Gesichtshälfte. Der Hut des Halbschwarzen ist mit dem der Fransennarren identisch. Ebenfalls eine Einzelgestalt ist das "Blätzle", das seinen Namen den auf sein Kleid aufgenähten Stoffflecken ("Blätz" = Fleck) verdankt.
Singulär ist auch die "Warz", ein Weißnarr mit einer Larve, auf deren Wange eine große blutende Warze sitzt. Als wahrscheinlich älteste Fastnachtsfigur Schömbergs gilt die letzte der Einzelgestalten: der "Harzer". Auf seinem Kittel steht die Jahreszahl 1812, seine Larve hat einen aufgemalten Kinnbart und ein Oberlippenbärtchen, sein Gschell besteht aus einem einzigen Riemen mit nur einer Glocke, und in der Hand trägt er einen Reisigbesen.
Sämtliche genannten Einzelfiguren der Schömberger Fasnet fügen sich weder beim Umzug noch bei der Polonaise in die Formation der übrigen Narren ein, sondern bewegen sich frei nach eigenem Belieben.

Geschichte:
Über die Geschichte der Fastnacht des ehemals vorderösterreichischen Städtchens Schömberg gibt es kaum Dokumente. Der Grund hierfür könnte der große Stadtbrand von 1750 sein, bei dem nur vier Häuser stehen blieben. In einem der wenigen noch erhaltenen Dokumente, in Form von Einträge im Rathausprotokoll, wird das Fasnettreiben in der Stadt ab dem Jahr 1796 nachgewiesen.
Auch noch fürs 19. Jahrhundert ist die Quellenlage spärlich, obwohl die Erscheinungsformen der historischen Narrenkleider auf eine Tradition mit Wurzeln mindestens im Rokoko schließen lassen. Als eine der wichtigsten Innovationen in der Schömberger Fasnet dürfen die seit der Zeit um 1900 praktizierten Gruppentänze aller Narren gelten, die auf den Handwerksgesellen Johann Wuhrer zurückgehen. Mündlichen Berichten zufolge wurden anfangs neben der Polonaise auch noch Francaise und Lancier getanzt. Mit dem 1919 von dem Kapellmeister und Militärmusiker Alois Hahn in Dotternhausen komponierten Narrenmarsch erhielt die Schömberger Fasnet ein musikalisches Markenzeichen, das ihren geschlossenen Eindruck bis heute wesentlich prägt.
Die Gründung der Narrenzunft 1922 ist wohl als Reaktion auf die nach dem Ersten Weltkrieg Jahr für Jahr verhängten Fastnachtsverbote der württembergischen Landesregierung zu sehen, durch die auch andernorts viele Brauchträger den Fortbestand fastnächtlicher Traditionen für ernsthaft gefährdet hielten.
Die Narrenzunft sieht jeden Schömberger Bürger als Mitglied an - d.h. jeder Bewohner Schömbergs gilt demnach als Narr und der Zunft zugehörig.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahre 1929 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.