Krippenspiel
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Beschreibung
Das Krippenspiel in Himesháza haben Székler-Ungarn aus Hadikfalva (Bukovina, Rumänien) mit nach Ungarn gebracht und den Brauch weitergeführt.
Die Darsteller des Spieles sind sieben Männer, zwei Jungen, ein Mädchen und Frauen. Sie spielen folgende Rollen: Hausbitter, der jeweiliger Hausherr, Hl. Joseph, Jungfrau Maria, König, Knecht des Königs, Engel, Hirten (ein alter Hirt, ein schwarzer Hirt, ein Hirt mit Hase und weitere Hirten). Sie tragen ein geschmücktes, kirchenförmiges "Bethlehem" (Krippe) mit sich. Die Krippenspieler haben bereits zu Beginn der Adventszeit begonnen, ihre Ausstattung anzufertigen und die Lieder und Rollen einzustudieren. Sie haben vor Weihnachten zehn Tage lang die Häuser besucht und ihr Spiel vorgetragen.
Ablauf:
Die Krippenspieler gehen entsprechend ihren Rollen verkleidet von Haus zu Haus. Wenn sie ein Haus erreicht haben, klopfen sie an:
Hausbitter:
"Gelobt sei Jesus Christus! Hausvater, lässt er die Krippenspieler ein?"
Hausvater:
"Wir lassen sie ein!"
Alle:
"Jungfrau Maria
Gebar den kleinen Jesus
In der Stadt Bethlehem
Im schäbigen Ställchen
Zu Mitternacht.
Aber der kleine Jesu weinte nur,
Des Kleinen Glieder schmerzt
Das harte Heu und Stroh,
Der Hauch des kalten Windes.
Steht auf und kommt!"
König: "Gepriesen sei Christus im hohen Himmel, der Euere Gnaden in Gesundheit belassen hat! Wir sind nicht gekommen, um Komödie zu spielen, oder einen Scherz, ein Spiel zu beginnen, sondern wollen euch ein wenig amüsieren, während wir ein Beispiel von Christus vorführen."
Hl. Joseph: "Mit Gesundheit, Hausherr, öffne deine Tür, lass' deinen Not leidenden Wohltäter ein!"
Knecht des Königs: "Wer bist du, was bist du, was für ein Mensch bist du? Gib mir sogleich Antwort darauf!"
Hl. Joseph: "Auf Befehl Kaiser Tiberius' sind wir aus Nazareth zur Einschreibung gekommen. Wenn du uns für diese eine Nacht aufnehmen würdest, so weiß ich, dass es der Herr im Himmel bezahlen würde!"
König: "Lieber Freund, aufnehmen kann ich euch nicht, da ich zum Abend, für diese eine Nacht viele Gäste erwarte. Mit Recht nehmen es mir die Gäste übel, aber eine kleinen Platz zeige ich gleich."
Hl. Joseph: "So nehmen wir eben Herberge in diesem Stall, so wird uns wenigstens ein heiliges Gebet möglich."
Engel: "Gloria in excelsis Deo!"
Alle:
"Ehre sei Gott in der Höhe,
Friede den Menschen auf Erden,
Den Gläubigen guten Willen,
Die sich in Gott freuen."
Engel: "Ihr Hirten, wacht auf!"
Alle: "Die ihr bei der Herde schlaft, weil in der Nacht euer Befreier geboren ist! Von der heiligen Jungfrau in Bethlehem, außerhalb der Stadt auf dem Feld. Er liegt zwischen Vieh und Armut in großer Kälte."
Hirte: "Hirten, stehen wir auf, brechen wir schnell auf! Himmlischer Engelsgesang verkündet, dass der Messias geboren ist. Eilen wir, säumen wir nicht, scheuen wir für ihn keine Mühe! Vielleicht finden wir ihn noch in der Nacht."
Alter Hirt: "Guten Abend, Maria, heilige Gottesmutter! Wecke deinen heiligen Sohn für uns, weil wir von deinen heiligen Engeln zu ihm gesandt wurden."
Jungfrau Maria:
"Wach auf, mein Sohn,
Hirten sind gekommen,
Die von deinen heiligen Engeln
Zu dir gesandt wurden,
Zu dir gesandt wurden."
Hirt mit Hase: "Hörst du Schwarzer, wir haben aber lange nicht mehr getanzt!"
Schwarzer Hirt: "Na, dann los, Gesellen!"
Übrige Hirten: "Dem Herrn Jesus zuliebe machen wir ein paar Tänze!"
Sie tanzen nach der Flöte.
Hirt mit Hase: "Ich habe das ständige Lächeln der Hausfrau gesehen, sie sucht den Schlüssel der verschlossenen Truhe, um sechs Silbergroschen herauszunehmen. Sie soll uns nicht ihren Dörrschinken missgönnen, wohl aber die Ofenschaufel."
Alle:
"Auf der Weide von Bethlehem
Bei der Wacht der Hirten
Wird große Freude verkündet,
Wird große Freude verkündet.
Denn im Viehstall,
In der Krippe von Ochs und Esel
Ist unser Erlöser geboren,
Ist unser Erlöser geboren.
Kehr bei uns ein mit Maria,
Mit dem geborenen kleinen Jesulein,
Und wohnt in unseren Herzen,
Und wohnt in unseren Herzen."
Nachdem die Krippenspieler fertig gesungen und die Gaben erhalten haben, verabschieden sie sich und gehen zum nächsten Haus weiter.
Geschichte:
In den ungarischen Sprachgebieten ist das Krippenspiel der bekannteste Brauch schlechthin. Es ist ein dramatisches Schauspiel um die Geschehnisse der Geburt Christi, das eine größere Vorbereitung braucht. Bereits aus dem Mittelalter gibt es Aufzeichnungen, die von einem kirchlichen Mysterienspiel Zeugnis ablegen. Die ersten ungarischen Krippenspieltexte stammen aus dem 17. Jahrhundert. Sie sind zum Anlass schulischer Vorführungen entstanden. Allgemein bekannt wurde das Spiel erst im 18. Jahrhundert. Im Mittelpunkt des bäuerlichen Krippenspiels stand im 19. und 20. Jahrhundert das Spiel der - einen gewendeten Pelzmantel tragenden - Hirten. Sie führten die Vorstellung im Dialog auf und tanzten und sangen dabei.
Es gibt zwei Formen des Krippenspiels im ungarischen Sprachgebiet, das Krippenspiel mit lebendigen Darstellern und das mit Marionetten. Das Hauptrequisit eines Spiels ist das kirchenförmige "Bethlehem" oder die Krippe. Das Bethlehemspiel kann mehrere Hauptszenen vorweisen. Eine ist die Herbergssuche, bei der Josef und Maria eine Unterkunft suchen, aber sie können weder beim König, noch bei einem reichen Mann, noch bei dem Schmied übernachten, so gehen sie in den Stall.
Die nächste Szene ist die, in der der Engel die Hirten nach Bethlehem führt. Er weckt die auf der Wiese schlafenden Hirten und sie gehen zum neugeborenen Jesus und überreichen ihm ihre Geschenke. In dieser Szene spielt der witzige Dialog der Hirten mit ihren alten und tauben Kameraden eine herausragende Rolle.
Auch das Herodes-Spiel kann eine Szene der Aufführung sein. Hier treffen sich die Heiligen Drei Könige zuerst mit Herodes, dann mit den Engeln, die die Könige vor Herodes warnen. Die Könige gehen zum Neugeborenen und beschenken es. Diese Szene zeigt auch die Wut von Herodes und kann eventuell auch vom Kindermord in Bethlehem handeln. Die Szenen können auch einzeln an verschiedenen Terminen um Weihnachten aufgeführt werden, so zum Beispiel die Herbergssuche in der Adventszeit und das Herodes-Spiel am Dreikönigsfest.
Die Sammlung der Ungarischen Volksmusik (Magyar Népzene Tára) unterscheidet vier verschiedenen Haupttypen des Krippenspiels: die Siebenbürgische Variante, die Variante in der ungarischen Tiefebene, die in Transdanubien und die im Hochland.
In Siebenbürgen wurde das Krippenspiel von erwachsenen Männern gespielt, mit der Ausnahme von Maria und dem Engel, die von Kindern mit einer guten Stimme gespielt wurden. Eine Variante dieses Spiels ist das oben beschriebene Beispiel aus Himesháza. Eine andere Variante stammt aus Andrásfalva. Dort haben die Darsteller nach der Bitte, ins Haus eingelassen zu werden, Weihnachtslieder gesungen und die Szene der Herbergssuche vorgespielt. Dabei trägt der König das Bethlehem hinein und stimmt ein Grußlied an. Danach tritt Josef ein und die Szene wird mit Gesang und Dialog dargestellt. Anschließend kommen das Aufwecken der Hirten, die Geschenkübergabe und der Dialog mit dem "Alten Tschoban" (Öreg csobán). Die Hirten singen, tanzen und machen Andeutungen über die Gaben für die fleißigen Darsteller. Zum Schluss verabschieden sie sich mit Gesang.
Eine Variante des Krippenspieltyps in der ungarischen Tiefebene ist das Krippenspiel in Konyár. Die Darsteller sind: Herodes, Hirte, alter Hirte, Betjar (Bandit) und die Engel. Der den Herodes spielende Bursche bittet um Einlass. Wenn dieser gewährt wurde, singen sie zusammen das Weihnachtslied "Mennyből az angyal", worauf die Vorstellung des Betjars folgt. Danach folgen die Szene mit dem Aufwecken der Hirten, der Geschenkübergabe und dem witzigen Dialog der Hirten. Zum Abschied singen sie und wünschen dem Haus Segen. Der Betjar erwähnt in seinem Lied die Sammelbüchse.
Bei den Krippenspielen in Transdanubien tragen die Darsteller antikisierende Namen. In der Variante in Nagymizód zum Beispiel heißen die Hirten Titeris und Maksus, der alte Hirt heißt Koredob. Außer den Hirten nimmt noch der Engel an der Aufführung teil. Zum Schluss singen sie ein Lied, in welchem sie um Gaben bitten.
Die Krippenspielvariante im Hochland wurde entlang der Ipoly aufgeführt. Heute erinnern sich nur noch wenige daran. In den Krippenspielen bei Unter-Ipoly gab es fünf Darsteller. Der Kubo ist eine witzige, als Hirtenjunge verkleidete Figur. Er hatte einen Bart, trug eine gewendete Pelzmütze und eine Pelzjacke, auf seiner Schulter hing ein Rucksack, in seiner Hand hielt er einen Stock. Die anderen gingen in weißen, breitbeinigen Gatya-Hosen und in mit einer roten Schleife gebundenen Hemden. Auf ihren Köpfen hatten sie eine Bischofsmütze aus Pappe und in ihren Händen einen raspelnden Stock. Einer trug das Bethlehem mit einem Ledergurt um den Hals. Nach der Bitte um Einlass gingen alle ins Haus, den Kubo ausgenommen. Sie zündeten die zwei Kerzen vor dem Bethlehem an, sangen Weihnachtslieder und den Takt gaben sie mit dem raspelnden Stock vor. Nach dem Gesang kam der Kubo herein und es begann ein witziger Dialog. Zum Schluss sangen sie Heischelieder.
Das Krippenspiel mit Marionetten ist überwiegend um das Gebiet der Obertheiß, in der Umgebung von Esztergom und um das Balaton üblich. In Szatmárcseke gibt es sieben verschiedenen Puppenfiguren: zwei alte Hirten, zwei Hirtenjungen, zwei Engel, Herodes, der Teufel, der Tod und Kismiklós (der kleine Nikolas), der das Geld sammelt. Die Figuren werden in einem kirchen- oder krippenförmigen Bethlehem von einem Jungen bewegt. Die Szenen sind den anderen Krippenspielen ähnlich, nur kommt hier noch dazu, dass der Tod den Kopf von Herodes abschlägt. Auch hier wird gesungen.
Eines der bekanntesten ungarischen Weihnachtslieder, das oft bei Krippenspielen gesungen wird, stammt aus dem Komitat Heves:
Auf ihr Hirten, stehet auf,
Eilen wir in schnellem Lauf!
Bethlehem, so heißt der Ort,
Suchen einen Stall wir dort!
Seht den Stall, klopft an die Tür,
Herr, da liegen wir vor dir!
Seht den armen Kleinen,
Muss vor Kälte weinen,
Hat kein Polster, hat kein Bett,
Krippe seine Lagerstätt'.
Ochs und Esel steh'n dabei.
Dass er nicht erfriere,
Macht der Hauch der Tiere.
(Pásztó, Komitat Heves)
Referenzen
Zsuzsanna Tátrai: Jeles napok ¿ ünnepi szokások. Advent. In: Dömötör Tekla (Föszerkeztő): Magyar Néprajz Nyolc Kötetben. 7. Kötet. Budapest 1988. 232-238. (Zsuzsanna Tátrai: Vorzügliche Tage ¿ festliche Bräuche. Advent. In: Tekla Dömötör et al. (Hrsg.): Ungarische Volkskunde in 8 Bänden. Bd. 7. Budapest 1988. S. 232-238)