Palmbuschenweihe
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13.04.2025 (6 Fastensonntag = Palmsonntag)Nächstes Jahr
29.03.2026 (6 Fastensonntag = Palmsonntag)Turnus
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Festausübung
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Beschreibung
Die Fertigung der Endinger Prachtbuschen sieht als Grundelement die Verwendung oft kirchenschiffhoher Holzstangen vor, die von einer "Dole" aus Buchs, Kiefer, Stechpalmen oder Zedern gekrönt werden. Die glatt geschälten Stangenschäfte erhalten eine spiralförmige Umwicklung mit bunten Papierstreifen. Das obere Drittel des Palmen bietet Gelegenheit zur individuellen Auszier mit Fähnchen, Kreuzen, grünen Kränzen oder laternenartigen Weiden. Die Herstellung dieser aufwendigen Brauchrequisiten liegt vornehmlich in den Händen der 10-16 jährigen Jugendlichen. zu denen sich seit wenigen Jahren auch die Mädchen gesellen. Die Weihe der Palmen findet am Sonntagmorgen vor den Portalen der Endinger Wallfahrtskirche statt. Nach der Benediktion ziehen alle Teilnehmer der Feier durch die örtliche Kaplaneistraße zum Hauptgottesdienst in die Pfarrkirche St. Peter. Nach dem Gottesdienst richten die Palmträger ihre Stange am elterlichen Haus auf und belassen sie meist bis Ostern im Freien. Parallel zu den großen Prachtstangen der Jugendlichen tragen die Erwachsenen kleine Buschen immergrüner Pflanzenzweige zur Weihe. Diese finden dann bevorzugt im Herrgottswinkel der Stube, am Hauskruzifix oder in den Stallungen ihren Platz.
Bis zum Jahre 1977 kannte die Einbringung der Palmen keine eigene Brauchform. Die jetzige Prozession wurde vom amtierenden Pfarrherrn in Anlehnung an bereits bestehende Vorbilder eingeführt. Der Wettbewerb um die Präsentation des höchsten oder schönsten Prachtbuschen unter den Jugendlichen wurde durch keinerlei Anreize der Kirche oder der Gemeinde gefördert. Mit dem Termin der Einholung unter das Dach des Wohnhauses verbinden sich stark ausgeprägte Vorstellungen um eine atropäische Wirkung der "Baumpalmen". Am häufigsten wird der Schutz vor Blitz, Donner und Feuer genannt. Vor über 100 Jahren war der Palmesel in Endingen noch Bestandteil des Palmsonntag-Brauchbildes. Doch heute ist das Wissen um seine einstige Existenz und Funktion spärlich. Der hölzerne Palmesel ist als Relikt des einstigen Brauches im Stadtmuseum ausgestellt. Der Name Palmesel ist allerdings auch heute noch verbreitet und zwar als Benennung von Menschen, die sich am Palm- oder Ostersonntag nicht entsprechend allgemeiner Erwartungen verhalten, wie z.B. Spätaufsteher. Die Bezeichnung "Palmesel" belegt einen betroffenen Menschen mit dem Zeugnis inkonformer Handlungsweise.
Referenzen
Bernhard Oeschger: Zwischen Santiklaus und Martinsritt. Strukturen jahreszeitlicher Brauch-phänomene in Endingen am Kaiserstuhl. Frankfurt am Main 1981. S. 128 f.