Silvesterkläuse

Urnäsch

Herisau

Appenzell Ausserrhoden

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Dieses Jahr

31.12.2024 (31.12. Silvester /Altjahresabend/), 13.01.2024 (13.1. Altsilvester)

Nächstes Jahr

31.12.2025 (31.12. Silvester /Altjahresabend/), 13.01.2025 (13.1. Altsilvester)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Urnäsch

Kreis

Herisau

Region

Appenzell Ausserrhoden

Staat

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Beschreibung


Ablauf:
Am 31. Dezember und am 13. Januar verwandeln sich die Appenzeller in sogenannte Silvesterkläuse.
Es handelt sich hierbei um einen Jahreswechselbrauch der einmal nach dem aktuellen gregorianischen Kalender und einmal nach dem alten julianischen Kalender gefeiert wird. Akteure dieses Brauchs sind ausschließlich Männer, die sich als Silvesterkläuse verkleiden. Nur in Kindergruppen können auch Mädchen mitlaufen. Schon vor der Dämmerung am frühen Morgen des Silvestertages ziehen die „Klausschuppel“ (Gruppen) los um bei einem Mitglied oder Freund der Gruppe zu jodeln. Dort bekommen sie einen "Zmorge" (Frühstück). Gegen 11 Uhr fängt das richtige Klausen an. Die Kläuse ziehen mit lauten Glocken ("Rollen"), in kleinen Gruppen, von Haus zu Haus. Jedoch werden nur alteingesessene Appenzeller besucht. An der Spitze läuft der "Vorrolli", danach kommen die "Schelli" und am Schluss läuft der "Nachrolli". Die Kläuse bleiben vor den Häusern stehen und schellen. Der "Vorrolli" stimmt ein "Zäuerli" (wortloser appenzellischer Naturjodel) an. Nach dem dritten "Zäuerli" wünschen die Kläuse dem Hausherrn und seiner Familie ein gutes neues Jahr. Sie erhalten dafür eine Geldgabe, die sie wiederum für ihre teueren und aufwändigen Kostüme verwenden können. So ziehen sie in fester Reihenfolge von Haus zu Haus bis sie abends in einer Wirtschaft einkehren wo bis in die Morgenstunden "schlussgschlaussed" wird. Der Silvestertag des alten julianischen Kalenders läuft in ähnlicher Weise ab. Meist fällt das Frühklausen weg, wohingegen abends von Wirtschaft zu Wirtschaft gezogen wird. Die Kopfbedeckungen werden hier durch elektrische Lämpchen beleuchtet.

Figuren: Bei den Silvesterkläusen sind drei Figurentypen zu unterscheiden: die "schöne", die "wüeschte" (hässlichen) und die "schö-wüeschte" Wald- oder Naturkläuse.
Obwohl das Silvesterklausen heute ein reiner Männerbrauch ist, unterscheidet man bei den schönen Kläusen zwischen zwei Geschlechtern. Die "Mannevölcher" sind die männlichen Gestalten unter den Kläusen. Sie tragen ein oder zwei Schellen, die an einem Riemen über der Schulter zusammengehängt werden. Deshalb werden sie auch meist "Schelli" oder "Schellenklaus" genannt. Sie tragen eine einfarbige Tracht und schwere Schuhe. Ihre Kopfbedeckung besteht aus einem flachen, fast rechteckigen Hut, der mit Glaskugeln, Spiegeln, Silberpapier und Kordeln verziert ist. Zudem sind dort kleine hölzerne Figuren befestige, die bestimmte Szenen aus dem Volksleben darstellen. Die Maske, die früher oft aus Leder gefertigt war, ist meist mit einem Bart und einem "Lendauerli" (Pfeife) verziert.
Die "Rolli" oder "Rollenwiiber" (Rollenweiber) tragen eine Frauentracht. Um den Oberkörper ist eine hosenträgerartiges Ledergestell befestigt, an dem meist dreizehn geschnitzten, runden Rollen angebracht sind. Als Kopfbedeckung tragen sie sehr große halbrunde Hauben. Ihre Frauenmasken sind oft mit einer Blume im Mundwinkel bemalt. Ein "Schuppel" (Gruppe) von schönen Kläusen wird heutzutage durch zwei Rollenweiber und vier Schellenkläuse gebildet.
Die Kostüme der "wüeschte" Kläuse sind meist mit Naturmaterialien wie Tannenreisig, Moos, Blättern, Stroh und Rinden bedeckt. Dazu tragen sie oft schreckenerregende Masken, die mit Tierzähnen oder sogar Kaninchenschädeln verziert sind.
Die "schö-wüeschte" Kläuse sind eine Zwischenform der "schöne" und "wüeschte" Kläuse. Auch für ihre Kostüme werden viele Naturmaterialen verwendet. Auf ihren Kopfbedeckungen sind ähnliche Volksszenen dargestellt wie auf den Hauben der schönen Kläuse.

Geschichte:
Der Brauch der Appenzeller ist schon über zwei Jahrhunderte alt. Das Datum des alten Silvesters geht auf den von Julius Cäsar eingeführten Kalender zurück. Als Papst Gregor XIII. den Kalender 1582 reformieren wollte, stellten die Appenzeller sich gegen den neuen Kalender. Noch über 400 Jahre nach der Kalenderreform halten die Appenzeller an dem alten Silvestertermin fest. So wird bei ihnen zwei mal gefeiert. Jedoch hat sich erst seit den letzten Jahrzehnten das Neujahranwünschen von einem einfachen Betteln in simpler Maskierung zu einer kunstvollen Angelegenheit entwickelt. Im letzten Jahrhundert gab es vor allem von kirchlicher Seite Vorbehalte gegenüber dem angeblich unwürdigen und unanständigen Mittel um Geldgaben zu erbetteln. Heute scheint sich die Tradition des Silvesterklausen jedoch wieder weiter zu verbreiten. So gibt es seit einigen Jahren auch wieder Kläuse in Teufen im Appenzeller Mittelland. In den letzten Jahren wurde das Silvesterklausen in Urnäsch und Umgebung so berühmt, dass viele Touristen anreisen, um dem Treiben der Kläuse zuzusehen.

Referenzen

Margit Thüler [Red.]: Feste im Alpenraum : Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich. S.49-57.