13.01. Altsilvester
Als Papst Gregor XIII. mit der Bulle „Inter gravissimas“ 1582 den im Lauf der Jahrhunderte ungenau gewordenen, auf Julius Caesar zurückgehenden römischen Kalender reformierte, um ihn wieder dem astronomischen Jahr anzupassen, musste zwischen dem alten julianischen Kalender und dem neuen gregorianischen eine Differenz von 10 Tagen ausgeglichen werden. In der Praxis hieß dies, dass unmittelbar auf den 4. Oktober 1582 gleich der 15. Oktober 1582 folgte.
Da diese bis heute maßgebliche Kalenderreform jedoch vom Oberhaupt der katholischen Kirche ausging, lehnten es die reformierten Territorien nördlich der Alpen zunächst strikt ab, sich der neuen Regelung anzuschließen. So entstand die groteske Situation, dass über Generationen hinweg in konfessionsverschiedenen Gebieten
zwei unterschiedliche Kalender nebeneinander existierten. Die fixen Feste im J
hreslauf differierten dabei eben um zehn Tage, bei den beweglichen Festen des Osterzyklus kam es je nach der Terminierung des Frühlingsvollmondes nach altem und neuem Kalender zu teilweise noch viel größeren Verschiebungen.
Mit der Zeit freilich lenkten die reformierten Territorien ein und schlossen sich dem gregorianischen Kalender an. Lediglich in einigen ländlichen Relikträumen,
etwa im reformierten Teil des schweizerischen Kantons Appenzell, hielt sich die
alte Zeitrechnung hartnäckig. In dortigen Bauernkalendern werden sogar noch bis heute einzelne Termine nach julianischer Rechnung angegeben. Das gilt insbesondere für den Jahreswechsel. Da die Differenz zwischen altem und neuem Kalender seit 1582 weiter angewachsen ist und statt 10 nunmehr 13 Tage beträgt, fällt nach julianischem Kalender >Silvester, der letzte Tag des Jahres, auf den 13. Januar gregorianischer Rechnung. Diesen 13. Januar des neuen Kalenders begeht man in Appenzell als „Altsilvester“. An beiden Silvesterterminen, am neuen und am alten,
treten dort die sogenannten „Silvesterkläuse“ auf, maskierte Brauchgestalten, die gruppenweise von Haus zu Haus ziehen.
© Prof. Dr. Werner Mezger
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