17.01. Antonius Eremit
Antonius [* um 250 n.Chr], als Sohn wohlhabender christlicher Eltern in Mittelägypten geboren, verschenkte mit zwanzig Jahren seinen gesamten Besitz an die Armen, zog sich in die Einsamkeit zurück und führte ein asketisches Dasein. Während seines Aufenthalts in einer Felsengrabkammer in der Libyschen Wüste habe er, so die Legende, vielfachen Versuchungen durch den Teufel und dessen Dämonen widerstanden. Sein Ruf verbreitete sich weit und seine Berühmtheit wuchs ständig, obwohl er später an einem Berg jenseits des Nils in noch größerer Abgeschiedenheit lebte. Viele seiner Anhänger wurden ebenfalls Eremiten und bildeten ganze Einsiedlergemeinden. Zweimal verließ Antonius seine Einsiedelei und begab sich nach Alexandrien: das erste Mal, um den dort verfolgten Christen beizustehen, dann noch einmal, um öffentlich gegen die Arianer zu predigen. Von seiner Klause aus pflegte er viele Kontakte, unter anderem stand er im Briefwechsel mit Kaiser Konstantin. Er starbangeblich im Alter von 105 Jahren.
Die Verehrung des heiligen Antonius Eremita erreichte über Konstantinopel schon früh das Abendland. Um 1000 wurden seine Reliquien nach Frankreich überführt, wo sie zunächst nach St-Didier-de-la-Motte in der Diözese Vienne und 1491 nach St-Julien in Arles kamen. 1095 gründete Guérin, ein Adeliger aus der Dauphinée, die Ordensgemeinschaft der Antoniter, Da Antonius als Helfer gegen Seuchen verehrt wurde, vor allem gegen das sogenannte „Antoniusfeuer“, eine durch Vergiftung mit Mutterkorn hervorgerufene epidemische Krankheit, widmeten sich die Antoniter vorwiegend der Krankenpflege. Aus diesem Grund wurden sie auch als Hospitaliter vom heiligen Antonius bezeichnet. In ihren Glanzzeiten betrieben sie europaweit bis zu 370 Spitäler. Nach einer Phase des Niedergangs wurden sie 1777 mit den Malteserrittern bzw. den Johannitern vereint.
In der bildenden Kunst findet man Antonius Eremita meist mit einem T-förmigen Kreuz (Antoniuskreuz oder Taukreuz von griech. T = Tau) dargestellt, das auch Abzeichen der Antoniter war. Sein wichtigstes und populärstes Kennzeichen aber ist ein Schwein mit einem Glöckchen um den Hals. Von der bäuerlichen Bevölkerung wurde Antonius nämlich vor allem als Schutzpatron der Haustiere angerufen, die man durch ihn vor Seuchen und Pest sicher glaubte. Analog dazu betrieben die Antoniter traditionell Schweinezucht, wobei sie die Tiere als Gegenleistung für die Armenpflege frei weiden lassen durften.
Wegen des Schweineattributs schuf der Volksmund für Antonius Eremita im deutschs prachigen Raum leicht respektlose Bezeichnungen: in Schwaben „Saudone“, in Tirol „Fackentoni“ oder im Westfälischen „Swinetünnes“. Verbreitet waren und sind an seinem Gedenktag Tierbenediktionen, in Südeuropa zum Teil bis heute in der Form, dass am 17. Januar die Schweine durchs Dorf getrieben und zusammen mit anderen Haustieren gesegnet werden. Gelegentlich wird auch noch die Versuchung des Anton
ius durch maskierte Teufel und Dämonen dramatisch in Szene gesetzt, so etwa in Artá auf Mallorca.
© Prof. Dr. Werner Mezger