12.03. Gregor d. Gr.
Gregor (*540 – +604) [auch: Gregor „der Große“; Gregor Dialogus] war ein Papst des 6. Jahrhunderts und ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Auch innerhalb der orthodoxen Ostkirche genießt er, als einer der vier lateinischen Kirchenlehrer, bis heute viel Anerkennung. Er ist der Schutzpatron der Lehrer, Schüler und Studenten: bereits in vorchristlicher Zeit war der 12. März der Tag der Judendweihen. Seit 1969 ist sein Gedenktag ist der 3. September, die damit verbundenen Bräuche sind jedoch an seinem ursprünglichen Termin verblieben.
Aus einer einflussreichen römischen Beamtenfamilie stammend, übt Gregor zunächst den Beruf des Senators und später den eines römischen Präfekten aus. Nach dem Tod seines Vaters 575 entsagt er jedoch allen politischen Ämtern und wird Mönch, indem er die elterliche Villa in ein Benediktinerkloster umwandelt. 579 tritt er für Papst Pelagius II. in den Kirchendienst ein und wird als Gesandter zu Verhandlungen nach Konstantinopel geschickt, um den drohenden Einfall der Langobarden in Rom abzuwenden, was aber fehlschlägt. Nach seiner Rückkehr wurde er, nachdem er zuvor noch einige Jahre als päpstlicher Berater fungierte, nach dem Tod des Pelagius, als erster Mönch überhaupt zum Papst gewählt. Einem Amt, dem er sich ursprünglich entziehen wollte, durch ein Wunder jedoch auf seiner Flucht aus Rom entdeckt wurde. Obwohl Rom zu dieser Zeit unter oströmischer Herrschaft stand, handelte Gregor eigenmächtig den Rückzug der Langobarden aus Rom, gegen die Zahlung eines jährlichen Tributs, aus. Trotzdem gelang es ihm, vor allem durch seine Missionierungstätigkeiten in England und Spanien, die Herrschaft der römisch-katholischen Kirche in Europa auszubauen und dauerhaft zu festigen. Auch legte er mit der Zusammenlegung kirchlicher Ländereien den Grundstein des römischen „Kirchenstaates“. Damit wurde der Grundstein für ein neues gesamtabendländisches Kirchenbewußtsein gelegt, mit dem römischen Papsttum an der Spitze.
Als „Mönchspapst“ nannte sich Gregor „Knecht der Knechte Gottes“, was bis heute Bestandteil der päpstlichen Selbsttitulatur blieb. Die Armenfürsorge wurde ein wichtiges Element seines Pontifikats: Zu Anfang jeden Monats fand eine allgemeine Verteilung von Lebensmitteln statt. Ebenso mahnte Gregor die anderen Bischöfe, dass der Darbende nur dann für die Predigt empfänglich sei, wenn ihm zuvor eine „helfende Hand“ gereicht wurde. Almosen betrachtete er als Gott dargebrachtes Opfer, das letztlich Gnade im Gottesgericht erwirkt. Gregor schrieb den Begriff „Papst“ als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom fest. Mit ihm trat das Papsttum von der Spätantike ins Mittelalter über.
Vor allem seine Schriften, darunter ein Kommentar zum Buch Hiob, fanden große Anerkennung auch in der oströmisch-orthodoxen Kirche. Die von ihm zwar nicht erfundenen, jedoch verbreitet und geförderten „gregorianischen“ Choräle blieben lange Zeit fester Bestandteil der lateinischen Kirchenliturgie, wie sie sich noch heute in katholischen Messbüchern finden lässt. Nach einer, auch in vielen Bilddarstellungen kolportierten, Legende soll Gregor bei seinen Schriften direkt vom Heiligen Geist inspiriert worden sein.
Als Schutzpatron der Schüler und Lehrenden sind die Brauchformen zum Gedenktag des Heiligen Gregor kofessionsunabhängig eng mit Kinder- und Schulfesten verknüpft: Schülerspiele, Umzüge in Kostümen und Wettsingen fanden statt – seltener auch Symbolhandlungen wie Brot- und Süßigkeitsspenden durch den Rektor. In einer inszenierten „verkehrten Welt“ wurde ein Knabenrektor gewählt und mit den Insignien Schlüssel und Rute ausgestattet. Die Schüler verkleideten sich, oft gemäß ihren Berufswünschen, als Ärzte, Juristen, Pfarrer oder Lehrer. Die Lehrer hatten den Platz der Schüler einzunehmen. An der Universität Prag war es üblich, dass der Rektor die Studenten zum gemeinsamen Essen einlud. In kleineren Universitätsstädten erbettelten oder ersangen sich die Studenten die Speisen für ein gemeinsames Festmahl.