11.11. Martin
Der Heilige Martin von Tours [*316 – 397] wurde in Ungarn als Sohn eines römischen Offiziers geboren. In Italien wurde er als junger Mann zum Heeresdienst eingezogen. In dieser Zeit spielte sich auch die berühmte Mantelepisode ab, die bei Sulpicius Severus nachzulesen ist: Der junge Soldat teilt mit einem frierenden Bettler seinen Mantel.
Er ließ sich taufen und wurde im Jahr 371 schließlich – gegen seinen Willen – Bischof von Tours. Nach einer Legende versteckte er sich im Stall, um der Wahl zum Bischof zu entgehen, doch Gänse hätten ihn durch lautes Schnattern verraten. (Mit dieser oder ähnlichen Legenden wird häufig das Zubereiten von Martinsgänsen am Martinstag begründet, doch gibt es hier wohl keinen Zusammenhang. – siehe unten, Geschichte.)
Martin gründete noch vor seinem Bischofsamt eine Einsiedlerzelle in Ligugé, aus der das erste gallische Kloster hervorgehen sollte. Später, im Jahr 375, gründete er das Kloster Marmoutier, das zu einem wichtigen religiösen Zentrum wurde.
Am 8. November 397 starb der Bischof in der Nähe von Tours, sein Gedenktag ist der Tag seiner Beisetzung, der 11. November.
Martin von Tours galt als gerechter, bescheidener Bischof. Seine Demut und Gottgefälligkeit, sein asketisches Leben verbunden mit seiner Hinwendung zu den Armen und seiner Sorge um das Volk sind wohl der Grund dafür, dass er als erster Nichtmärtyrer als Heiliger verehrt wird.
Zahlreiche Gruppen haben ihn zu ihrem Patron gewählt, so z.B. Reisende, Arme, Reiter, Soldaten, Schneider oder Gefangene, er wird als Schutzpatron beispielsweise gegen Blähungen, Ausschläge oder Schlangenbisse und für die Fruchtbarkeit der Felder angerufen.
Der Heilige ist Namensgeber für über 30 Orte in Deutschland und mehrere Orte in Österreich, ihm wurden europaweit viele Kirchen geweiht. Besonders häufig ist er als Kirchenpatron im Raum Trier und Köln anzutreffen. Fünf Päpste haben sich nach ihm benannt.
Weitere gebräuchliche Namen für Martin sind: Märten, Märti, Marten, Merten, Morten.
Die Bräuche des Martinstages haben direkt eigentlich nur etwas mit der Mantelteilung und der Symbolik dieser Handlung zu tun, ansonsten findet das Leben und Wirken des Heiligen keine Berücksichtigung in den Brauchhandlungen. Als Festtag lässt sich der 11. November in den liturgischen Kalender nämlich auch einreihen als Beginn der alten Fastenzeit (Weihnachtsfasten, Martinifasten…) vor dem Epiphaniasfest, auf das er zuleitete. Ähnlich wie Aschermittwoch hatte der Martinstag also einen Schwellenfestcharakter. Diese Fastenzeit ist heute jedoch weitgehend aus dem Bewusstsein verschwunden. Eine weitere wichtige Bedeutung, hier jedoch wirtschaftlicher Art, wurde dem 11. November im Mittelalter zuteil: Der Tag wurde zu einem wichtigen Zinstermin, an dem der Zehnte und der Pachtzins fällig wurden. Desweiteren fand an diesem Tag (wie an Lichtmess) auch der Gesindewechsel statt, weil für den Bauern das neue Wirtschaftsjahr begann. Knechte und Mägde wurden für ihre Arbeit in Naturalien entlohnt. Dadurch wurde der Martinstag ein Festtag für das Gesinde, weil besonders ausgiebig gegessen und getrunken werden konnte.
An diesem Tag, vor dem näher rückenden Winter und direkt vor der Fastenzeit, schlachtete man auch das Vieh (Martinsschlachten). Dazu gehörten Gänse, die man nicht den ganzen Winter füttern konnte, und deshalb entstand eine Tradition, am Martinstag „Martinsgänse“ zu verzehren. Später wurden Deutungen gesucht, die mit dem Heiligen Martin in Verbindung standen, und so kam es zu der oben erwähnten Legende, die diesen Brauch mit einer Episode in der Heiligenvita verknüpft.
Eine besondere Rolle kam dem Martinstag des Jahres 1810 zu: In Preußen wurde die Leibeigenschaft mit Wirkung zu diesem Tag endgültig abgeschafft, wie es in vielen deutschen Staaten bereits zuvor der Fall gewesen war.
Am Martinstag – in evangelischen Gebieten auch am Vorabend zum Geburtstag Martin Luthers, – ist es in Deutschland an vielen Orten üblich, mit Laternen umzuziehen. Es sind vor allem Kinder, die auf Initiative der Kindergärten und Schulen mit selbst gebastelten Laternen durch die Straßen ziehen und einfache Lieder singen. Oft wird der Umzug von einem berittenen „Sankt Martin“ begleitet. Zum Abschluss des Umzuges wird ein Martinsspiel um die Mantelteilung aufgeführt, ein Rollenspiel, bei dem der Heilige seinen Mantel mit dem Schwert teilt, um einen Bettler am Wegesrand vor dem Erfrieren zu retten. Der Heilige wird dabei zumeist als Bischof, im Rheinland auch als römischer Soldat dargestellt. Teilweise zeigen sich Vermischungen mit Nikolausbräuchen.
Nach dem Martinsspiel kommt es gewöhnlich zu einer Ansprache durch einen Geistlichen oder Lehrer. Oftmals wird ein Martinsfeuer entzündet, besonders häufig ist es im Rhein- und Siegerland, in Südwestfalen und den Niederlanden.
Ein weiterer üblicher Brauch ist an St. Martin das Gripschen: Kinder ziehen durch die Straßen und heischen Süßigkeiten und andere Gaben. Dabei werden Lieder gesungen oder Sprüche aufgesagt, mit denen man die Gaben erbittet.
Regional gibt es viele unterschiedliche Bräuche am Martinstag, die bei den entsprechenden Orten nachzuschlagen sind. Beispiele sind die Martinimärkte, teilweise noch anzutreffende Martinssegen oder das Trinken der Martinsminne, des neuen Weines.
Eine zentrale Bedeutung in den Martinsumzügen hat die Lichtsymbolik. Im Kirchenjahr beginnt am 2. November mit Allerseelen eine Zeit, in der dem Licht eine besondere Stellung zukommt, gefolgt von der Adventszeit und Weihnachten bin hin zu Lichtmess am 2. Februar. Der Martinsabend mit seinen Laternenumzügen reiht sich darin ein. Der biblische Leitspruch für diesen Brauch findet sich bei Lukas 11,38f: „Niemand zündet eine Lampe an und stellt sie in ein Versteck“. Das Licht, das die Dunkelheit erhellt, steht gleichsam für das Leben des Heiligen Martin, der durch seine Barmherzigkeit das Leiden und die Nöte vieler Menschen erträglicher macht und ihr Leben somit heller und schöner werden lässt. Sowohl die Laternenumzüge als auch die Martinsfeuer haben einen Bezug zu dieser Lichtsymbolik, wie sie im Johannes-Evangelium eine zentrale Rolle spielt.
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