02.02. Mariae Lichtmess
Anlass für das Fest, das im deutschsprachigen Raum im Volksmund „Mariae Lichtmess“ heißt, ist eine zentrale Szene aus der Kindheitsgeschichte Jesu: die Darstellung im Tempel bzw. Mariae Reinigung. Nach mosaischem Gesetz galt eine Frau in Israel nach der Geburt eines Kindes als kultisch unrein und hatte sich 40 Tage nach ihrer Niederkunft einer rituellen Reinigung im Tempel zu unterziehen. Zugleich musste dort das Neugeborene vorgestellt werden. Aus der vierzigtägigen Zeitspanne zwischen Geburt und Tempelbesuch nach jüdischen Brauch ergibt sich auch der Termin des Festes im christlichen Jahreslauf: Von >Weihnachten, also vom 25. Dezember an gezählt, ist der 40. Tag der 2. Februar. Wird der ältere Weihnachtstermin, nämlich >Epiphanie am 6. Januar als Ausgangsdatum genommen, so führen die 40 Tage bis zur Darstellung des Herrn auf den 14. Februar. An dieser zweiten Berechnungsvariante orientierte sich lange Zeit der gallikanische Liturgiebereich. Brauchrelikte der später zugunsten des 2. Februars aufgegebenen gallischen Terminierung sind möglicherweise in den mittlerweile am 14. Februar gefeierten >Valentinstag eingeflossen.
Die Ausgestaltung des Festes mit liturgischen und bräuchlichen Handlungen setzte offenbar schon sehr früh ein. So ist bereits für das 5. Jahrhundert in Jerusalem eine Lichterprozession bezeugt. Diese Lichtsymbolik hat sich bis heute erhalten, wenn beispielsweise in vielen katholischen Kirchen am 2. Februar noch immer eine Kerzenweihe durchgeführt wird. Den inhaltlichen Anknüpfungspunkt hierfür liefert der in Lk 2, 25 – 35 bei Darstellung Jesu im Tempel geschilderte Lobpreis des greisen Simeon, der vor seinem Tod den Erlöser schauen darf und ihn prophetisch als ¿ein Licht zu erleuchten die Völker¿ bezeichnet (Lk. 2, 32). In früheren Jahrhunderten wurden an Mariae Reinigung vielfach sogar die Kerzen fürs gesamteliturgische Jahr benediziert, weshalb am 2. Februar große Wachs- und Kerzenmärkte – eben „Lichtermessen“ – stattfanden, die schließlich zu der populären Festbez
eichnung „Lichtmess“ führten. Hie und da entwickelten sich um die Lichtsymbolikdes Festes auch profane Bräuche, z. B. beim Lichterschwemmen in Eisenkappel in Österreich.
Als traditionelles Orientierungsdatum in der Phase der wieder länger werdenden Tage und kürzer werdenden Nächte, einer neuen „Lichtmessung“ sozusagen, war der 2. Februar zudem eine wichtige Zäsur im bäuerlichen Arbeitsjahr. „Lichtmess, bei Tag ess“, hieß es in Süddeutschland. Jetzt war die Winterzeit vorbei, und gleichzeitig endeten auch die von >Martini an üblichen allabendlichen „Lichtstube“, bei denen sich die jungen Frauen in einer beheizten Stube um eine Lichtquelle sammelten und gemeinsam spannen. Mit solchen Regelungen wurde die liturgische Lichtsymbolik des 2. Februar geschickt aufgegriffen und in die Alltagspraxis transformiert.
Im Zyklus des Kirchenjahres markiert Mariae Lichtmess, seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht mehr als Marienfest, sondern nur noch als „Darstellung des Herrn“ und damit als Herrenfest begangen, den endgültigen Schluss der Weihnachtszeit. Am 2. Februar werden in den Kirchen die Weihnachtskrippen abgebaut. Von Lichtmess an kreisen die Bräuche vermehrt um Fastnacht, Fasching und Karneval. Um die Vorbereitungszeit auf >Ostern von allem unheiligen Treiben freizuhalten, wurden nach der Reformation im Süden der Lüneburger Heide und im Raum Merseburg – etwa in Spergau – sogar die gesamten fastnächtlichen Aktivitäten offiziell auf Lichtmess verlegt.
© Prof. Dr. Werner Mezger
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